Schlüsselkompetenz: sich selbst coachen
Die Welt verändert sich rasch. Da sind neue Kompetenzen gefragt. Beispielsweise uns selbst zu coachen, um unser (Arbeits-)Leben zu meistern. Wie das geht.
Schlüsselkompetenz: sich selbst coachen. (Bild: iStock)
In der modernen Welt geraten wir immer häufiger in Situationen, in denen wir uns entscheiden und die Weichen in unserem Leben neu stellen müssen. Das war zwar schon vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie so, doch sie wirkte diesbezüglich wie ein Brandbeschleuniger.
Aktuell gibt es viele Menschen, bei denen sich ihr Arbeitsumfeld gravierend geändert hat. Sie stehen vor der Entscheidung «love it», «change it» oder «leave it». Also arrangiere ich mich damit, verändere ich es oder suche ich mir etwas Neues?
Ähnlich im privaten Bereich: Einschnitte wie die Covid-19-Pandemie führen meist dazu, dass wir unser Lebenskonzept überdenken und einige grundlegende Entscheidungen neu treffen müssen oder möchten. Was bedeutet für mich Partnerschaft? Wie wichtig ist mir Sicherheit? Wie viel Zeit möchte ich für mich oder meine Hobbys haben?
Die Qual der Wahl
Dass wir in solche Entscheidungssituationen geraten, liegt auch daran, dass wir häufig Wahlmöglichkeiten bezüglich Lebensführung und -gestaltung als dies früher noch der Fall war. Vor ein, zwei Generationen war das menschliche Leben weitgehend vorbestimmt. Heute müssen wir unseren Platz im Leben selbst finden und regelmässig neu bestimmen – auch weil sich die Rahmenbedingungen rasch wandeln: wie und wo wir einkaufen, wie und womit wir uns amüsieren, wie wir unsere Partner finden, wie wir miteinander kommunizieren.
Und hier kommt unsere Kompetenz zum Selbstcoaching ins Spiel. Heute gibt es zwar für fast alle Probleme Coaches und Berater. Doch wenn wir für jede Entscheidung einen Coach aufsuchen würden, sässen wir – überspitzt formuliert – sieben Tage die Woche, 24 Stunden dort. Deshalb benötigt heute jeder Mensch die Kompetenz, selbst Antworten auf solche Fragen zu finden.
Nicht jede Krise ist eine existenzielle
Das klingt anstrengend und ist es oft auch. Trotzdem sollten wir uns über die Entscheidungsmöglichkeiten, die wir (hoffentlich) haben, freuen. Wir sollten sie als ein Privileg begreifen, denn: Darin liegt eine grosse Freiheit. Damit einher geht jedoch eine höhere Eigenverantwortung, das eigene Leben bewusst zu gestalten. Dabei hilft uns die Kompetenz, uns selbst zu coachen – also die Fähigkeit im Dialog mit uns selbst in der jeweils aktuellen Situation eine Antwort auf die Frage zu finden: Was ist für mich richtig? Das beugt auch der Gefahr vor, dass wir in eine existenzielle Lebenskrise geraten.
Doch wie sollten wir beim Selbstcoaching vorgehen? Hilfreich ist es, sich zunächst bewusst zu machen, wie viel wir im Leben schon gemeistert haben. Das ist meist mehr als gedacht: zum Beispiel die Schule/das Studium, eine gescheiterte Beziehung, die Jobsuche oder den Wohnortwechsel. Das reduziert oft schon das Gefühl der Ohnmacht und verhindert, dass wir in Panik geraten.
Danach sollten wir uns in Ruhe überlegen, in welchem Bereich unseres Lebens wir vorrangig eine Veränderung vornehmen möchten und anschliessend konkrete Ziele formulieren: «Ich will mich beruflich verändern» oder «mehr auf meine Gesundheit achten». Dann gilt es zu analysieren, was nötig ist, um diese Ziele zu erreichen und welche Ressourcen uns dafür zur Verfügung stehen: zum Beispiel eine gewisse Hartnäckigkeit und Ausdauer. Oder viel freie Zeit. Oder ausreichend Geld.
Danach entwerfen wir einen Aktionsplan mit Teilzielen. Bei alledem sollten wir uns jedoch auch bewusst sein, was wir für das Erreichen des grossen Ziels aufgeben. Denn wir zahlen stets einen Preis dafür – und sei es nur, dass wir nicht mehr jeden Abend auf dem Sofa liegen und den TV anstarren.
Auf ein Neues
Ob die gefundene Lösung die richtige ist, sagt gesunden Menschen übrigens meist ihr Bauchgefühl: Die Lösung muss sich zum jetzigen Zeitpunkt richtig anfühlen. Denn nur dann können wir die nötige Energie entfalten, um die damit verbundenen Ziele zu erreichen.
Wenn sich die Lösung einige Monate oder ein Jahr später falsch anfühlt, müssen wir uns eben neu entscheiden – zumal die Möglichkeit besteht, dass sich bis dahin die Rahmenbedingungen erneut geändert haben. Also beginnt das Spiel aufs Neue.
Ein entscheidender Unterschied besteht jedoch: Wir haben zwischenzeitlich unsere Fähigkeit, uns selbst zu coachen, trainiert und können so die anstehenden Herausforderungen beherzter angehen.