Mindestlohn-Initiative

Mehr Lohn, weniger Jobs

Einen Mindestlohn von gut 4000 Franken pro Monat: Das verlangt der Schweizerische Gewerkschaftsbund. HR Today hat sich bei drei Firmen umgehört, was sie von der Mindestlohn-Initiative halten.

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) verlangt, dass der Bund einen gesetzlichen Mindestlohn festlegt. Dieser soll 22 Franken pro Stunde betragen und später regelmässig angepasst werden. Dazu hat der SGB die Volksinitiative  «Für den Schutz fairer Löhne» (Mindestlohn-Initiative) eingereicht.

Lukas Büchi, Personalleiter des Industrie-Unternehmens Bucher Schörling AG, ist kein Befürworter von Mindestlöhnen. «Der Markt legt die Löhne selber fest», ist er überzeugt. Er ist gegen ein staatliches Eingreifen in die Lohnpolitik. Stattdessen plädiert er dafür, die Hoheit über die Löhne bei den Firmen und den ihnen angeschlossenen Verbänden zu belassen. «Ändert man die Mindestlöhne, müssen auch die mittleren Löhne angehoben werden», argumentiert Büchi. Alles andere wäre ungerecht.

Zwar könnte sich durch einen Mindestlohn die Lohnschere etwas schliessen, hebt Büchi einen Vorteil der Initiative hervor. Doch in Bezug auf die Lohnfrage müssten viele Faktoren berücksichtigt werden: «Man kann Löhne nicht pauschalisieren, sie sind abhängig von der Branche und der Region.» In Zürich, wo die Lebenskosten deutlich höher sind als etwa im Appenzellerland, seien höhere Löhne notwendig.

Sollte das Volk die Mindestlohn-Initiative annehmen, würde das die Firma Bucher vor keine allzu grossen Probleme stellen: «Bei uns erhält jeder Mitarbeiter, der älter als 20 Jahre und angelernt ist, ein Gehalt von mindestens 4200 Franken», sagt Büchi.

Mehr Lohn, höhere Preise

Bei der Migros ist der Mindestlohn im Landes-Gesamtarbeitsvertrag verankert und beträgt 3800 Franken pro Monat - etwas weniger, als die Mindestlohn-Initiative verlangt. Urs Peter Naef, Mediensprecher der Migros, bezweifelt, dass ein Mindestlohn überall durchsetzbar ist: «Der Preisdruck ist enorm. Viele Leute kaufen im Ausland ein. Die Migros muss die Preise senken und gleichzeitig die Effizienz steigern.» Würde die Migros die Löhne anheben, würde das zu steigenden Personalkosten führen, was sich in den Preisen der Migros-Produkte niederschlagen würde, sagt Naef. Was wiederum dazu führen würde, dass noch mehr Leute ennet der Grenze einkaufen gehen würden.

Die Personalkosten fallen bei der Migros stark ins Gewicht: «Ein Lohnprozent entspricht 50 Millionen Franken», erläutert Naef. Zudem sei es einseitig, nur die Löhne anzuschauen; die Migros-Angestellten würden von vielseitigen Nebenleistungen profitieren. «Der Lohn ist nur ein Teil davon.»

Mehr Lohn, mehr Arbeitslose

Auch beim Paketkurierdienst DHL betrachtet man die Mindestlohn-Initiative als verfehlt. Durch einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn würden vor allem die Niedrigqualifizierten höhere Löhne empfangen. «Bei einem ohnehin bestehenden Überangebot an Niedrigqualifizierten auf dem Arbeitsmarkt würde deren Arbeitslosigkeit weiter steigen, da Mindestlöhne zu einer Abwanderung der Arbeitsplätze für Niedrigqualifizierte führen», heisst es seitens der DHL. Die Lohnunterschiede zwischen gut und weniger gut Verdienenden würden durch die Initiative deshalb nicht ausgeglichen werden.

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