Neuer Job, und dann? - Uni Zürich wills genau wissen
Ein Forscherteam der Universität Zürich untersucht, wie der Stellenantritt gelingt. Stellenwechsler werden über einen längeren Zeitraum regelmässig befragt. Mit den Ergebnissen der Studie könnten HR-Professionals und Arbeitgeber den Recruiting- und Einarbeitungsprozess für neues Personal verbessern.

Was passiert nach dem Stellenantritt? Fühlt sich der neue Kollege wohl? Findet er sozialen Anschluss und macht ihm die neue Aufgabe Spass? Oder langweilt er sich und sucht schon nach einem neuen Job? Die Einarbeitungsphase, neudeutsch Onboarding von Personal, ist Gegenstand einer Studie der Universität Zürich. (Bild: HOK, Bürowelten)
Hat man geeignete Kandidaten erfolgreich als neue Mitarbeitende gewinnen können, spricht dies für ein gelungenes Recruiting und gute Personalauswahl.
Doch was passiert eigentlich, nachdem Personen eine neue Stelle angetreten haben?
Onboarding - hier werden Weichen gestellt
Im Fachjargon wird die erste Phase nach einem Stellenantritt als Onboarding bzw. organisationale Sozialisation bezeichnet. Onboarding bezeichnet das Einstellen und Integrieren neuer Mitarbeiter aus Sicht der Organisation; organisationale Sozialisation bezeichnet spezifischer die Einarbeitung in die eigentliche Arbeitsaufgabe und die soziale Eingliederung in das direkte Arbeitsumfeld und die Organisation.
Ob die Einarbeitung gelingt, zeigt sich natürlich darin, ob die neuen Mitarbeitenden die an sie gestellten Anforderungen erfüllen. Genauso wichtig ist aber auch, ob sie mit der neuen Arbeit zufrieden sind und sich wohlfühlen, eine geringe Absicht haben, das Unternehmen wieder zu verlassen, sich mit den Werten und Normen des Unternehmens identifizieren können und eine hohe Bindung an das Unternehmen entwickeln.
Was kann nun getan werden, damit der Stellenantritt gelingt? In der psychologischen Forschung wurden bereits eine Reihe von Massnahmen auf Unternehmensseite und Eigenschaften auf Seite der neuen Mitarbeitenden identifiziert, die einen erfolgreichen Start in den neuen Job begünstigen.
Studien zeigen, dass regelmässige Gespräche mit dem Vorgesetzten und eine klare Kommunikation der Erwartungen und Ziele durch den Vorgesetzten positive Effekte haben.
Neue Jobs sind nicht bloss super - es gibt auch negative Aspekte und diese sollte man aufzeigen
Bereits vor Stellenantritt erweist sich eine sog. realistische Tätigkeitsvorschau als überaus hilfreich: Dies bedeutet, dass die Kandidaten bereits im Bewerbungsprozess auch einen Einblick in potentiell negative Aspekte der späteren Tätigkeit erhalten. So kann verhindert werden, dass bestimmte Erwartungen an die neue Stelle enttäuscht werden.
Auf Seite der Mitarbeitenden zeigte sich, dass die Einarbeitungsphase beispielsweise dann gelingt, wenn Personen Neugierde besitzen, selbstständig Feedback durch die Vorgesetzten oder Kollegen einholen und aktiv Networking betreiben. Gut ist ebenfalls, wenn Personen stark lernorientiert sind, d.h. sie motiviert sind, neue Dinge zu lernen und sich durch Probleme nicht entmutigen lassen.
Uni Zürich ermittelt die Onboarding-Fakten
In einer neuen Studie untersucht ein Team aus Psychologen der Universität Zürich, welche Verhaltensweisen der Mitarbeitenden eine gelungene Einarbeitung fördern. Teilnehmen können Personen, die vor ca. vier Monaten eine neue Arbeitsstelle angetreten haben.
Die Studie wird über den Zeitraum eines Jahres mit insgesamt vier Befragungszeitpunkten durch Online-Fragebögen durchgeführt. Die mehrmalige Befragung erlaubt es den Forschenden, zentrale Entwicklungen und Veränderungen in diesem wichtigen Zeitraum nach einem Stellenantritt abzubilden.
Ein Schwerpunkt der Untersuchung liegt dabei auf der Frage, wie Personen mit unbefriedigenden Aspekten bzw. Situationen während ihrer Einarbeitung umgehen. Dabei interessieren sich die Forscher auch für die Beziehung zum Vorgesetzten und Merkmalen des Arbeitsplatzes.
Studienergebnisse spannend für HR-Personen
Die Ergebnisse sind sowohl für neue Mitarbeitende selbst als auch für Personen im HR-Bereich von hoher Relevanz. Personaler erfahren durch die Studie, welche Verhaltensweisen und Arbeitsplatzmerkmale wichtig für eine gelungene Einarbeitung sind und können diese durch entsprechende Massnahmen gezielt fördern. Darüber hinaus werden sie erfahren, welche Aspekte der Mitarbeiter-Vorgesetzten-Beziehung von grosser Bedeutsamkeit sind. Diese können dann beispielsweise in Führungskräftetrainings und -workshops gezielt gefördert werden.
Durch die viermalige Befragung der neuen Mitarbeitenden innerhalb eines Jahres können ausserdem sensible Phasen und zeitverzögerte Effekte bestimmter Verhaltensweisen und Randbedingungen identifiziert werden.
Sinnvollerweise animieren HR-Mitarbeiterinnen neu angestelltes Personal, an der Studie teilzunehmen. HR Today wird die Untersuchung journalistisch begleiten und erste Ergebnisse der Studie Ende dieses Jahres veröffentlichen.
An der Studie teilnehmen
Unter www.psychologie.uzh.ch/stellenantritt erhalten Interessierte weitere Informationen und können sich für die Untersuchung anmelden. Alle Teilnehmenden erhalten nach Abschluss der Untersuchung eine Zusammenfassung der Ergebnisse und eine Liste mit praktischen Gestaltungsempfehlungen für die erste Phase nach einem Stellenantritt.
Für Rückfragen steht Projektleiterin Maike Debus per E-Mail oder Telefon (044 635 72 22) zur Verfügung. (pd)