Massnahmen der ersten Woche:
Der oder die Vorgesetzte führt ein Gespräch zur Klärung der folgenden zwei Fragen:
1. «Woran wirst du, woran werden wir in 10 Wochen erkennen, dass du bei uns die richtige Person am richtigen Platz bist?» In der Probezeit soll in erster Linie sowohl auf der Ebene der Hard- als auch der Soft-Skills das Potential des oder der Neuen erkennbar werden. Erst in zweiter Linie sollen schon fertige, fehlerfrei Arbeitsprodukte am Ende der Probezeit erstellt worden sein. Diese Ziele von der betrieblichen Seite müssen vorher definiert und an diesem Gespräch auch kommuniziert werden. (Bsp. Ziel 1: Nach 10 Wochen kennst du 80% unserer wichtigsten Kunden und ihre für uns relevanten Kennzahlen. Du hast mit mindestens XX von ihnen persönlichen Kontakt gehabt und die Rückmeldungen der Kunden sind durchwegs gut. Ziel 2: Du hast mindestens 3 realisierbare Vorschläge eingebracht zur Verbesserung/Vertiefung der Kundenbeziehung).
Bei diesem Gespräch soll unbedingt auch der oder die Neue sagen: «Woran werde ich gegen Ende der Probezeit erkennen, dass dies für mich der richtige Job ist.» Auch diese Ziele sollen in die Probezeit-Zielvereinbarung aufgenommen werden.
2. «Welcher Lerntyp bist du?» Grundsätzlich ergründen Menschen die Welt auf unterschiedliche Art und Weise. Die einen wollen auf der Basis von «Versuch und Irrtum» ihre eigenen Erfahrungen machen, die andern wollen eine Frage erstens intellektuell kognitiv richtig begreifen, bevor sie handeln.
Sollten Sie jemals mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin versucht haben ein IKEA Gestell aufzubauen, wissen Sie, wovon ich spreche. Die ersten reissen voller Elan die Verpackung auf und gehen an die Arbeit, irgendwann auf halbem Weg stellen sie entnervt fest: «Es fehlen drei Halterungen!» – In dieser Zeit hat die zweite Person sorgfältig den Inhalt der Verpackung geprüft und die Gebrauchsanweisung gelesen. Wenn Sie die materielle Einarbeitung typenspezifisch gestalten, haben Sie einen wichtigen Schritt im Onboarding gemacht: Der erste Typ wird voller Freude schnell ein erstes Werkstück erstellen und keine grosse Mühe damit haben, dass Sie vieles daran korrigieren und erklären. Der zweite Typ wird während dieser Zeit immer noch Ordner und Manuals wälzen und versuchen, sich ein Bild vom Ganzen zu machen bevor er sein erstes –idealerweise qualitativ besseres- Werkstück abliefert und eher sensibel auf Kritik reagiert.
Massnahmen der vorgesetzten Person während der Probezeit und im ersten Jahr:
- Zeigen und erklären Sie der neuen Mitarbeiterin, dem neuen Mitarbeiter warum es sie oder ihn braucht. Erklären Sie den Mehrwert, den diese Person dem Betrieb, Ihrer Organisationseinheit bringt. Sinnstiftung schafft Befriedigung und Identifikation mit dem Arbeitgeber.
- Führen Sie die Person so, dass sie durch die Aufgabenstellungen oszillieren kann zwischen Komfort-Zone («Das kann ich alles schon sehr gut») zu Forderung («Jetzt muss ich etwas Gas geben») zu Überforderung («So eine Aufgabe habe ich noch nie selber gemacht, doch weiss ich schon einiges dazu und ich strenge mich jetzt total an, damit das gelingt») zurück in die Komfort - Zone usw.
- Achten Sie darauf, ob und ab wann der oder die Neue Possessiv-Pronomen wie «Unser», «Wir», «bei uns ...» regelmässig und selbstverständlich braucht und damit den Betrieb, die Organisationseinheit, das Team meint.
In diesem Augenblick haben Sie Ihr Ziel erreicht: Die Person fühlt sich an Bord und agiert als ein Teil des Unternehmens!
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