Berufstätige verbringen einen erheblichen Anteil ihrer Zeit am Arbeitsplatz. Nahezu jeder fünfte Arbeitnehmer (19 Prozent) hat sich hier schon einmal verliebt und 14 Prozent der Berufstätigen sind bereits eine feste Beziehung am Arbeitsplatz eingegangen.
Weitere 35 Prozent der Erwerbstätigen können sich eine solche Beziehung vorstellen. Ein knappes Fünftel (17 Prozent) derjenigen, die bereits eine feste Partnerschaft an ihrem Arbeitsplatz eingegangen sind, hat dafür sogar eine bestehende Beziehung beendet.
Dies sind die Ergebnisse einer repräsentativen Studie, die Forsa im Auftrag von XING, dem grössten beruflichen Online-Netzwerk im deutschsprachigen Raum, im Januar 2013 durchgeführt hat. Teilgenommen haben über 1000 Arbeitnehmende.
Beziehungsfindung im Job ist zeitsparend und praktisch kostenlos
Führungskräfte und männliche Befragte stehen einer festen Partnerschaft am Arbeitsplatz dabei positiver gegenüber als Frauen oder Fachkräfte. Über die Hälfte (53 Prozent) derjenigen, die bereits eine feste Partnerschaft an ihrem Arbeitsplatz eingegangen sind oder sich eine solche vorstellen können, sieht es als Vorteil an, dass man seinen Partner durch die Arbeitstätigkeit bereits kennt und somit nicht «die Katze im Sack» kauft.
Jeder Dritte (34 Prozent) der Befragten befürwortet den Arbeitsplatz denn auch als Ort der Beziehungsfindung, weil man ausserhalb der Arbeit immer seltener Leute kennen lerne.
«Wir wollten näher beleuchten, welche zwischenmenschlichen Beziehungen in der Arbeitszeit entstehen» sagt Marc-Sven Kopka, VP Corporate Communications der XING AG. «Die Ergebnisse belegen: Büros sind mehr als Orte der Pflichterfüllung und stundenlanger Meetings. Viele verlieben sich am Arbeitsplatz ineinander und werden oftmals zu Partnern fürs Leben.»
Wo die Liebe hinfällt - da fallen auch Späne
Bei denjenigen, die sich schon einmal am Arbeitsplatz verliebt haben, sind mit 85 Prozent besonders Kolleginnen und Kollegen die attraktivsten Beziehungspartner. Nur jeweils knapp jeder Zehnte hat sein Herz an eine Vorgesetzte oder einen Vorgesetzten verloren, oder umgekehrt. Frauen verlieben sich dabei häufiger in ihren Chef als Männer in ihre Chefin. Ob dies mit der ungleich höheren Dichte an Männern in Kaderpositionen zu tun hat, ist nicht klar.
Insgesamt berichten die unter 30-Jährigen häufiger als Ältere darüber, sich am Arbeitsplatz schon einmal verliebt zu haben. Mit zunehmender Reife nimmt bezüglich Liebeleien im Office offenbar auch die Zurückhaltung zu. Zu berücksichtigen ist auch eine gewisse Lebenserfahrung. Etwa das Wissen um die Probleme, die entstehen, wenn solche Beziehungen wieder in die Brüche gehen.
Liebeskummer ist schlimm genug. Wer den oder die ehemals Verehrte dann auch noch täglich bei der Arbeit sehen muss, dürfte das als sehr unangenehm und teilweise auch als belastend empfinden. Betroffene Arbeitnehmende berichten von Leistungseinbrüchen, Konzentrationsschwächen, Essstörungen und häufigen Absenzen in dieser Situation - eben Liebeskummer.
Mitunter ist eine Zusammenarbeit der Betroffenen auch nicht mehr möglich. Vorgesetzte und HR-Vertreter müssen dann im Sinne der Firma und der «geschiedenen» Paare Lösungen finden - was nicht immer möglich ist und nicht selten zu Kündigungen und somit zum Verlust von wichtigen Mitarbeitenden führt.
Getrennt zusammen arbeiten
In kleineren Betrieben sind Versetzungen schwer. Ein ehemaliger Linienvorgesetzter eines namhaften Medienbetriebes aus dem schweizerischen Mittelland bezeichnet auch die Arbeitsplangestaltung für sein damals junges Redaktionsteam, in welchem Beziehungen in unterschiedlichen Varianten gepflegt wurden, als «pures Minenfeld».
«Gewisse Personen wollten und konnten nicht mehr eng zusammenarbeiten oder sie nutzten jede vordergründig berufliche Gelegenheit zu emotionalen Auseinandersetzungen. Das war für alle sehr belastend, drückte auf die Stimmung und schliesslich auch auch die Qualität des Gesamtprodukts». Die Einteilung seines Teams sei schwierig gewesen. Etwa auch dann, wenn aktuelle Paare darauf bestanden, zusammen in die Ferien verreisen zu können und so weiter - selbst dann, wenn sie sich vor ihrer Beziehung in solchen Fällen noch gegenseitig stellvertraten.
«Die Führung war deshalb immer auch eine Art Verhandlungsakt, der viel Zeit, zu viel Zeit, in Anspruch nahm. Ich musste mir regelmässig Hilfte beim HR holen.»
Ob der Vorgesetzte wollte oder nicht, musste er sich mit den aktuellen Beziehungen in seinem Team auseinandersetzen um planerisch keine Fettnäpfchen zu erwischen. «Verschiedene Mitarbeitende haben wir auch verloren, weil sie sich nach einer gescheiterten Beziehung im Betrieb nicht nur neue Partner, sondern auch gleich neue Jobs gesucht haben.»