Gesundheit

Return on Investment für das 
betriebliche Gesundheitsmanagement

Arbeiten kann krank machen. Unternehmen reagieren darauf, indem sie Initiativen zur Förderung der Gesundheit ihrer 
Mitarbeitenden ergreifen. Doch wie nachhaltig wirksam sind Massnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements überhaupt? Ein Forschungsprojekt soll diese Frage beantworten.

Wie kann festgestellt werden, ob sich betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) wirklich lohnt? Das von der Förderagentur für 
Innovation des Bundes (KTI) unterstützte 
Forschungsprojekt «Nachweis des Return on Investment (ROI) für datenbasiertes BGM» setzt an dieser Stelle an. Entwickelt wurde ein wissenschaftlich fundiertes und praxisnahes Instrument, welches die Planung von Gesundheitsprogrammen mit dem grössten ROI-
Potenzial ermöglicht. Es soll dazu dienen, weg vom Giesskannenprinzip hin zu gezielten, bedarfsgerechten Interventionen zu kommen. Diese Interventionen sind standardisierte 
Module, welche den betrieblichen Gegebenheiten und Bedürfnissen angepasst werden. Dabei handelt es sich meistens um die Themen Stress/Burnout und Rückenprobleme, was durch zahlreiche Studien belegt ist.

Die Ziele der Interventionen sind die Erhöhung der Bereitschaft von Mitarbeitenden zur Verhaltensänderung und die Reduktion individueller Risiken. Gesundheit ist dabei nicht nur ein Thema der einzelnen Mitarbeitenden, sondern auch der Führung.

Quantifiziert wird die gesundheitsbedingte Produktivitätsverminderung

Die standardisierten Module setzen bei den grössten Verursachern betrieblicher Absenzen und Produktivitätseinbussen an: psychischen Belastungen und Rückenbeschwerden. Weiter quantifiziert das Gesundheitsmanagementsystem Arbeitsabsenzen der Mitarbeitenden (physische Abwesenheit oder Absentismus) und bewertet diese finanziell. Erstmalig wird auch die gesundheitsbedingte Produktivitätsverminderung bei physischer Anwesenheit (Präsentismus) finanziell quantifiziert.

Das Forschungsprojekt dauert zwei Jahre und beinhaltet die Entwicklung des Gesundheitsscreenings und der standardisierten Module, die Durchführung des Gesundheitsmanagement-Programms sowie zum Abschluss die Validierung, das heisst die Messung von Wirkung und ROI. Die Erwartung der Projektpartner ist, dass der Nachweis eines Zusammenhangs zwischen Gesundheitsmanagement-Programmen und Kostenreduktionen erbracht werden kann. Als innovativer und verantwortungsvoller Arbeitgeber ist der Versicherer Nationale Suisse als Projektpartner aus der Wirtschaft beteiligt. Das Gesundheitsmanagement-System will einfach und gezielt Absenzen reduzieren sowie die Produktivität erhöhen und schafft damit einen nachhaltigen Nutzen für Mitarbeitende und Arbeitgeber. Die Entwicklung und professionelle Durchführung des Forschungsprojektes ist eine enge Zusammenarbeit zwischen der Makora AG und den beiden andern Projektpartnern, der Schweizer Paraplegiker-Forschung AG Nottwil und dem Departement Angewandte Psychologie der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Die ZHAW nimmt zudem die wissenschaftliche Begleitung wahr.

Von den über 1300 Mitarbeitenden von Nationale Suisse in der Schweiz beteiligten sich mehr als 50 Prozent am Gesundheits-Checkup. Diese Personen erhielten eine ausführliche Rückmeldung zu ihrem Gesundheitszustand und Tipps für Verhaltensänderungen. Basierend auf der anonymisierten Analyse des Gesundheitsscreenings hat das Management von Nationale Suisse zusammen mit dem Dienstleister Makora Massnahmen-schwerpunkte definiert. Mittlerweile wurden bereits erste gezielte Interventionen bei Mitarbeitenden und Führungskräften durchgeführt. Erst recht sollen Mitarbeitende mit hohem Risiko, das heisst mit einer akuten Gefährdung für Langzeitabsenzen und Erwerbsunfähigkeit, von dem Programm profitieren. Für diese wird auf Wunsch ein spezielles, auf sie abgestimmtes Case Management angeboten.

Erste Resultate des Projektes basieren auf der Gesundheitsrisiken-Diagnose der Mitarbeitenden. Sehr interessant ist, dass die gesamten gesundheitsbedingten Kosten pro 
Risikogruppe quantifiziert werden. Ebenso werden die Mehrkosten von Mitarbeitenden mit hohem Risiko im Vergleich zu solchen mit tiefem Risiko dargestellt. Dabei fallen bei Mitarbeitenden mit hohem Risiko fast dreimal so hohe Kosten pro Jahr an wie bei solchen mit tiefem Risiko.

Gesundheitliche Fortschritte erhöhen auch die Mitarbeiterzufriedenheit

Berechnungsbasis des ROI ist einerseits die Diagnose zu Beginn des Gesundheitsmanagement-Programms, andererseits der zweite 
Gesundheits-Checkup, der im Juni 2008 durchgeführt wird. Dieser gibt ebenfalls den Mitarbeitenden die Gelegenheit, ihre persönlichen Fortschritte zu überprüfen. Mit diesem BGM-Ansatz wird Nutzen für beide Interessengruppen geschaffen. Für die Mitarbeitenden, indem sie ihr Wohlbefinden am Arbeitsplatz erhalten und fördern können, und für Nationale Suisse als Arbeitgeber, indem dadurch die Kosten gesenkt und die Produktivität erhöht werden können. Zudem wird die Mitarbeiterzufriedenheit messbar verbessert.
 

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Jack Rietiker, dipl. Psych. FH, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Departement Angewandte Psychologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und entwickelt u.a. Interventionen im Rahmen des BGM.

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Sandro Foiada, MA Business & Economics, ist Leiter HRM bei der Nationale Suisse in Basel, einem 
international tätigen Schweizer Versicherer für Risiko- und Vorsorge-lösungen sowie Nischenprodukte.

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