HR Today Nr. 10/2020: Praxis – Weiterbildung

Präsenz bleibt für die Weiterbildung unverzichtbar

Während des Lockdowns war Distance Learning das Gebot der Stunde. Auch bei den Weiterbildungsangeboten der FHS St.Gallen. Auch nach der Rückkehr zu mehr Normalität soll der Präsenzunterricht weiterhin eine Hauptrolle spielen. Damit will die FHS St.Gallen den persönlichen Austausch und Wissenstransfer in die Praxis gewährleisten.

Weiterbildungsdurstigen öffnen sich viele Türen. Jene der Schweizer Hochschulen blieben jedoch während des Lockdowns fast drei Monate geschlossen. An der FHS St.Gallen (seit 1. September «OST – Ostschweizer Fachhochschule») konnten dank Umstellung auf Distance Learning dennoch alle Weiterbildungen planmässig starten oder fortgeführt werden. Statt im Unterrichtsraum versammelten sich Studierende und Dozierende vor ihren Bildschirmen auf Online-Plattformen wie Microsoft Teams oder Whereby. Zudem arbeiteten sie mit digitalen Materialien wie Lernvideos oder Power-Point Folien mit integrierten Audioaufnahmen.

Umfrage zu Erfahrungen mit Distance Learning

Um die Erfahrungen rund ums digitale Lehren und Lernen auszuwerten, hat das Weiterbildungszentrum der FHS St.Gallen im Juni unter allen Studierenden und Dozierenden eine Umfrage durchgeführt, die ihre Weiterbildung aufgrund des Lockdowns auf Distance Learning umgestellt hatten. Daran haben 123 Studierende und 22 Dozierende teilgenommen. Wie die Ergebnisse zeigten, bewerteten die Studierenden Lernen auf Distanz durchaus positiv: Rund 60 Prozent beantworteten die Frage, wie sie das erlebte Distance Learning unterstützt habe, mit «eher gut» oder «sehr gut». Besonders schätzten die Befragten den effizienten und fokussierten Ablauf des Online-Unterrichts oder dass sie die digital verfügbaren Inhalte individuell nachbearbeiten konnten.

Netzwerken und weiterbilden

Bei Weiterbildungen pflegen die Studierenden den Austausch und bauen ihr Netzwerk aus. «Eine wichtige Rolle spielt auch der Lerntransfer in die Praxis», sagt Melanie Gralak, Vorsitzende der Geschäftsleitung des Weiterbildungszentrums St.Gallen der OST – Ostschweizer Fachhochschule. «Dazu setzen wir spezifische Methoden ein.» Unter anderem kollegiale Fallarbeiten, bei denen Studierende in Gruppen Fragestellungen aus dem Berufsalltag bearbeiten, um Erlerntes praxisnah anzuwenden. Zudem stellen sie multimediale Portfolios oder Podcasts her, mit denen ihr Wissen in einem digitalen Lernprodukt fassbar gemacht wird.

Dass sich der Präsenzunterricht für diesen Transfer sowie für den persönlichen Austausch besser eignet, zeigen auch die Umfrageergebnisse. So äusserten Studierende, dass sie den persönlichen Kontakt während der Distance-Learning-Phase vermisst hätten. Für Konstanze Thomas, Geschäftsleitungsmitglied und Leiterin Qualität und Bildungsinnovation am Weiterbildungszentrum St.Gallen der OST – Ostschweizer Fachhochschule ist deshalb klar: «Digitale Räume können Informationen und Impulse flankierend liefern, ersetzen jedoch nicht den persönlichen Austausch.»

Hoher Stellenwert des informellen Lernens

Gut drei Viertel der Dozierenden glauben, dass Diskussionen um herausfordernde Fragestellungen im Präsenzunterricht besser durchführbar seien. So auch Regula Flisch, OST-Dozentin und Lehrgangsleiterin des Bereichs Soziale Arbeit, die auch während des Lockdowns unterrichtet hat. Das Potenzial von Distance Learning liege vor allem im formellen Lernen, bei der Vermittlung festgelegter Lerninhalte und -ziele. «Bei einer Weiterbildung soll jedoch auch dem informellen Lernen ein hoher Stellenwert eingeräumt werden», sagt Flisch. Dies beinhalte das zwischenmenschliche Lernen und passiere in den Pausen, auf dem Weg zu den Gruppenräumen und im informellen Austausch. Eine häufige gestellte Frage bei diesen Gesprächen sei beispielsweise, wie eine bestimmte Materie im Praxisalltag umgesetzt werde. «Die Weiterbildung vor Ort ermöglicht diese Begegnungen.»

«Klüger am Abend»: Impulse erhalten

Das Weiterbildungszentrum der FHS St.Gallen hat während des Lockdowns wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse rund um digitale Lehr- und Lernformen gewonnen. Diese sind in ein neues Online-Angebot eingeflossen. Im Rahmen der neuen Webinar-Reihe «Klüger am Abend» geben Dozierende einmal im Monat Denkanstösse zu aktuellen und gesellschaftspolitisch relevanten Themen. Die Teilnahme steht allen Interessierten offen und ist kostenlos.

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Ursula Ammann ist Mitarbeiterin Kommunikation und Marketing am Weiterbildungszentrum FHS St.Gallen.

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