Die Sicht der Wissenschaft
Über die Lebensspanne hinweg verliert die Maximierung von Leistung und Ressourcen an Bedeutung und die Aufrechterhaltung des Status Quo wird immer wichtiger, erläutert Alexandra M. Freund, Professorin an der Universität Zürich, in ihrer Keynote. Somit verändert sich auch die für den Lernprozess zentrale Motivation im Laufe des Lebens. Da junge Erwachsene grosses Potenzial für Entwicklungs- und Leistungsgewinne haben und wenige Verluste erleiden, steht für sie der Zugewinn im Zentrum. Im mittleren Erwachsenenalter werden erste Erfahrungen von Verlusten gemacht, somit wird die Aufrechterhaltung wichtiger. Alte Erwachsene erleiden viele Verluste, sie haben weniger Potenzial für Entwicklungs- und Leistungsgewinne. Somit sind sie allgemein weniger motiviert, maximale Leistung anzustreben, jedoch hoch motiviert, Verluste zu kompensieren.
Gemäss einer Studie von Ebner, Freund und Baltes (2006) bestehen Altersunterschiede in der Zielorientierung und Zielauswahl, wie Alexandra M. Freund weiter ausführt. Für junge Erwachsene ist das Ziel wichtiger als der Weg, sie sind primär motiviert, Gewinne zu maximieren («Ergebnisfokus»). Da sich im höheren Alter die Ressourcen verringern, wird das Erreichen neuer Ziele unwahrscheinlicher. Somit verschiebt sich der Fokus älterer Erwachsenen auf den Prozess zur Erreichung eines Ziels («Prozessfokus»). Aus diesen Gründen muss Weiterbildung der veränderten Motivation im Erwachsenenalter Rechnung tragen. «Für jüngere Erwachsene muss die Orientierung also stärker auf dem Gewinn liegen und für ältere Mitarbeitende stärker auf der Aufrechterhaltung», betont die Professorin. Der Prozess der Weiterbildung sollte generell in den Vordergrund gestellt werden.