20 Jahre HR Today

«Offenbar schämt man sich in vielen Unternehmen seiner menschlichen Mitarbeiter»

Stefanie Zeng war zwischen 2010 und 2013 die dritte Chefredaktorin von HR Today. Im Interview spricht sie über Auseinandersetzungen mit Kommunikationsleuten, leere Floskeln und unvergessliche Storys.

Frau Zeng, was hat Sie an dem Job bei HR Today gereizt?

Stefanie Zeng: Mich hat das Thema angesprochen und weil ich sowohl einen journalistischen als auch einen wirtschaftlichen Hintergrund habe, passte die Ausschreibung wie die Faust aufs Auge. Aus privaten Gründen war ich ausserdem auf der Suche nach einem Job in Zürich. Das Interview bei HR Today war das einzige, das ich damals geführt habe und es war gleich ein Treffer.

Welche Ausgangslage haben Sie vorgefunden?

Ich war zuerst Teil des Teams als Produzentin von HR Today, noch mit Connie Voigt als Chefredaktorin. Arbeitsort war die Samariterstrasse, gleich beim Römerhof. Wir waren damals zu dritt, mit Marianne Rupp.

Welche publizistischen und journalistischen Akzente standen für Sie in Ihrer Ära im Vordergrund, auf die Sie rückblickend besonders stolz sind?

Puh, schwierige Frage. Doch, mir fällt was ein: Stolz bin ich darauf, dass ich den Kurztext endgültig vom Cover verbannt habe. Der war nicht nur mühsam zu erstellen, sondern auch optisch für das Cover eines Magazins ziemlich fragwürdig.

Welche Story ist Ihnen in unvergesslicher Erinnerung geblieben?

Als ein bekannter Personalvermittler meinte, sein Interview bei der Absegnung mal eben komplett umformulieren und auf das Doppelte verlängern zu können. Meine Einwände dagegen quittierte er ziemlich herablassend und vermittelte mir das Gefühl, dass ich als Frau in meinem Alter ihm als Mann in seiner Position unmöglich widersprechen könne. Er wollte dann mit meinem Chef reden – der sich inhaltlich allerdings nie eingemischt hat. Wir haben das Interview dann kurzerhand gekippt und er fiel raus.

Auf eine kurze Formel gebracht: Was haben Sie zum Thema «Human Resources» gelernt?

Dass der Mensch im Mittelpunkt steht (lacht). Diese Floskel wird von vielen Unternehmen wahnsinnig gern gebraucht und ist letztlich so leer.

Was war das grösste Ärgernis bei der journalistischen Auseinandersetzung mit der HR-Welt?

Immer wieder die Auseinandersetzung mit den Kommunikationsleuten in Unternehmen. Was ist so schlimm daran, wenn ein HR-Leiter in einem persönlichen Porträt von seiner gescheiterten Ehe erzählt und auch dazu steht? Sowas rückt doch ein Unternehmen nicht in schlechtes Licht, das ist menschlich. Aber offenbar schämt man sich in vielen Unternehmen seiner menschlichen Mitarbeiter oder verkennt den Wert von Geschichten.

Serie: 20 Jahre HR Today

HR Today wird 20 Jahre alt. Am 5. Juni 2018 feiern wir unser Jubiläum. Bis dahin blicken wir jede zweite Woche zurück auf den HR-Diskurs der vergangenen 20 Jahre. Dafür haben wir im Archiv gekramt, alte Artikel ausgegraben und uns auf die Suche gemacht nach den damaligen Protagonistinnen und Protagonisten sowie ehemaligen Chefredaktorinnen, um mit ihnen über die Entwicklungen im HR zu sprechen. Zur Übersicht

Welche drei HR-Themen waren in Ihrer Ära dominierend?

Employer Branding, Generation Y und E-Recruiting.

Was macht für Sie die DNA, die Seele, den Charakter von HR Today aus?

Eine Sache, die das Heft schon immer einzigartig macht, ist sicher das umstrittene Grossformat. Ich selbst habe versucht, es abzuschaffen und handtaschentauglich zu machen, wie es von vielen Leserinnen oft gefordert wurde. Ich bin mit dem Ansinnen aber stets gescheitert und muss heute sagen: Gott sei Dank. Denn das Grossformat von HR Today gibt dem Heft einen unverwechselbaren Charakter. Genau wie die schwer zu definierende Logo-Farbe (lacht).

An welche Anekdote aus dem Redaktionsleben erinnern Sie sich?

Als ich bei HR Today angefangen habe, bot die Bildgestaltung in jedem Heft reichlich Stoff für gleich mehrere Anekdoten. Die Kompositionen aus jener Zeit sind von heute aus betrachtet ziemlich lustig. In der Ausgabe über Sucht am Arbeitsplatz gab es sogar einmal ein Bild, in dem eine Redaktorin in einem Weinglas schwamm. Ein anderes Mal hatten wir auf dem Cover eines Specials Mitarbeiter mit Flügeln abgebildet...

Was bleibt, wenn Sie an HR Today zurückdenken und welche Bedeutung hat diese Station in Ihrer beruflichen Karriere?

HR Today war eine ganz entscheidende Station meiner beruflichen Karriere. Als Berufsanfängerin habe ich dort angefangen und wurde innerhalb von eineinhalb Jahren mit viel Verantwortung ausgestattet. Das war zwischendurch auch immer mal beängstigend, hat mir aber langfristig geholfen, zu erkennen, dass am Ende immer nur mit Wasser gekocht wird und letztlich schon alles gut wird.

Zur Person

Stefanie Zeng ist seit fünf Jahren Chefredaktorin der Fachzeitschrift Miss Moneypenny, die sich an Assistentinnen und Office Managerinnen in der Schweiz richtet. Sie hat das Magazin von Grund auf konzipiert und aufgebaut. Zuvor war Zeng dreieinhalb Jahre lang Chefredaktorin von HR Today und für die Lancierung von hrtoday.ch mitverantwortlich.

 

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Ehemaliger Chefredaktor HR Today.

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