Nehmen Sie jeden Ratschlag an?
Am Arbeitsplatz erhalten wir regelmässig Ratschläge von allen Seiten: von Vorgesetzten, Mentoren, Beratern und Arbeitskollegen. Ein Ratschlag kann die Entscheidungsfindung verbessern, aber wir sind nicht immer bereit, diesen auch anzunehmen. Wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, spielen Emotionen hierbei eine wichtige Rolle.
Die Rubrik «Fokus Forschung» präsentiert HR-relevante Forschungsergebnisse aus wissenschaftlichen Fachmagazinen. (Illustration Fokus Forschung: 123RF)
Gemäss einer Studie von Ilona de Hooge von der Rotterdam School of Management befolgen wir Ratschläge je nachdem, ob wir uns in einem positiven oder negativen Gefühlszustand befinden, und abhängig davon, ob sich diese Gefühle auf uns selbst oder die Aussenwelt beziehen. In zwei Experimenten liess die Forscherin Studierende eine Aufgabe am Computer erledigen. Vor dem Lösen der Aufgabe wurden die Teilnehmenden entweder in einen positiven oder negativen Gefühlszustand versetzt.
Im ersten Experiment provozierte die Forscherin bei den Teilnehmenden Gefühle in Bezug auf einen Mit-Teilnehmenden. Dies geschah, indem der Mit-Teilnehmende sich als sehr behilflich erwies oder die Teilnehmenden mit seinem Verhalten verärgerte. Im zweiten Experiment wurden hingegen Gefühle in Bezug auf die Teilnehmenden selbst ausgelöst. So lösten die Teilnehmenden einen manipulierten Intelligenztest entweder sehr gut oder sehr schlecht, wodurch sie Stolz respektive Scham empfanden. Bei beiden Experimenten mussten sich die Teilnehmenden im Anschluss daran für das Lösen einer von zwei möglichen Computeraufgaben entscheiden. Hierbei riet ihnen ein Mit-Teilnehmender, für welche der beiden Aufgaben er sich aus seiner Sicht entscheiden würde.
Die Resultate zeigen, dass Teilnehmende mit einem positiven Gefühlszustand in Bezug auf die Aussenwelt dem Ratschlag eher Folge leisten, als wenn ihr Gefühlszustand aufgrund von Ärger gerade negativ ist. Richtet sich das Gefühl jedoch auf sich selbst, kehrt der Effekt. Teilnehmende, welche sich selbst gegenüber gerade eine negative Emotion wie Scham empfinden, befolgen viel eher den Rat des Gegenübers, als wenn sie eine positive Emotion wie Stolz empfinden.
Die Ergebnisse verbessern das Verständnis über Entscheidungsfindungen und helfen zu verstehen, unter welchen Umständen wir Ratschläge annehmen. Damit ein Ratschlag beim Gegenüber ankommt, sollten Mentoren, Vorgesetzte und Berater den Gefühlszustand ihres Gegenübers beachten und einen geeigneten Zeitpunkt für das Beratungsgespräch wählen. Ein ruhiger, emotional ausgeglichener Moment scheint am besten dafür geeignet, Ratschläge neutral anzubringen.
- Quellen: De Hooge, I. E., Verlegh, P.W.J., & Tzioti, C. (2013). Emotions in Advice Taking: The Roles of Agency and Valence. Journal of Behavioral Decision Making.