Im zweiten Schritt ging es dann um den Online-Rekrutierungsanlass: Die Teilnehmer konnten sich über das Telefon oder über ihren Rechner online einwählen. Während des Anlasses wurden IBM Research, das DOME-Projekt, der Projektpartner ASTRON sowie das Leben am zukünftigen Arbeitsplatz im niederländischen Dwingeloo vorgestellt. Sogar der Direktor von IBM Research – Zürich nahm an der Online-Konferenz teil und stellte sein Labor vor - um zu demonstrieren, dass das Projekt der Firma wirklich wichtig ist.
Am Schluss gab es eine Frage-Runde. Die Event-Teilnehmer konnten ihre Fragen mündlich am Telefon oder per Chat stellen. «Interessanterweise wurden diese zu 90 Prozent via Chat gestellt», sagt Sciacca. Die Teilnehmer nutzen die Gelegenheit und prüften die Organisatoren auf Herz und Nieren: «Wir wurden von den Kandidaten auf die Probe gestellt», sagt Ottow. Der ganze Rekrutierungsanlass sei sehr interaktiv gewesen, gerät der HR Manager ins Schwärmen. «Ein solcher Event hat eine ganz andere Qualität als normale Rekrutierungen via Inserat.» Es war auch für IBM eine Chance, sich zu präsentieren, den hohen Standard der Arbeit des Forschungslabors aufzuzeigen, potenzielle Mitarbeiter für IBM zu begeistern und wertvolle Kontakte zu knüpfen.
Etwa 65 Forscher und Studenten weltweit nutzten die Gelegenheit und nahmen am Rekrutierungsanlass teil. Direkt danach erhielt IBM etwa 37 Bewerbungen, im Verlauf der nächsten Tage erhöhte sich deren Zahl auf rund 70. «Ein Drittel wurde aussortiert, zwei Drittel behielten wir», sagt Ottow. Die Bewerbungen gaben sie zum Teil auch an ihren Projektpartner ASTRON weiter. Mindestens sechs Personen, also zehn Prozent, werden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. «Eine unglaublich hohe Zahl!», zeigt sich Ottow begeistert.
Vorerst vergeben IBM und der Projektpartner sieben Stellen, später kommen weitere dazu. «Ziel des Events war auch, ein Netzwerk aufzubauen und mit Leuten in Kontakt zu treten, für die wir vielleicht aktuell keine Stellen haben, die aber möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt für das Projekt von Nutzen sind» sagt Ottow.
«Aus HR-Sicht war das Projekt sehr erfolgreich», fasst Ottow zusammen. «Wir haben Leute aus der ganzen Welt erreicht und CVs aus Afrika, Asien und Europa erhalten.» Und im Vergleich zum Resultat seien die Kosten sehr niedrig gewesen. Auch die Arbeit hielt sich in Grenzen: «Drei bis vier Monate dauerte die Vorbereitungszeit», sagt Kommunikations-Manager Sciacca. Für gewöhnliche Stellen eigne sich ein solcher Anlass allerdings nicht, glaubt Ottow. «Wir würden viel zu viele Bewerbungen auf wenige Stellen erhalten.»
Rekrutierung bei IBM
Auch für IBM wird es schwieriger, gute Fachleute zu finden. Doch da das Unternehmen international ausgerichtet ist und eine gute Reputation habe, sei es vergleichsweise einfacher, offene Stellen zu besetzen. Weltweit arbeiten für IBM Research rund 3000 Wissenschaftler in 12 Laboren, im Forschungslabor in Rüschlikon sind es Mitarbeiter aus 45 Nationen. «Wir bieten interessante Projekte an, die einen aktuellen Bezug zu den Problemen auf der Welt haben», hebt Chris Sciacca die Attraktivität seines Arbeitgebers hervor. Es gebe viele Talente; die Schwierigkeit sei, diese zu finden, ergänzt Oliver Ottow. «Wir können viele Mitarbeiter haben, doch unsere Herausforderung ist es, die Besten zu bekommen.» Eine kleine Anspielung auf die Konkurrenten macht Chris Sciacca dann doch noch: «IBM ist zwar 102 Jahre alt, aber immer noch innovativ. Wir wollen zeigen, dass die coolsten Dinge nicht nur bei Google und Facebook passieren, sondern auch bei IBM.»