Generation Y

Trophy Kids – Eine fordernde Generation im Porträt

Ist die Generation Y wirklich so freizeitorientiert, weltoffen oder intrinsisch motiviert, wie sie in den Medien dargestellt wird? Nur bedingt, zeigen wissenschaftliche Studien. Eine Analyse.

Klangvolle Namen wie Digital Natives, Trophy Kids, iGen oder Generation Y beschreiben die zwischen 1982 und 2000 geborene Generation, die heute in den Arbeitsmarkt eintritt. Die Medien vermitteln den Eindruck, dass sich diese Generation stark von der vorangehenden Generation X unterscheidet und das Personalmanagement der Unternehmen grundsätzlich angepasst werden müsste. So spricht die Schweizerische Handelszeitung vom «Drang nach Freiheit». Die VDI Nachrichten titeln «Generation Y – Sinnvolle Arbeit gesucht». Zeit Online fragt «Wollen die auch arbeiten?». Das Manager Magazin bezeichnet die neue Generation von Mitarbeitenden als «Kuschel-Kohorte». Die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelt «Die Generation Y fordert die Personalchefs heraus» und proklamiert «Freizeit als Statussymbol». Die österreichische Tageszeitung Die Presse spricht von der «Spassgesellschaft bei der Arbeit» und vom «Ende des Karottenprinzips».

Unternehmen reagieren

Die Unternehmen reagieren auf den Generationenwechsel und investieren in die Work-Life Balance ihrer Mitarbeiter. Sie verändern ihre Rekrutierungsstrategien und bieten Annehmlichkeiten wie ein firmeneigenes Wellnesscenter, bezahlte Freiwilligenarbeit oder eigene biologisch angebaute Produkte in der Kantine. Dadurch entstehen hohe Kosten ohne dass klar ist, ob die von den Medien proklamierten Generationenunterschiede auch tatsächlich vorhanden sind.

Eine Studie am Lehrstuhl für Human Resources Management der Universität Zürich hat untersucht, inwieweit das von den Medien geschaffene Bild der Generation Y von wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt wird und welche Schlussfolgerungen daraus für das Personalmanagement gezogen werden können. Sie hat siebzig Artikel aus deutsch- und englischsprachigen Medien im Zeitraum zwischen 2003 und 2013 ausgewertet, über eintausend beschreibende Merkmale für die Generationen X und Y gesammelt, kategorisiert und verglichen. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Medien der Generation Y ein ausgesprochen starkes Bedürfnis nach einer ausgewogenen Work-Life Balance zu-schreiben. Die junge Generation wird als anspruchsvoller als die vorangehende Generation X beschrieben.

Trophy Kids scheinen es gewohnt zu sein, stetiges Feedback, Lob und Belohnung zu erhalten. Die Medien attestieren der Generation Y eine weltoffene Haltung, das Streben nach einem tieferen Sinn in ihrem Tun, den Wunsch nach abwechslungsreicher und interessanter Arbeit und einen versierten Umgang mit neuen Technologien.

Analyse von Studien

Zur Prüfung dieses medialen Generationenbildes wurden wissenschaftliche Studien analysiert, die die Merkmale der Generationen X und Y zu einem bestimmten Zeitpunkt (cross-sectional) und langfristig (time-lag) empirisch verglichen haben. Die Analyse zeigt, dass die Generation Y eine stärker egalitäre Haltung aufweist, das heisst weniger machtorientiert ist und der beruflichen Karriere eine geringere Bedeutung beimisst als die Generation X. Private Freiräume, individualistische Ziele und die Freizeit sind für die Generation Y wichtiger als für die ältere Generation. Die Arbeit hat einen tieferen Stellenwert als für die Generation X, auch wenn die junge Generation ihre Tätigkeiten sehr gewissenhaft ausübt. Die Generation Y will geführt werden. Die Unabhängigkeit von der Führungskraft hat für sie eine kleinere Bedeutung als für die Generation X.

Unklar sind die Ergebnisse bezüglich der Motive, die die beiden Generationen antreiben. Es scheinen keine deutlichen Unterschiede bezüglich der Bedeutung von finanziellen Anreizen und sozialen Werten zwischen den beiden Generationen zu bestehen. Auch in Bezug auf die Leistungsorientierung bestehen aus wissenschaftlicher Sicht keine Generationenunterschiede. Nicht untersucht wurde bis heute die von den Medien postulierte Weltoffenheit und die technische Versiertheit der Generation Y.

Drei Übereinstimmungen

Vergleicht man das Generationenbild in den Medien mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, so stimmen sie in drei Bereichen überein (vgl. Abbildung):

  1. Die Generation Y ist gemäss Aussagen in den Medien und der Wissenschaft weniger statusorientiert als die Generation X. Sie ist signifikant weniger stark durch Machtbefugnisse zu motivieren und hat eine geringere Karriereorientierung.
  2. Für die Generation Y ist eine ausgewogene Work-Life Balance essentiell. Demnach sind private Freiräume und die Bedeutung von Freizeit für die Generation Y signifikant wichtiger als für die Generation X. Die Arbeit steht weniger im Mittelpunkt.
  3. Die Generation Y ist anspruchsvoll und selbstbewusst. Sie stellt ihre individuellen Ziele in den Vordergrund und verlangt nach Feedback, Lob und Belohnung für die erbrachten Leistungen.

Welche Auswirkungen haben diese Erkenntnisse auf das Personalmanagement? Die geringere Statusorientierung der Generation Y lässt erwarten, dass Fachkarrieren, Projektarbeit und flache Hierarchien wichtiger werden. Um den hohen Erwartungen der Generation Y in Bezug auf die Work-Life Balance gerecht zu werden, dürften flexible Arbeitszeiten, Home-Office sowie Sabbaticals und Mutterschaftsurlaub notwendig sein. Die Ansprüche der jungen Generation Y an die Anerkennung und Belohnung ihrer Leistungen lässt der transaktionalen Führung eine grosse Bedeutung zukommen. Die Generation Y verlangt nach Führungskräften, die ihren Mitarbeitenden Feedback geben, gute Leistungen anerkennen und belohnen.

Es scheint also auch aus wissenschaftlicher Perspektive Gründe zu geben, die für eine Anpassung des Personalmanagement an den Generationenwandel sprechen. Allerdings sollte nicht vergessen werden, Mitarbeitende in erster Linie als Individuen zu sehen und nicht bloss als Mitglieder einer Generation, denn innerhalb von Generationen können grosse individuelle Unterschiede in Bezug auf Bedürfnisse und Werthaltungen bestehen.

Literaturhinweise

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  • Macky, K., Gardner, D. & Forsyth, S. (2008). Generational differences at work: introduction and overview. Journal of Managerial Psychology, 23(8), 857–861.
  • Scheibli, R. (2013). Führung der Generation Y. Unterschiede zwischen den Generationen X und Y in den Medien und der Wissenschaft und deren Auswirkungen auf die Führung. Masterarbeit Universität Zürich.
  • Twenge, J. M., Campbell, S. M., Hoffman, B. J. & Lance, C. E. (2010). Generational Differences in Work Values: Leisure and Extrinsic Values Increasing, Social and Intrinsic Values Decreasing. Journal of Management, 36(5), 1117–1142.
  • Twenge, Jean M. (2010). A Review of the Empirical Evidence on Generational Differences in Work Attitudes. Journal of Business and Psychology, 25(2), 201–210.
  • Wey Smola, K. & Sutton, C. D. (2002). Generational differences: revisiting generational work values for the new millennium. Journal of Organizational Behavior, 23(4), 363–382.
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Randy Scheibli ist Absolvent des Masterstudienganges in Wirtschaftswissenschaften mit Fachrichtung Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich UZH.

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Ralph Lehmann ist Professor für Betriebswirtschaft an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur und Privatdozent für Betriebswirtschaft an der Universität Zürich UZH.

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