Pandemie verändert Nutzerverhalten
Die Nachfrage nach digitalen Tools im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) ist seit Beginn der Pandemie gestiegen, beobachten Unternehmen und Anbieter. Was digitale BGM-Tools können und wie Unternehmen sie anwenden.
Digitales BGM: Was Apps über die Covid-19-Pandemie hinaus bringen. (Bild: iStock)
Die Zukunft des BGM wird digitaler. Das zeigen auch die jüngsten BGM-Pläne von DHL Express Schweiz. «Dieses Jahr rollen wir ein umfassendes Health&Wellbeing-Projekt aus, das sich ‹Wellbeing360› nennt», sagt Dana Marzan, HR Development Specialist. Der Grund? «Der langfristige Erfolg eines BGM lässt sich nur durch ein ganzheitliches Massnahmenpaket begründen.» Deshalb beinhalte das BGM-Unterfangen von DHL alle Bereiche eines gesunden Arbeitslebens: physische, psychische und emotionale Gesundheit, Ernährung, Gestaltung des Arbeitsplatzes, des Büros und der Arbeitsumgebung. Abgebildet wird es in einer digitalen Plattform, welche Nutzer durch die verschiedenen Themen führt. «Mitarbeitende aller Länder mit ähnlichen Interessen oder gleichen gesundheitlichen Zielen können sich darüber vernetzen und gemeinsam ihre Ziele erreichen.»
Bereits heute nutzt DHL für die Mitarbeitendengesundheit digitale BGM-Tools. Beispielsweise die virtuelle «VP GO Destination Challenge» von Virgin Pulse. DHL-Mitarbeitende finden darauf Informationen zu Gesundheitsthemen: von Ernährung, Schlaf, mentalem Wohlbefinden bis hin zu Bewegung. «Nebst der Gesundheit unserer Mitarbeitenden konnten wir damit auch die Zusammenarbeit und das freundschaftliche Verhältnis untereinander steigern», bilanziert Marzan. Da die Standorte von DHL über die ganze Schweiz verteilt sind, wäre es ohne «VP GO» fast unmöglich gewesen, gemeinsam etwas für die eigene Gesundheit zu tun, sagt Marzan. «An der Challenge können alle Mitarbeitenden teilnehmen und in 7er-Teams gegeneinander antreten.»
Personalisierte Erlebnisse
«Covid-19 hat digitalen BGM-Programmen Schub verliehen», beobachten die beiden Software-Anbieter Bernhard Schlosser, Executive Director Europe von Virgin Pulse, und Patrick Stäuble, Geschäftsführer von Medbase Fit im Job. Durch die Homeoffice-Pflicht hätten sich viele Mitarbeitende zu wenig bewegt und seien emotional gestresster gewesen. «Arbeitgebende waren deshalb gefragt, Mitarbeitenden einen Anreiz zu bieten, etwas für ihre Gesundheit und gegen die häusliche Isolation zu tun. Digitale BGM-Programme können hier Hand bieten», sind sich die beiden einig.
Diese seien heute weit mehr als Schrittzähler, sagt Schlosser. «Etablierte digitale BGM-Programme nutzen neueste Technologien wie künstliche Intelligenz oder maschinelles Lernen, um ein personalisiertes Erlebnis zu schaffen und Teilnehmende zum richtigen Zeitpunkt gezielt mit BGM-Inhalten zu unterstützen.» Mittlerweile böten diese BGM-Plattformen nicht nur Gesundheitsinhalte, sondern auch Anbindungen zu tragbaren Geräten, anderen digitalen Tools und Offline-Programmen.
Digitale BGM-Tools befinden sich im Wandel und werden von Anbietern regelmässig aktualisiert. «Allein 2022 werden wir rund 50 Millionen Dollar in Produktinnovationen investieren», hält Schlosser von Virgin Pulse fest. Verbesserungsvorschläge kämen von Branchenexperten, Produktmanagern, aus dem eigenen wissenschaftlichen Institut wie auch von Kundenseite. «Erst kürzlich haben wir eine erweiterte Funktion von Ranglisten bei unseren Challenge-Lösungen wie VP GO umgesetzt, die IBM an uns herangetragen hat, wodurch nun alle Kunden profitieren.» Auch Patrick Stäuble führt bei seinem BGM-Tool ein- bis zweimal im Jahr Anpassungen durch, die auf Kundenwünsche basieren: «Vor einigen Monaten haben wir so das ‹myRelax›-Modul um weitere Übungen zur Achtsamkeit und Resilienz erweitert.»
Flankierende Massnahme
Noch ist der Zenit bei digitalen BGM-Tools nicht erreicht. Gemäss Bernhard Schlosser von Virgin Pulse werden digitale BGM-Tools künftig noch intensiver genutzt, da viele Arbeitnehmende weiterhin im Homeoffice arbeiten werden und somit nicht an Gesundheitsinitiativen am Arbeitsplatz teilnehmen können. «Beschäftigte wollen ihre Arbeitszeit und Gesundheitsroutinen zudem selbst einteilen, statt sie sich vom Arbeitgebenden vorgeben zu lassen.»
Ein digitales Tool zur Gesundheitsförderung genüge jedoch auch in Zukunft nicht. «Ein BGM-Tool ist und bleibt eine flankierende Massnahme», sagt Patrick Stäuble. Dem kann Bernhard Schlosser nur zustimmen: «Software macht BGM-Verantwortliche keinesfalls überflüssig. Sie werden mehr denn je gebraucht, um ein strategisches BGM-Programm im Unternehmen zu implementieren.»
Virgin Pulse
Virgin Pulse ist Teil der Virgin Group von Sir Richard Branson und mit 17 Jahren Markterfahrung auf globaler Ebene Anbieter von Technologielösungen, die das Engagement und Wohlbefinden von Mitarbeitenden nachhaltig und messbar fördern. Die Plattform-Lösungen reichen von schlüsselfertig und binnen weniger Tage implementiert bis hin zu individualisierten Kundenlösungen, die in Unternehmens- wie auch BGM-Strategie eingebettet werden. virginpulse.com
Medbase Fit im Job AG
Die Medbase Fit im Job AG mit Sitz in Winterthur begleitet seit 1988 Mitarbeitende und Unternehmen auf dem Weg zu mehr Wohlbefinden und Energie. In Seminaren und Coachings vermittelt Medbase Fit im Job dafür fundiertes Know-how. Seit 2003 vertreibt das Unternehmen auch verschiedene Online-Tools. Unter anderem das Gesundheitsportal «myChange», das Mitarbeitenden alltagstaugliche und konkrete Tools vermittelt. Es zeigt, wie man seine persönlichen Gesundheitsziele erreicht, und liefert wissenswerte Informationen rund ums Thema. my-change.ch