Fachkräftemangel

Talente dringend gesucht

Fachkräftemangel scheint das Angstwort der Stunde für jeden Personaler. Schon vor der Krise waren Fachkräfte knapp, heute, im Aufschwung, sind die besten Talente händeringend gesucht. Wie und wo müssen die Unternehmen nun die gut ausgebildeten Fachkräfte abholen?

«Bislang konnte die Schweiz den Mangel qualifizierter Arbeitskräfte mit der Rekrutierung aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland, ausgleichen», sagt Matthias Mölleney, designierter Präsident der ZGP und Mitglied im Future Work Forum, einem internationalen Expertennetzwerk. Die Frage sei aber, wie lange das noch gut gehen könne. «Auch die Deutschen haben erkannt, wie viel Potenzial ihnen abwandert, und ergreifen Gegenmassnahmen. Die Hürden für die Schweiz, in Deutschland erfolgreich zu rekrutieren, werden sicherlich höher.»

Im medizinischen Bereich sei dies bereits empfindlich spürbar. «Spitäler überlegen bereits, wie sie Ärzte aus Polen, Tschechien und Ungarn rekrutieren können, und sind mittlerweile zu fast allen Überlegungen in puncto Arbeits- oder Arbeitszeitmodelle bereit.»

Neben den Ärzten seien es die Ingenieure, die künftig verstärkt fehlen würden. Es gelte, die Schweiz auch weiterhin für Arbeitskräfte aus dem Ausland attraktiv zu halten. «Wenn wir weiterhin so offen bleiben, kann es sicher noch fünf oder zehn Jahre gut gehen. Wenn man aber in der Ausländerpolitik zu restriktiv vorgeht, kann dies für viele Unternehmen sehr schnell problematisch werden.» Eine wirkungsvolle Massnahme, die Unternehmen ergreifen können, ist laut Mölleney, die Employability der älteren Mitarbeiter zu stärken. Die logische Konsequenz sei jedoch die Anpassung der gängigen Weiterbildungsprogramme. Schliesslich könne man ja dann nicht mit 45 Jahren aufhören dazuzulernen. «Aber da fehlt in der Schweiz bislang jede Idee.»

Für ihren aktuellen CEO Survey befragte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers 1200 Unternehmenschefs in 69 Ländern. Fast 60 Prozent 
bezeichnen den Mangel an Talenten als erhebliches Geschäftsrisiko. «Um die Nachfrage nach Arbeitskräften zu senken, begegnen Firmen dieser Entwicklung mit neuen Geschäftsmodellen, weiteren Automatisierungen sowie Produktions- und Innovationsauslagerungen«, sagt Charles Donkor, Partner und Leiter Human Capital Beratung bei PwC Schweiz. Andererseits gelte es, verstärkt die eigene Arbeitgebermarke authentisch und überzeugend zu etablieren. Zudem müssten mit Hilfe neuer Technologien mögliche Kandidatinnen und Kandidaten viel früher, bereits auf Sekundar- oder Gymnasialstufe, angesprochen werden. «Der Erfolg besteht selten darin, welche Massnahmen gewählt werden, sondern vielmehr, wie nachhaltig, kreativ und glaubwürdig diese umgesetzt werden», sagt Donkor.

Nicht zu vergessen, müsse auch das Engagement der bestehenden Mitarbeitenden erhöht werden. Dieses liege jedoch zurzeit vielerorts in einem Allzeittief. Zentrale Treiber zur Verbesserung seien neue Arbeitsmodelle, individualisierte Karrierepfade und verbessertes Führungsverhalten der Manager.

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