Die Noser Young Professionals AG nimmt innerhalb der Noser Gruppe einen Non-Profit-Status ein. «Seit unserer Gründung haben wir immer kostendeckend gewirtschaftet, dabei sind wir jedes Jahr zwischen 40 und 60 Prozent gewachsen», erklärt Krebs sichtlich stolz. «Haben wir einen Überschuss, kann dieser beispielsweise zur Finanzierung des Nothelferkurses für die Lernenden verwendet werden – das bietet für sie einen zusätzlichen Anreiz – oder wir bieten gar eine zusätzliche Ausbildungsstelle an.»
Ein kleiner Teil des Umsatzes fliesse aber auch an die Verbundsfirma der Noser Management Gruppe zurück: «Denn viele Services, wie etwa Legal & Compliance oder auch HR-Dienstleistungen, werden von Noser Management übernommen.»
Best Case 1: Sonova AG
Gianluca Stoob ist angehender Informatiker und EFZ-Applikationsentwickler und wird bei der Sonova persönlich und individuell gefördert.
Herr Stoob, Sie wollten weder Bürokaufmann noch Masseur lernen – Berufe, die Blinde oft ergreifen. Warum haben Sie sich für die Informatiker-Lehre entschieden?
Gianluca Stoob: Ich habe schon sehr früh einen Computer mit Braille-Zeile und Screenreader-Software bekommen. Was damit alles möglich ist, hat mich sehr fasziniert. Deshalb habe ich bei Sonova einen Schnupperbesuch gemacht und im Anschluss eine Schnupperlehre. 2013 habe ich die Lehrstelle bekommen. Ich habe gleich gemerkt, dass ich bei Sonova wirklich etwas lernen kann. Hier entwickle ich Software-Applikationen für Datenbanken, Websites oder Desktop-Anwendungen. In den bald zwei Jahren habe ich sehr viel gelernt. Programmieren finde ich cool. Ich schreibe los und wenn ich das Endergebnis habe, gibt mir das ein wirklich gutes Gefühl.
Was würden Sie anderen (seh-)behinderten Schülern auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz raten?
Sie sollen auf keinen Fall aufgeben, sondern ihren eigenen Traum verwirklichen. Wenn man etwas kann, dann schafft man es auch, andere davon zu überzeugen. Diese Einstellung «Hey, ich kann das auch!» sollen sie rüberbringen.
Was sagen Sie zu den Anpassungen, welche die Sonova am Hauptsitz für Sie vorgenommen hat, und was stünde noch auf Ihrer Wunschliste?
Das Leitsystem ist eine super Arbeit – die Linien führen genau dorthin, wohin sie sollen. Allein schon, dass Sonova bereit war, das zu machen, rechne ich meinem Arbeitgeber hoch an. Alles, was ich bei meiner Arbeit benötige, wurde umgesetzt. Als «nice to have» würde ich es begrüssen, wenn die Kaffeemaschinen vom Touchscreen wieder auf normale Tastatur umgestellt würden.
Sonova AG
Die Sonova, zu der die Kernmarken Phonak, Unitron, Connect Hearing und Advanced Bionics gehören, ist der führende Hersteller von Hörlösungen mit Hauptsitz in Stäfa. Das Unternehmen hat seine Investitionen in die Berufsbildung in den letzten drei Jahren erhöht und die Zahl der Ausbildungsplätze von 22 auf 44 verdoppelt. Mittlerweile bietet die Sonova Ausbildungsplätze für zwölf verschiedene Lehrberufe an.
Best Case 2: Noser Young Professionals AG
Corina Jaussi ist angehende Informatikerin und EFZ-Applikationsentwicklerin bei der Noser Young Professionals AG.
Frau Jaussi, was hat Sie als junge Frau auf den Geschmack einer IT-Lehre gebracht?
Corina Jaussi: Ich wollte eigentlich zuerst in Richtung soziale Arbeit gehen. Aber ich habe ein paar Freunde, die in der Informatik-Branche tätig sind. Sie hatten mir immer wieder mal ein paar Aufgaben gestellt – das hat mich neugierig gemacht. Und mit Informatik kann man durchaus auch helfen. Am Anfang war ich noch etwas schüchtern, aber ich habe inzwischen sehr viel gelernt, gerade bei Projekten. Und je mehr ich gelernt und nachgefragt habe, desto selbständiger bin ich geworden. Wenn ich nun im dritten Lehrjahr zu einer Verbundsfirma komme, kann ich selbständig arbeiten.
Die Lehrlinge der Noser Young Professionals bearbeiten Projekte für Verbundsfirmen der Noser Gruppe und für externe Kunden – was war bisher Ihr Highlight?
Ich habe schon Webprojekte für externe Kunden übernommen, etwa für eine Immobilienfirma. Zudem durfte ich unsere Software, die ich mitprogrammiert habe, Berufsbildnern präsentieren, die einen Weiterbildungskurs bei der Lernwerkstatt Olten besuchten. In einem anderen Fall war ich bei einem Prozess von der Kundenanfrage über die Realisierung, bis hin zur Abgabe dabei, das hat mir sehr gefallen. Ich habe bisher noch nicht mit allzu vielen Firmen der Gruppe zu tun gehabt, ausser mit Bucher + Suter, die hier im gleichen Haus sind. So konnte ich an einem Meeting mit Bucher + Suter Deutschland teilnehmen. Die Besprechung über ein mögliches Projekt war sehr spannend. Es ist gut, dass viele der Verbundsfirmen hier im gleichen Haus sind, da lernt man einige Leute kennen und damit auch die Firmen. Mein absoluter Favorit ist aber Noser Young Professionals.
Noser Young Professionals AG
Die Noser Young Professionals AG ist ein eigenständiger Teil der Noser Gruppe für berufliche Grundbildung und Weiterbildung. 2010 mit neun Lernenden gegründet, beschäftigt sie heute an zwei Standorten (am Hauptsitz in Bern und an der Zweigstelle in Zürich) 59 Lehrlinge und sieben ausgebildete Mitarbeitende, die auch produktive Dienstleistungen für die Partner in der Noser Gruppe und gegenüber externen Kunden erbringen.