Transparente Informationen in Krisenzeiten gewünscht
Je besser Mitarbeitende verdienen, des-to mehr Kontakt haben sie mit der HR-Abteilung oder dem Personalverantwortlichen und desto wichtiger sind ihnen transparente Informationen zur Situation der Firma. Dies eine Kurzversion der Ergebnisse einer repräsentativen Exklusivumfrage rund um die Fragestellungen «Wie gut sicht- oder spürbar ist die HR-Abteilung in Ihrem Unternehmen?» und «Was erwarten Sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten von der HR-Abteilung?», die HR Today beim Markt- und Meinungsforschungsinstitut Isopublic in Auftrag gegeben hat.
*Wirtschaftsregion 2 = Alpen/Voralpen, Wirtschaftsregion 3 = Nordwestschweiz, Wirtschaftsregion 4 = Nordostschweiz
Das Positive vorneweg: Für die meisten Mitarbeitenden ist die Personalabteilung oder der Personalverantwortliche in ihrem Unternehmen präsent. Im Durchschnitt gaben 44,4 Prozent der für die Exklusivumfrage interviewten Arbeitnehmer an, die HR-Abteilung sei sehr gut sichtbar; für knapp 30 Prozent ist sie eher gut sichtbar.
Einige Fragen wirft allerdings die Diskrepanz zwischen dem Empfinden der älteren und jüngeren Arbeitnehmer sowie der gut verdienenden und den schlechter gestellten Mitarbeitern auf. Während die HR-Abteilung von 52,3 Prozent der 15- bis 35-Jährigen als sehr gut sicht- und spürbar bezeichnet wird, ist dies lediglich bei 37,9 Prozent der 55- bis 74-Jährigen der Fall. Es macht den Anschein, als ob all die Diskussionen rund um die Pflege des Know-hows der älteren Mitarbeitenden, die im Zusammenhang mit der drohenden Überalterung des Arbeitsmarkts landauf, landab geführt werden, nach wie vor lediglich Lippenbekenntnisse darstellen.
Sehr ähnlich präsentiert sich die Situation bei den verschiedenen Kaufkraftklassen. Während 52,1 Prozent der Gutverdienenden die Sichtbarkeit von HR als sehr gut empfinden, sind es bei den Befragten mit tiefen Einkommen nur gerade 37,9 Prozent. Dieses Ergebnis lässt den Schluss zu, dass die Personalabteilung den besser verdienenden Mitarbeitenden mehr Sorge trägt, weil diese das für die Unternehmung wichtige Wissenskapital darstellen.
Ein gutes Zeugnis stellen die Umfrageteilnehmer den Personalverantwortlichen in Sachen Kommunikation aus. Auf die Frage «Wie hat sich die Kommunikation von der Personalabteilung oder dem Personalverantwortlichen in Ihrem Unternehmen seit dem wirtschaftlichen Einbruch verändert?» antworteten 77,9 der Befragten, diese sei gleich geblieben. Intensiver geworden ist sie vor allem bei den Gutverdienenden (16,3 Prozent), während bei den tiefsten Kaufklassen keine einzige Person angab, dass dem so sei.
Vertrauen, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit werden kaum erwartet
Offenbar setzen viele HR-Mitarbeitende auf persönliche Kontakte. Auf die Frage «Über welche Mittel hat die Personalabteilung oder der Personalverantwortliche in den letzten zwölf Monaten mit Ihnen kommuniziert?» antworteten 72,7 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass die Kontakte mit der HR-Abteilung oder den HR-Verantwortlichen in Form von persönlichen Gesprächen oder persönlichen E-Mails stattgefunden hätten. 34,5 Prozent der Befragten stehen mit der Personalabteilung oder dem Personalverantwortlichen über interne Kommunikationsmittel wie Rundschreiben, Newsletter, Mitarbeiterzeitschrift oder Intranet in Kontakt. Nur 6,6 Prozent der Befragten gaben an, das HRM habe gar nicht mit ihnen kommuniziert.
Interessante Antworten ergab auch die Frage «Was erwarten Sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten von der Personalabteilung bzw. dem Personalverantwortlichen in Ihrem Unternehmen?». Bei 30,7 Prozent der Befragten stand die Antwort «transparente Information zur (finanziellen) Situation der Firma» an erster Stelle. Gefolgt von «offene Ohren für Sorgen und Ängste der Mitarbeiter (20 Prozent), «Engagement, dass keine Stellen abgebaut werden», (19,2 Prozent), keine Veränderungen (12,9 Prozent) und «Engagement für Sozialplan oder andere Hilfen bei Stellenabbau/Kurzarbeit» (9,9 Prozent) sowie «pünktliche Lohnfortzahlung» (9,3 Prozent), «Unterstützung bei Kündigungen (7,9 Prozent), «Weiterbildungsangebote» (6,6 Prozent) und «unbürokratische Hilfe, wenn Mitarbeitende in finanzielle Engpässe geraten». Menschlichkeit, Vertrauen, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit bilden mit 3,7 Prozent abgeschlagen das Schlusslicht.
Offenbar legen die Angestellten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mehr Wert darauf, dass die Personalabteilung die Prozesse sauber einhält, als dass sie menschliche Züge zeigt. Ob dies auf eine gewisse Desillusionierung zurückzuführen oder reiner Zufall ist, sei dahingestellt.
Unterschiedliche Erwartung der verschiedenen Kaufkraftklassen
Eklatant ist auch hier wieder der Unterschied zwischen den Kaufkraftklassen. So ist ein «Engagement für Sozialplan oder andere Hilfen bei Stellenabbau/Kurzarbeit» für 20,1 Prozent der schlecht verdienenden Mitarbeiter wichtig, während dies bei den Gutsituierten nur gerade bei 3,5 Prozent der Fall ist. Offenbar haben Letztere weit weniger Angst davor, ihren Job zu verlieren, als die weniger Bemittelten.
Dafür wünschen sich 27,3 Prozent der Gutverdiener von den Personalverantwortlichen ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Ängste, während dies nur für knapp 20 Prozent der schlechter Situierten relevant ist. Diese erwarten dafür weit stärker als die Gutverdienenden eine pünktliche Lohnfortzahlung (13,6 Prozent gegenüber 5,9 Prozent). Noch stärker ist die Differenz bei der Erwartung nach Weiterbildungsangeboten. Während solche lediglich von 3,5 Prozent der gutverdienenden Mitarbeiter erwartet werden, sind es bei den wenig Bemittelten mit 14,1 Prozent vier Mal mehr.
Ähnliche Sorgen wie die weniger gut verdienenden Mitarbeiter scheinen sich auch die Frauen zu machen. So erwarten 12,3 Prozent von ihnen eine pünktliche Lohnfortzahlung, während dies nur bei 6,8 Prozent der Männer der Fall ist. Und während sich 8 Prozent der weiblichen Angestellten mehr Weiterbildungsangebote wünschen, sind es bei ihren männlichen Kollegen 5,5 Prozent.
Die Umfrage
Insgesamt wurden 756 Personen in der Deutschschweiz telefonisch befragt, davon 515 Berufstätige. Die Stichprobe wurde mittels eines Random-Quota-Verfahrens basierend auf Daten des aktuellsten Telefonregisters gebildet. Die Resultate wurden analog der effektiven Bevölkerungsverteilung gewichtet und entsprechen somit der genauen Bevölkerungsstruktur. Die Stichprobe der 515 Berufstätigen ist repräsentativ für die arbeitstätige Bevölkerung der Deutschschweiz zwischen 15 und 74 Jahren.