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swisstempcare: Wie die Wiedereingliederung nach Erkrankung oder Unfall gefördert wird

Der Verband der Personaldienstleister swissstaffing startet am 1. März 2008 das Pilotprojekt swisstempcare, das die schnellere Arbeitsreintegration erkrankter oder verunfallter temporär Arbeitender zum Ziel hat. Wie Statistiken der Suva zeigen, sind temporär Arbeitende, die erkranken oder verunfallen, einem erhöhten Absenzenrisiko ausgesetzt. Sie bleiben bei einem vergleichbaren Unfall ca. dreimal länger krankgeschrieben als Festangestellte – eine menschlich und wirtschaftlich belastende Situation. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Eine Rolle spielt das Verhalten der Personalberater, die dem Einsatzbetrieb unter die Arme greifen, indem sie für die erkrankte oder verunfallte Person sofort einen Ersatz organisieren. Damit verliert die oder der Erkrankte aber den Arbeitsplatz und damit womöglich die Motivation zur raschen Genesung.

Hier möchte swisstempcare mit einem Besuchs- und Vermittlerdienst ansetzen. Ein Care Team mit Erfahrung sowohl im Gesundheitssektor als auch im HR-Bereich wird eingeschaltet und nimmt mit der erkrankten oder verunfallten Person unmittelbar nach Auftritt der Krankheit bzw. des Unfalls Kontakt auf. Das Care Team besucht, wenn erwünscht, die erkrankte Person, klärt ihre Situation ab und definiert gemeinsam mit ihr den voraussichtlichen Zeitpunkt der Arbeitswiederaufnahme. Anschliessend übermittelt das Care Team mit Einwilligung der erkrankten Person die gewonnenen Informationen an den zuständigen Personalberater, auf das Letzterer die Arbeitswiederaufnahme mit dem Einsatzbetrieb koordinieren oder mit der Suche einer neuen Einsatzmöglichkeit beginnen kann.

Sollte sich herausstellen, dass ein langwieriger Genesungsprozess zu erwarten ist, werden die Betroffenen, wenn erwünscht, den Case Managers der Versicherer weiterempfohlen. Damit können Letztere mit ihren Diensten früher als bisher einsetzen. Durch diese Massnahme und das Absenzenmanagement insgesamt werden drohende Invaliditätsfälle frühzeitig erkannt. Die Betroffenen können durch rechtzeitige Unterstützung wieder eingegliedert werden.

Ein zweiter, wichtiger Ansatzpunkt betrifft die Sensibilisierung der Personalberatenden auf die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen längerer Absenzen. Eine temporär arbeitende Person, die ausfällt, durch eine andere stellensuchende Person zu ersetzen, macht aus verkaufstheoretischer Sicht Sinn. Allerdings wirken sich Absenzenhäufung und Absenzendauer auf die Versicherungsprämie und damit auch auf die Betriebsrechnung aus. Dies ist umso gravierender, als die Temporärarbeitgeber bereits heute mit hohen Krankentaggeld- und Unfallversicherungsprämien konfrontiert sind. Ein die Gesundheit des Arbeitnehmenden ernst nehmendes und förderndes Firmenverhalten kann sich also aus betriebswirtschaftlicher Sicht durchaus lohnen – eine Win-Win-Situation für die Arbeitnehmenden und die Betriebe, die das Gesundheitsmanagement-Projekt swisstempcare begünstigen soll.

Ähnliche, bereits erfolgte Anstrengungen im Absenzenmanagement zeigen laut der auf Gesundheitsmanagement spezialisierten Firma Movis preCare, dass damit deutliche Einsparungen (von mindestens zehn Prozent) und Produktivitätsgewinne erzielt werden können. Bei einem branchenweiten jährlichen Prämienvolumen von heute ca. 300 Mio. Franken ergibt sich somit alleine bei den Versicherungsprämien ein jährliches Sparpotenzial von ca. 30 Mio. Franken oder mehr.

Am Pilot swisstempcare sind auf freiwilliger Basis vier swissstaffing-Mitgliedsfirmen beteiligt, die sich zum Aufbau eines Absenzenmanagement-Systems und zur Zusammenarbeit mit dem Care Team bereit erklärt haben. Mit einer Vorher/Nachher-Analyse der Absenzensituation in den Betrieben durch Movis preCare wird festgestellt, wie die Kontakte und Besuche des Care Teams auf die Absenzendauer und die Quote der Arbeitswiederaufnahmen wirken. Zeitigt das Pilotprojekt die erwünschten Effekte und Wirtschaftlichkeit, soll es per 1.1.2009 flächendeckend für alle Verbandsmitglieder eingeführt werden.

swisstempcare: Projektziele

Mit dem Gesundheitsmanagement-Projekt verfolgt swissstaffing folgende Zielsetzungen:

  • Rasche Rückkehr und Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt
  • 
Wertschätzung der temporären Mitarbeitenden
  • 
Senkung der Kurzabsenzen und der 
Langzeitarbeitsunfähigkeit
  • 
Reduktion der Absenzkosten
  • 
Steigerung der Produktivität
  • 
Reduktion der Versicherungsprämien
  • 
Wahrnehmung der Selbstverantwortung statt Warten auf weitere Gesetzesvorschriften
  • 
Professionelles, kostengünstiges, effektives und effizientes Vorgehen

 

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Myra Fischer Rosinger

Myra Fischer-Rosinger ist Direktorin von swissstaffing, dem Branchenverband der Personaldienstleister. Die Politologin und Volkswirtschaftlerin prägt die Entwicklung von swissstaffing seit 2006. Massgeblich beteiligt war sie an der Einführung des Gesamtarbeitsvertrags Personalverleih, der seit 2012 in Kraft ist. Im Branchenverband swissstaffing sind 300 schweizerische Personaldienstleister organisiert. Der Arbeitgeberverband ist Kompetenz- und Servicezentrum für die Temporärbranche und vertritt die Anliegen seiner Mitglieder gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. www.swissstaffing.ch

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