swissstaffing-News

swissstaffing lud zum 
2. Tag der privaten Arbeitsvermittlung

Am 22. April 2008 hat der Verband der Personaldienstleister swissstaffing zu seiner Jahresveranstaltung, dem Tag der privaten Arbeitsvermittlung, geladen. Vor den rund 400 im Kursaal Bern versammelten Gästen referierte swissstaffing-Präsident Charles Bélaz über die Aktivitäten des Verbands und die Herausforderungen für die Branche der Personaldienstleister. Im Hauptreferat sprach Bundesrätin Leuthard über die Bewährungsproben, denen sich der Schweizer Arbeitsmarkt zu stellen hat. Anschliessend überreichte sie dem besten temporär Arbeitenden sowie dem besten Einsatzbetrieb des Jahres im Namen von swissstaffing die Urkunde für den swisstempaward. Zum Schluss debattierten Exponenten aus Politik und Wirtschaft über die Flexibilität des Schweizer Arbeitsmarktes und die Ängste vor Lohndumping und prekärer Arbeit.

Aktivitäten von swissstaffing und Herausforderungen für die Personaldienstleister

In seiner Begrüssungsrede betonte Charles Bélaz, Präsident swissstaffing und Generaldirektor Manpower, dass die Personaldienstleistungsbranche eine volkswirtschaftlich bedeutende Branche darstelle. Die Personalverleiher beschäftigen täglich 64 000 Personen. Im 2007 wurden insgesamt 252 000 Personen auf temporärer Basis eingestellt. Die Personalverleihbranche generierte 2007 einen Umsatz von ca. 4,7 Mia. Franken. Zusammen mit der Feststellenvermittlung betrug der Umsatz 2007 knappe 6 Mia. Franken. Im letzten Jahrzehnt verzeichnete die Personalverleihbranche ein durchschnittliches Jahreswachstum von über zehn Prozent. Das dynamische Branchenwachstum widerspiegelt sich auch im Mitgliederbestand von swissstaffing, der jährlich zunimmt. Ende 2007 zählte der Verband über 230 Mitglieder. Aktuell befinden sich bereits wieder 17 Firmen im Aufnahmeverfahren.

Im vergangenen Jahr war swissstaffing an verschiedenen Fronten aktiv. Charles Bélaz präsentierte eine breite Palette an Aktivitäten, mit denen sich swissstaffing 2007 beschäftigt hat: Einerseits standen die Bemühungen um die Aushandlung eines Gesamtarbeitsvertrages für die Temporärarbeitsbranche im Zentrum der swissstaffing-Aktivitäten. Parallel dazu setzte sich der Verband für die Implementierung der verbandseigenen Qualitätsstandards für Personalverleiher und -vermittler ein. Mit mehreren Publikationen, Veranstaltungen für Politiker und einer erweiterten Kooperation mit den Arbeitgeberverbänden betrieb swissstaffing im vergangenen Jahr Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying. Gegenüber seinen Mitgliedern wartete swissstaffing mit verschiedenen Dienstleistungen auf: Regionalmeetings, wo über Branchenaktualitäten informiert und diskutiert wird, Weiterbildungskurse für Personalberatende, die Pensionskasse Stiftung 2. Säule swissstaffing für die Versicherung nach BVG von temporär Arbeitenden und Personalberatenden sowie die Webbasierte GAV-Datenbank swisstempdata.

Im Folgenden sprach Charles Bélaz über die Herausforderungen, denen sich die Personaldienstleister in Zukunft zu stellen haben. Er nannte deren vier: erstens die Anerkennung der Personalverleihbranche als Sozialpartner und damit als Partner im Arbeitsmarkt, der eine wichtige Brückenfunktion für Stellensuchende einnimmt. Ob die GAV-Verhandlungen zwischen swissstaffing und Unia zu einem positiven Ergebnis führen, werde sich in den nächsten Wochen zeigen, so Charles Bélaz. Zweitens bilde die Sicherstellung einheitlicher Qualitätsstandards in der Branche der Personaldienstleister eine wichtige Herausforderung dar. Eine dritte Herausforderung sei der bereits spürbare und zunehmende Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden. Charles Bélaz erinnerte daran, dass sich der Fachkräftemangel angesichts der demografischen Alterung verschärfen und innerhalb Europas ein Wettbewerb um qualifiziertes Personal entbrennen wird. Die in gewissen Grenzregionen vorhandene Angst vor einer Überflutung durch ausländische Arbeitskräfte dürfe nicht über diese Problematik hinwegtäuschen. Die Schweiz sei dringend auf ausländisches Fachpersonal angewiesen. Viertens stelle die Wirtschaftslage, die ihren Zenit überschritten haben dürfte, eine Herausforderung an die Personaldienstleister dar.

Der Auftritt von 
Bundesrätin Doris Leuthard

In ihrem Hauptreferat skizzierte Bundesrätin Leuthard vier Bewährungsproben für den Schweizer Arbeitsmarkt. Die Personenfreizügigkeit mit der EU stelle die erste Bewährungsprobe dar. Dank qualifizierter ausländischer Arbeitnehmer hätten die Schweizer Unternehmen in den vergangenen Monaten den Aufschwung nutzen und neue Arbeitsplätze schaffen können. Dass Schweizer Arbeitnehmende dadurch nicht verdrängt wurden, zeige sich in der Tatsache, dass die Arbeitslosigkeit trotz Zuwanderung gesunken ist. Auch Bundesrätin Leuthard betrachtet den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften als zentrales Problem und deshalb als Hauptgrund für die Weiterführung und Erweiterung der Personenfreizügigkeit.

Allerdings räumt sie ein, dass es gewisse Ängste in der Bevölkerung gebe, denen Rechnung zu tragen sei – insbesondere bei Personen ohne so gute Qualifikation. Deshalb müsse die Bevölkerung davon überzeugt werden, dass die Effekte der Personenfreizügigkeit insgesamt positiv sind. Der Personalverleih spiele dabei mit der stark angestiegenen Vermittlung von Grenzgängern und Kurzaufenthaltern eine wichtige Rolle. Die Bundesrätin betonte, dass der Zuwachs dieser Arbeitsverhältnisse nicht auf Kosten von Festanstellungen geschehen sei. Die Personaldienstleister würden es der Wirtschaft erlauben, kurzfristig zu reagieren. Sie erleichterten überdies die Rekrutierung und den Zugang zum Arbeitsmarkt für Benachteiligte.

Eine zweite Bewährungsprobe stelle die Integration ausländischer Arbeitskräfte dar. Die Arbeitslosenquote von Ausländerinnen und Ausländern sei bekanntlich überdurchschnittlich. Kenntnis der Landessprache, Zugang zum Arbeitsmarkt und eine gute Ausbildung würden die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration bilden.

Die Flankierenden Massnahmen zur Personenfreizügigkeit bildeten eine dritte Bewährungsprobe. Mit den Flankierenden Massnahmen versuche man, die problematischen Aspekte der Migration aufzufangen. So dürften sich die Arbeitsbedingungen wegen der Öffnung des Arbeitsmarktes nicht verschlechtern. Kontrollen zeigten, dass die üblichen Löhne überwiegend eingehalten werden. Regionale Unterschiede seien hier allerdings zu beachten. In gewissen Bereichen sei auch eine massvolle Erhöhung der Kontrollen notwendig. Die Einführung weiterer Flankierender Massnahmen sei aber nicht notwendig. Die Bundesrätin hofft, dass das Parlament diese Ansicht teilt. Ein Problemfeld, das in diesem Zusammenhang noch angegangen werden müsse, sei die Validierung der verschiedenen ausländischen Berufsqualifikationen. Bundesrätin Leuthard anerkennt, dass die Einführung der Flankierenden Massnahmen II für die Verleiher eine administrative Herausforderung dargestellt hat. Um die verpflichtenden Inhalte der allgemeinverbindlich erklärten Gesamtarbeitsverträge einfacher zugänglich und transparent zu machen, werde das Seco eine Datenbank mit Informationen zu Löhnen und Arbeitsbedingungen veröffentlichen.

Als vierte Bewährungsprobe nannte die Bundesrätin die Revision der Arbeitslosenversicherung. Der Schuldenberg von 4,8 Milliarden Franken, der nicht einmal bei guter Konjunkturlage abgebaut werden konnte, zeuge von einem systemischen Problem. Zur Sanierung der Arbeitslosenversicherung habe man sich in helvetischer Manier auf eine Kompromisslösung geeinigt. Der Revisionsvorschlag sieht einen Mix aus Beitragserhöhungen und Leistungskürzungen in Bereichen vor, wo das Gesetz falsche Anreize setzte.

Die Verleihung des swisstempaward

In einer Umfrage bei seinen Mitgliedern hatte swissstaffing im Vorfeld der Jahresveranstaltung nach Geschichten gefragt, die von einer besonderen Leistung eines temporären Mitarbeiters oder einer temporären Mitarbeiterin zeugen, und nach Einsatzbetrieben gesucht, die die Temporärarbeit kreativ nutzen. Als bester temporär Arbeitender des Jahres 2007 wurde der Bauarbeiter Ismailj Isufi am 2. Tag der privaten Arbeitsvermittlung mit dem swisstempaward ausgezeichnet. Phoenix Mecano Komponenten AG erhielt den swisstempaward als bester Einsatzbetrieb des Jahres 2007.

Der 55-jährige Ismailj Isufi wird von seiner (ehemaligen) Arbeitgeberin Susanne Kuntner, Geschäftsführerin des Personaldienstleisters mein job GmbH, als «temperamentvoller Optimist, der wie ein junger ‹Spund› auf den Baustellen herumrennt» und als «ein Muster an Zuverlässigkeit und Beharrlichkeit, der seinen jüngeren Kollegen in jeder Beziehung vieles vormacht», beschrieben. swissstaffing hat Ismailj Isufi für seinen Fleiss, seine Zuverlässigkeit, seine Loyalität und seinen Elan ausgezeichnet und ihn mit einem Check im Wert von 5000 Franken sowie einem Gutschein für eine Reise in seine Wunschdestination Antalya (Türkei) beehrt. Die Phoenix Mecano Komponenten AG wurde für die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Personaldienstleister Adecco bei der Integration eines Mitarbeiters mit Behinderung prämiert und erhielt eine Keramikskulptur des Künstlers Ueli Bettler. Die swisstempaward-Urkunde wurde den beiden Preisträgern von Bundesrätin Doris Leuthard überreicht.

Der Grossanlass endete mit einer Podiumsdiskussion über die Flexibilität des Schweizer Arbeitsmarktes und mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Arena des Kursaals. Der swisstempaward soll auch nächstes Jahr wieder verliehen werden. Der 3. Tag der privaten Arbeitsvermittlung wird am 5. Mai 2009 stattfinden.

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Myra Fischer Rosinger

Myra Fischer-Rosinger ist Direktorin von swissstaffing, dem Branchenverband der Personaldienstleister. Die Politologin und Volkswirtschaftlerin prägt die Entwicklung von swissstaffing seit 2006. Massgeblich beteiligt war sie an der Einführung des Gesamtarbeitsvertrags Personalverleih, der seit 2012 in Kraft ist. Im Branchenverband swissstaffing sind 300 schweizerische Personaldienstleister organisiert. Der Arbeitgeberverband ist Kompetenz- und Servicezentrum für die Temporärbranche und vertritt die Anliegen seiner Mitglieder gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. www.swissstaffing.ch

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