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Mit neuen Mitteln die Arbeitssicherheit im Personalverleih verbessern

Berufsunfälle: Kein mangelhaftes Verhalten der Personalverleiher

Das Unfallrisiko von temporär Arbeitenden am Arbeitsplatz war lange Zeit Gegenstand kontroverser Diskussionen. Nun schafft eine Pilotstudie der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (EKAS)(1) Klarheit. Sie entlastet die Personaldienst-leister vom Generalverdacht: Für das teilweise höhere Unfallrisiko von temporär Arbeitenden sind Anstellungsdauer, Ausbildung und Beruf und nicht ein mangelhaftes Verhalten der Personalverleiher verantwortlich.

Lange Zeit wurde darüber gestritten, warum temporär Arbeitende, die im Bau oder in der Industrie eingesetzt sind, ein höheres Berufsunfallrisiko haben als ihre festangestellten Arbeitskollegen. Die einen mutmassten, temporär Arbeitende würden für besonders gefährliche Arbeiten eingesetzt oder mangelhaft darauf vorbereitet. Die anderen erklärten das höhere Unfallrisiko mit den spezifischen Merkmalen von temporär Arbeitenden, insbesondere punkto Alter und Ausbildung. Zur Klärung dieser Frage hat die EKAS bei der Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung (SSUV) die erwähnte statistische Untersuchung über das Unfallgeschehen im Personalverleih in Auftrag gegeben.

Die klärende Studie

Die Resultate der Studie entlasten die Personalverleiher. Denn die Studie zeigt, dass das unterschiedliche Unfallrisiko von temporär Beschäftigten und Festangestellten mit den spezifischen Merkmalen von temporär Arbeitenden und nicht mit dem Verhalten der Personaldienstleister zusammenhängt:

Zu einem guten Teil wird das höhere Unfallrisiko von temporär Arbeitenden durch die Kürze des Beschäftigungsverhältnisses verursacht. Mangelnde Kenntnisse des neuen Arbeitsplatzes resultieren in einem erhöhten Unfallgeschehen in den ersten Wochen eines Jobs. Dies gilt für temporär Arbeitende ebenso wie für Festangestellte. Nur sind temporär Arbeitende vergleichsweise häufig neu am Arbeitsplatz, weil sie naturgemäss für kürzere Dauer im Einsatz sind als Festangestellte.

Als zweiter wichtiger Faktor spielt die Ausbildung für das Unfallgeschehen eine Rolle. Die Studie zeigt, dass Hilfskräfte – temporäre wie festangestellte – ein mehr als doppelt so hohes Unfallrisiko haben wie ausgebildete Arbeitskräfte. Wenn temporär Arbeitende häufiger verunfallen, dann deshalb, weil sie deutlich häufiger ungelernt und als Hilfskräfte im Einsatz sind als ihre festangestellten Kollegen.

Engagement für eine Verbesserung der Arbeitssicherheit

Auch wenn die Personalverleiher nicht direkt für das höhere Berufsunfallrisiko von temporär Arbeitenden verantwortlich sind, so findet swissstaffing doch jeden Unfall einen zu viel. Deshalb engagiert sich swissstaffing seit zwei Jahren in einem Projekt der EKAS, das die Unfallprävention im Personalverleih verbessern will. Ziel ist es, den betroffenen Akteuren – Einsatzbetrieben und Personalverleihern – Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, die sie bei der Suche und Vermittlung geeigneter Arbeitskräfte unterstützen.

Eine Arbeitsgruppe mit verschiedenen Fachleuten der Suva, des Seco, der Unia, von swissstaffing, des Baumeisterverbandes und von Personalverleihfirmen hat die neuen Hilfsmittel entwickelt und getestet. Ein Hilfsmittel ist ein Objekt, das benutzt wird, um ein bestimmtes Ziel schneller oder besser zu erreichen, als es ohne dieses möglich wäre. Das Ziel in unserem Fall  ist die Verbesserung der Berufsunfallprävention im Personalverleih. Die neuen Hilfsmittel richten sich an Personalberaterinnen und Personalberater, an Verantwortliche in Einsatzbetrieben sowie an temporäre Arbeitskräfte. Eine Verbesserung der Berufsunfallprävention und des Gesundheitsschutzes erfolgt beim Personalverleih immer im Zusammenspiel dieser drei Partner, weshalb die Hilfsmittel ihre Wirkung im optimalen Zusammenspiel der Partner entfalten.

Anforderungsprofil

Das informationstechnologisch (IT) gestützte Anforderungsprofil richtet sich an Betriebe, die temporäre Arbeitskräfte einsetzen. Es besteht aus einer strukturierten Tabelle, die es erlaubt, auf einfache Art und Weise die erwünschten Anforderungen an die temporären Arbeitskräfte zu erfassen und aufzuführen. Die wichtigsten Kriterien sind die Ausbildung, die Berufserfahrung, der Einsatzbereich, die Kenntnisse der relevanten Aspekte zur Verbesserung der einsatzspezifischen Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes sowie die erforderliche Schutzausrüstung.

Qualifikationsprofil

Das IT-gestützte Qualifikationsprofil richtet sich an die Personalberater der Verleihbetriebe. Es besteht ebenfalls aus einer strukturierten Tabelle, die neben den relevanten persönlichen Daten ermöglicht, angebotsbezogen Tätigkeit, Einsatzgebiet, Erfahrungen und Ausbildungen zu erfassen und aufzuführen.

Eine der wesentlichsten Stärken der beiden Hilfsmittel liegt darin, dass einsatzspezifisch – das heisst unter Berücksichtigung der Kriterien Branche, Beruf, Erfahrung und bisherige Ausbildung – die geeigneten Dokumente zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz online direkt verfügbar gemacht werden.

Das Anforderungsprofil und das Qualifikationsprofil sind nicht an feste Arbeitsabläufe gebunden und eignen sich deshalb für eine Vielzahl grosser und kleiner Ausleih- und Einsatzbetriebe. Allerdings sind die beiden Hilfsmittel vorerst auf das Branchenumfeld des Baugewerbes ausgerichtet. swissstaffing wird in Workshops Schnittstellen zu bestehenden IT-Lösungen aufzeigen und im Rahmen von Ausbildungsseminaren eine sinnvolle Integration der neuen Hilfsmittel in die Arbeitsabläufe verführen.

Sicherheitspass

Dieser soll es den temporären Arbeitskräften ermöglichen, alle Instruktionen und Ausbildungen zum Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz auszuweisen. Aber auch für die Verleih- und die Einsatzbetriebe ist der Sicherheitspass nutzbringend: Im Verleihbetrieb kann die arbeitssicherheitsrelevante Instruktion und damit die Vermittelbarkeit jeder temporären Arbeitskraft gezielt gefördert und Stufe für Stufe ausgebaut werden. Die Zuständigen in den Einsatzbetrieben verschaffen sich anhand des Sicherheitspasses rasch ein erstes Bild der Voraussetzungen, welche die temporäre Arbeitskraft bezüglich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz mitbringt. Die Handhabung des Sicherheitspasses ist denkbar einfach und selbstsprechend. Der Sicherheitspass ist nicht obligatorisch, bringt aber allen Seiten Vorteile und fördert die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz im Personalverleih.

  • 1 Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung (SSUV) (Hrsg.) (2009). Unfallrisiken und Schadenverlauf im Personalverleih. www.ekas.ch
     
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David N. Peter, dipl. Ing. ETH/BWI 
Arbeitsausschuss Hilfsmittel 
Arbeitssicherheit im Personalverleih

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Myra Fischer Rosinger

Myra Fischer-Rosinger ist Direktorin von swissstaffing, dem Branchenverband der Personaldienstleister. Die Politologin und Volkswirtschaftlerin prägt die Entwicklung von swissstaffing seit 2006. Massgeblich beteiligt war sie an der Einführung des Gesamtarbeitsvertrags Personalverleih, der seit 2012 in Kraft ist. Im Branchenverband swissstaffing sind 300 schweizerische Personaldienstleister organisiert. Der Arbeitgeberverband ist Kompetenz- und Servicezentrum für die Temporärbranche und vertritt die Anliegen seiner Mitglieder gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. www.swissstaffing.ch

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