Studie: Was ältere Mitarbeiter wollen
Arbeitgeber suchen meist junge, gut gebildete und dynamische Mitarbeitende. Sie investieren in deren Ausbildung, Förderung und Motivation. Doch was ist mit den Mitarbeitenden über 55 Jahren? Wie wollen diese unterstützt, gefördert und motiviert werden? Und vor allem: wie kann ein Arbeitgeber verhindern, dass das enorme Wissen dieser wertvollen Arbeitnehmer nicht mit in die Pension geht? Diesen Fragen ist Teresa Mele im Auftrag der AXA Winterthur in ihrer Bachelorarbeit nachgegangen.
Sowohl bei den älteren als auch bei den jüngeren Mitarbeitenden besteht ein starkes Bedürfnis nach einem Wissenstransfer. (Bild: 123RF)
Ein Generationenwechsel in einem Unternehmen stellt immer ein Risiko dar, da wertvolles Wissen verloren gehen könnte. Das hat die AXA Winterthur erkannt und ihre Mitarbeitenden, die über 55 Jahre alt sind, als Schlüsselpersonen definiert. Um herauszufinden, welche Erwartungen diese erfahrenen Mitarbeitenden an ihren Arbeitgeber stellen und wie der Wissenstransfer zwischen den Generationen gefördert werden kann, hat die AXA eine Studie im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Auftrag gegeben.
Teresa Mele, Absolventin des Bachelorstudiengangs Betriebsökonomie mit Vertiefungsrichtung Business Administration und Leiterin Mittelschulabsolventenprogramme bei der AXA Winterthur, führte daraufhin eine Vollerhebung bei den Mitarbeitenden über 55 und eine Teilerhebung mit rund 400 AXA Winterthur-Mitarbeitenden unter 55 Jahren durch.
Wissen weitergeben motiviert
Die Umfrageresultate zeigen, dass sowohl bei den älteren als auch bei den jüngeren Mitarbeitenden ein starkes Bedürfnis nach einem Wissenstransfer besteht. Das eigene Wissen weiterzugeben, empfinden über 90 Prozent der Mitarbeitenden ab dem 55. Lebensjahr als wichtig und motivierend. Gleichzeitig sind die jüngeren Mitarbeitenden offen für einen generationsübergreifenden Wissenstransfer: über 90 Prozent der Mitarbeitenden unter dem 55. Lebensjahr gaben an, dass sie vom Wissen der erfahrenen Arbeitskollegen profitieren wollen.
Yvonne Seitz, Head Diversity & Family Care der AXA Winterthur, war von diesem Ergebnis positiv überrascht: «Diese Offenheit von beiden Seiten stellt für uns eine grossartige Chance dar, den Wissenstransfer zwischen den Generationen weiter zu stärken», sagt sie. Als eine erste Massnahme führt die AXA derzeit ein Pilotprojekt durch, bei dem ein Direktionsmitglied im letzten beruflichen Abschnitt neue Wege geht: Seine alte Funktion zum Teil abgegeben, gibt er neu in zwei Organisationseinheiten sein Wissen weiter und sammelt dabei selber neue Erfahrungen.
Unterschiedliche Bedürfnisse auf dem Weg zur Pension
Weiter verdeutlichen die Resultate der Studie, dass die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ab dem 55. Lebensjahr sehr heterogen sind: Sowohl in Bezug auf die Gestaltung des Arbeitspensums bis zur Pensionierung, die Pensionierungsform selbst, sowie über die Art und Weise wie der Wissenstransfer stattfinden soll. «Die Mitarbeitenden über 55 Jahren haben sehr unterschiedliche Erwartungen und Wünsche. Umso wichtiger ist es, im Dialog mit ihnen gemeinsame Nenner zu finden und ihnen verschiedene Optionen anzubieten», so Yvonne Seitz. Einig waren sich die Studienteilnehmer hingegen darin, dass Wertschätzung ein elementarer Faktor für die Arbeitsmotivation darstelle.
Flexible Arbeitszeitmodelle von Jung und Alt stark nachgefragt
Um die unterschiedlichen Bedürfnisse besser verstehen zu können, hat die AXA Winterthur aufgrund der Studienergebenisse in diversen Workshops mit Mitarbeitenden ab dem 55. Lebensjahr die Themen Wertschätzung und flexible Arbeitszeiten diskutiert. Die wichtigste Erkenntnis aus den Workshops ist, dass flexible und individuelle Lösungen am Arbeitsplatz für die Jahre vor der Pensionierung die Arbeitsmotivation stark erhöhen können. Ein wesentlicher Pfeiler dafür sind flexible Arbeitsmodelle – sei dies eine Teilzeitanstellung, Telearbeit oder Jobsharing. «Auch viele jüngere Mitarbeitende interessieren sich für solche Arbeitsmodelle», erklärt Yvonne Seitz. Die AXA Winterthur sei deshalb bestrebt, diese Möglichkeiten allen Mitarbeitenden bekannt zu machen: Mittels Sensibilisierung zum Thema «flexible Arbeitsmodelle» soll Mitarbeitenden generell aufgezeigt werden, welche Arbeitsmodelle es im Unternehmen gibt und wo sie hierzu Unterstützung finden.
- Die Studie «Mitarbeitende ab dem 55. Lebensjahr in der AXA Winterthur – heute und morgen» entstand im Rahmen einer an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) verfassten und von Hans Willi (Dozent und Berater am Zentrum für Human Capital Management, ZHAW) und Yvonne Seitz (Head Diversity & Family Care, AXA Winterthur) betreuten Bachelorthesis.