Talentmanagement

Mit Talenten auf Augenhöhe kommunizieren

Social Recruiting und Social Media Employer Branding sind nach wie vor Trendthemen im Recruiting. Und doch nutzen erst wenige Firmen in der Schweiz aktiv Social Media für die Talentgewinnung – dabei sollten Unternehmen dort kommunizieren, wo ihre Zielgruppe ist.

Social Media bringen Firmen mit potenziellen Mitarbeitenden in Kontakt. So ist es möglich, einen Dialog zu führen sowie Einblicke ins Unternehmen zu geben. Die Baloise Group hat vor fast zweieinhalb Jahren die ersten Schritte gemacht und bis heute nicht bereut. Bevor man damit beginnt, sind einige Vorüberlegungen erforderlich: Was und wie soll kommuniziert werden? Wer kommuniziert? Welche Plattformen kommen in -Frage? Welche Ressourcen stehen zur Verfügung? Und nicht zuletzt: Wie fit sind die Mitarbeitenden im Umgang mit Social Media?

Social Media als Teil des Employer Brandings

Das Ziel ist es, mithilfe von Social Media die Arbeitgebermarke bei den relevanten Zielgruppen positiv zu positionieren und so die Personalgewinnung zu unterstützen. Die Baloise Group unterscheidet hier Plattformen zur Inhaltserstellung (Blog, Youtube) und Plattformen zur Verbreitung von Inhalten (Facebook, Twitter etc.).

Bereits sehr früh in der Konzeption der Social-Media-Strategie der Baloise Group hat man sich für den Aufbau eines Karriereblogs als Ergänzung der Karriere-Webseite entschieden. Dort berichten Mitarbeitende von ihrer Arbeit, kommen in Interviews zu Wort und schreiben Bewerbungs- und Karrieretipps. Die Vorteile liegen auf der Hand: dynamische und aktuelle Inhalte, Dialogorientierung und hohe Suchmaschinenrelevanz. Man darf sich aber keine Illusionen machen – ein Blog schreibt sich nicht von selbst: Viel Koordinations- und Aufklärungsarbeit muss geleistet werden.

Darüber hinaus wird Video für die Unternehmenskommunikation immer wichtiger. Filme über das Unternehmen, über Mitarbeitende und Jobs bieten auch kleineren Unternehmen grosse Chancen. Dabei müssen Videos heute nicht mehr teuer sein, um Erfolg zu haben: Bereits mit dem Smartphone können qualitativ gute Videos gedreht werden. Die Filme werden auf Youtube bereitgestellt und dann, nach Bedarf, auf anderen Social-Media-Plattformen geteilt und in die Stellenanzeigen integriert.

Facebook ist für die Baloise immer noch eine zentrale Plattform, da knapp die Hälfte der Schweizer Bevölkerung hier aktiv ist. Die Vorteile liegen in der enormen potenziellen Reichweite. Neben regelmässigem Publizieren von Inhalten wird es heute immer wichtiger, diese Inhalte auch zielgruppengerichtet mithilfe von Facebook-Werbeanzeigen zu vermarkten.

Eine halbe Million Nutzer zählt Twitter aktuell in der Schweiz. Deshalb ist es sinnvoll, die sogenannte Microblogging-Plattform als Kommunikationskanal in Erwägung zu ziehen. Auch hier verteilt die Baloise Inhalte wie Blogartikel und Videos, postet Stellenangebote und berichtet live von Recruiting-Events. Das Unternehmen konnte bereits Anstellungen über Twitter generieren, was das Potenzial für die Zukunft aufzeigt. Twitter fordert aber eine besondere Aufmerksamkeit, denn die Plattform lebt von der Echtzeitkommunikation, und man sollte daher permanent einen Blick darauf haben.

Neu im Social-Media-Portfolio der Baloise ist der Google+-Auftritt. Die grosse Menge versierter Nutzer sowie die Relevanz für die Suchmaschinenpositionierung sind hier ausschlaggebend für das Engagement. Die Kontakt-«Kreise» der Plattform machen es sehr einfach, zielgruppenfokussiert zu kommunizieren, und mit Google Hangouts kann direkt mit dem Unternehmen gesprochen werden. Die Datenqualität der Benutzerprofile ist ausserdem besser als die bei Facebook – hier eröffnen sich gute Voraussetzungen zum Aufbau von Talent-Communities.

Social Recruiting – Recruiter-Accounts und Unternehmensprofile

Xing und LinkedIn sind insbesondere mit Blick auf Active Sourcing (proaktive Direktansprache) potenzieller Mitarbeitender nicht mehr wegzudenken. Momentan hat Linked-In in der Schweiz mehr Nutzer, jedoch ist Xing in den deutschsprachigen Regionen etwas stärker vertreten. Beide Plattformen bieten Möglichkeiten, umfangreiche Unternehmensprofile zu unterhalten – die Basisprofile sind sogar gratis. Diese Möglichkeiten sollte jedes Unternehmen wahrnehmen.

Die Direktansprache wird mit einem Premium- bzw. Recruiter-Account auf beiden Plattformen deutlich komfortabler und leistungsfähiger. Aber hier gilt es, einiges zu beachten: Kontaktieren Sie potenzielle Kandidaten nur, wenn sie wirklich auf die offene Stelle passen, respektieren Sie, wenn ein Mitglied nicht kontaktiert werden möchte und individualisieren Sie unbedingt Ihre Ansprache.

Insbesondere im angelsächsischen Raum werden Google+ und auch Facebook inzwischen zur Direktansprache genutzt. Man kann davon ausgehen, dass diese Instrumente zukünftig auch in der Schweiz vermehrt eingesetzt werden.

Pinterest und Instagram – 
Social Media visuell

«Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte» ist die Devise bei der Nutzung von Pinterest, Instagram & Co. Hier bieten sich Chancen, den Arbeitgeber sichtbar zu machen. Natürlich fällt das den Unternehmen mit Produkten, die man anfassen kann, leichter. Geschichten und Motive gibt es aber in jedem Unternehmen: Man muss nur mit offenen Augen durch die Firma gehen. Eines ist überall spannend: die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen und der potenzielle Arbeitsplatz.

Pinterest erlaubt es, thematische Pinnwände zu erstellen, die einzelne Themen oder Anlässe visuell darstellen, und dann darauf zu verlinken. Instagram eignet sich, Bilder auf anderen Plattformen zu teilen. 

Mitarbeitende werben 
Mitarbeitende

Eine der grössten Chancen für die Personalgewinnung mithilfe von sozialen Netzwerken sind die Mitarbeitenden selber. Ihre Empfehlungen führen zu den besten Besetzungen offener Stellen. Empfehlungen und Trainings für die Belegschaft schaffen hier ideale Voraussetzungen für effektives Rekrutieren.

Erfolgsmessung – das Problem 
von «Social»?

Die Erfolgsmessung hängt von der Zielsetzung ab. Am Ende zählt natürlich die Menge der erreichten Rekrutierungen – diese lässt sich aber nur selten direkt messen. Follower- und Userzahlen geben Anhaltspunkte, sind letztlich jedoch genauso vage wie Rankingplatzierungen. Doch dieses Problem ist den Personalmarketern nicht neu – es ist so alt wie das Thema selbst. Es wird an KPI und Analysen gearbeitet. Die ganze Wahrheit wird man aber nicht finden.

Die Frage lautet nicht ob, 
sondern wann?

Social Media Employer Branding und insbesondere auch Social Recruiting stecken in der Schweiz, noch immer, in den Kinderschuhen. Klar ist aber, dass Social Media nicht nur eine vorübergehende Modeerscheinung sind. Social Media sind gekommen, um zu bleiben. Die Unternehmen müssen entscheiden: Wollen sie, dass über sie geredet wird, oder wollen sie mitreden? Das Thema zu ignorieren, ist definitiv keine gute Strategie.

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Michèle Richner arbeitet als HR Social Media Manager bei der Baloise Group und befasst sich sehr intensiv mit den Möglichkeiten, die das Social Web für Recruiting und Employer Branding eröffnet.

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