Sie setzen sich auch für ökologisch bewusstes Reisen ein. Wie können Sie mit einem Kerosin ausstossenden Flugzeug das ökologische Bewusstsein fördern?
Das ist eine der grössten Herausforderungen der Reisebranche und gleichzeitig leider auch ein enormer Kostenfaktor. Bei meinem letzten Aufenthalt in Asien im November habe ich in einer Zeitung gelesen, dass Maschinen von einem Betriebsalter von unter sechs Jahren bis zu 22,5 Prozent weniger Schadstoffe ausstossen als Maschinen, die bereits über zehn Jahre geflogen waren. Ich lasse gerade nachforschen, ob das wirklich stimmt. Und wenn ja, dann empfiehlt mir mein ökologisches Herz einerseits, unsere Gäste am liebsten nur noch auf Flugzeuge einer jüngeren Flotte zu buchen. Das könnte sich aber aus Kostengründen als schwierig in der Umsetzung erweisen, da tendenziell eher die teureren Fluggesellschaften über eine neuere Flotte verfügen.
Hätte dann der Fluggast die Wahl, mehr für weniger Schadstoffausstoss zu zahlen?
Ja, und wir würden dann sicher diese Option lieber verkaufen.
Wählen Sie Ihre Hotelpartner nach ökologischen Gesichtspunkten aus?
Wir versuchen es. Es ist an der Zeit, dass die Reiseindustrie diese Verantwortung wahrnimmt und beim Einkauf von Hotels auf Aspekte wie zum Beispiel Kläranlagen und Solarenergiegewinnung achtet. Ökologisch sensibilisierte Reisende ziehen eindeutig solche Unterkünfte vor und sind bereit, auch mehr dafür zu bezahlen. Es geht um das Ausleben der inneren Einstellung. Zudem muss genau hingeschaut werden, dass die sozialen Faktoren wie eine gute Entlohnung in den unterentwickelten Ländern stimmen und die Mitarbeitenden aller Faszilitäten ausreichend versichert sind.
Sie klingen wie ein unermüdlicher Weltverbesserer ...
Ich bin ein Idealist, der Ideen realistisch umsetzt. Die Bewusstseinserweiterung durch zwischenmenschliche Beziehungen auf Reisen ist nur ein Aspekt. Der andere Vorteil ist zudem eine Persönlichkeitsentwicklung, die auch im HRM kein unwesentlicher Faktor ist. Zur Persönlichkeitsentwicklung zähle ich unter anderem Respekterweisung und Toleranz für Andersartigkeit. Diese beiden Eigenschaften fehlen in vielen Unternehmen.
Oftmals leisten sich Mitarbeitende keine Urlaubszeit, die über zwei Wochen hinausgeht. Reisen in das Innere einer Region, um Land und Leute kennen zu lernen, brauchen mehr Zeit.
Ich plädiere auch dafür, dass Mitarbeitende – und das inklusive Geschäftsleitungsmitglieder – vier Wochen Urlaubszeit bekommen sollten. In den meisten Unternehmen mangelt es jedoch an Flexibilität, die Ferienregelungen individuell zu lockern. Das Wort Work-Life-Balance ist in aller Munde, es wird aber nicht gelebt.
Woran liegt das?
Ich vermute, dass es an Vertrauen in die Kompetenz der Eigenverantwortung von Mitarbeitenden mangelt. Die Gewährung eigenverantwortlicher Arbeitsorganisation und strukturiertes Arbeiten mit individueller Planung sind selten anzutreffen. Mir fällt spontan nur Toyota ein, die mehrere Chefpositionen in Teilzeitmodus besetzt hat, oder Trisa und natürlich Google. Deren Unternehmenskultur geht von der Verantwortung des Einzelnen aus. Um diese Kultur in anderen Firmen oder Konzernen einzuführen, bedarf es einer starken Bewusstseinsänderung in den Chefetagen. Und wenn diese stattfindet, wird die Förderung von unbezahltem Urlaub zum Standardprogramm des HRM.
Mit welchen Argumenten würden Sie als HR-Manager die Geschäftsleitung vom Standardangebot des unbezahlten Urlaubs überzeugen?
Je länger wir ausspannen und mal ganz andere Dinge machen können, die nichts mit unserem alltäglichen Arbeiten zu tun haben, desto aufgetankter und inspirierter kommen wir mit neuen Ideen zurück, die dem Unternehmen zugutekommen. Zudem ist wissenschaftlich bewiesen, dass Kurzurlaube einen sehr viel geringeren Erholungseffekt bringen. Unsere Konzentrationsfähigkeit steigt nach vier Wochen Urlaub eindeutig an.
Globetrotter
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Bern hat rund 66 000 Kunden in der Schweiz und beschäftigt in 20 Filialen 220 Mitarbeitende, von denen nur acht Prozent eine Ausbildung als Reisebürospezialist haben. Voraussetzung für eine Stelle als Berater ist der Nachweis über mehrere Reisen auf eigene Faust ausserhalb Europas und regelmässige lange Reisen (pro Jahr sind sieben Wochen unbezahlte Ferien möglich). Die immer neuen Erfahrungen, die Globetrotter-Mitarbeitende von ihren eigenen Reisen mitbringen, gehören zum Beratungskonzept. Denn diese individuellen Erlebnisse teilen sie als einzigartigen Mehrwert direkt mit den Kunden. Somit geht die Reiseberatung weit über Routenplanung hinaus.