Physische und psychische Gesundheit gemeinsam fördern
Körper und Geist werden in der Psychosomatik als zwei untrennbar miteinander verbundene Aspekte des Menschen betrachtet. Diese Sichtweise findet vermehrt auch Anklang in der Medizin, erkennen doch Ärztinnen und Ärzte bei rund einem Drittel der behandelten Patientinnen und Patienten keine körperlichen Ursachen für körperliche Beschwerden. Die Psychosomatik berücksichtigt die psychischen Einflüsse auf körperliche Vorgänge.
In der Gesundheitsförderung legte Aaron Antonovsky in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts die Grundlage für die gesamtheitliche Betrachtung von Körper und Geist. Gemäss seinem Kohärenzgefühl bleiben Menschen gesund, wenn sie ihre Umwelt verstehen, sie beeinflussen können und ihr Handeln als sinnvoll empfinden. Antonovsky bezog sich in seinen Aussagen auf die körperliche Gesundheit, welche von psychischen Faktoren abhängt. Die Zusammenhänge zwischen körperlicher und geistiger Gesundheit sind somit in der Gesundheitsförderung seit Jahrzehnten bekannt. Heute werden die Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche in der Theorie sogar noch differenzierter verstanden.
Körper und Geist
Dennoch werden bei der praktischen Umsetzung von gesundheitsfördernden Massnahmen Körper und Geist oft immer noch getrennt betrachtet. Das gilt gerade auch für die betriebliche Gesundheitsförderung. Dafür verantwortlich sind nicht zuletzt strukturelle Gründe ausserhalb des Unternehmens: Gesetze und Institutionen konzentrierten sich jahrzehntelang auf die körperlichen Aspekte der Gesundheit. Dort lag auch der vorwiegende Handlungsbedarf.
Inzwischen hat die Bedeutung der psychosozialen Dimension jedoch deutlich zugenommen. Aus dem Job-Stress-Index der Schweizer Erwerbsbevölkerung 2018 geht hervor, dass der Anteil emotional erschöpfter Personen gegen 30 Prozent tendiert. Für viele Arbeitnehmende bedeutet Arbeit mehr Last als Lust, was wiederum für die betroffenen Betriebe zu erhöhten Produktivitätsverlusten führen kann. Entsprechend hat die psychische Gesundheit heute einen höheren Stellenwert in den Betrieben.
Auch Gesundheitsförderung Schweiz engagiert sich seit Jahren stark für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz. In der Vergangenheit gelang es jedoch noch nicht, die Brücke zu anderen Institutionen zu schlagen. Weshalb mögliche Synergien noch zu wenig genutzt werden konnten.
Kräfte bündeln
Immerhin haben das Bundesamt für Gesundheit, die Suva sowie Gesundheitsförderung Schweiz in einem Pilotprojekt mit der Migros Waadt ihre Kräfte gebündelt: Erstmals haben sie gemeinsam innovative Projekte zur Stärkung des BGM entwickelt. Jede Partei brachte ihren Input ein, entsprechend den eigenen Stärken zu Themen wie Bewegung, Ernährung und Stress. Daraus resultierte die Plattform well@work. Die darauf angebotenen Instrumente sensibilisieren Unternehmen und Mitarbeitende für gesundheitsförderliches Verhalten.
In den nächsten Jahren wird es darum gehen, die Synergien zwischen den Institutionen systematisch zu nutzen. Die im Rahmen der nationalen Strategie zur Bekämpfung von nichtübertragbaren Krankheiten neu gegründete Plattform BGM soll zu diesem Zweck einen wichtigen Beitrag leisten und den Unternehmen in Zukunft erleichtern, die physische und psychische Gesundheit gemeinsam zu fördern.