Veränderungen in der Arbeitswelt: Digitalisierung, Aging, Fachkräftemangel
Das Basel Economic Forum 2017 widmete den anstehenden Veränderungen in der Arbeitswelt einen ganzen Tag mit Vorträgen, Interviews, Break Out Sessions und Panel-Diskussionen.
Podiumsdiskussion am BEF 2017 (von links): Christoph Brutschin, Regierungsrat und Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt des Kantons Basel-Stadt, Stephan Mumenthaler, Präsident Life-Sciences-Kommission der Handelskammer beider Basel und Grossrat der FDP Basel-Stadt, Adrian Keller, CEO, Herzog & de Meuron, Nadine Gembler, Leiterin HR, Coop, Barbara Gutzwiller, Direktorin, Arbeitgeberverband Basel, Moderator Martin Eichler, Chefökonom und Geschäftsleitung, BAK Economics AG. (Bild: Metrobasel)
Digitalisierung, die Alterung der Gesellschaft und der damit einhergehende Fachkräftemangel werden den Arbeitsmarkt der Zukunft prägen und verändern. Sie waren denn auch Thema des diesjährigen Basel Economic Forum (BEF).
Weniger neue Arbeitsplätze
Regula Ruetz, Organisatorin des BEF, führte die Teilnehmer im vollbesetzten Saal in die Thematik ein. Neben den demographischen Gegebenheiten zeigte Ruetz die Auswirkungen und Chancen der Digitalisierung auf.
Schon heute würden Arbeitsplätze durch Digitalisierungs-Prozesse wegfallen, aber auch neue Arbeitsplätze entstehen. Experten würden davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren zusätzlich neue Arbeitsplätze entstehen werden, allerdings jährlich etwa ein Viertel weniger als in den 20 Jahren davor. Fachkräfte würden vor allem in den Bereichen IT, Technik aber auch im Sozialbereich gesucht. Niemand wisse wie die Arbeitswelt der Zukunft aussehe, sicher ist aber, dass sie sich verändern werde. Und die Schweiz dürfe keinesfalls den Anschluss verpassen.
Keine Roboter-Apokalypse
Roger Wehrli von Economiesuisse knüpfte mit seinem Referat an diese Aussage an. Es bestehe eine gewisse Tendenz der Politik, Einzelregulierung zu betreiben oder Vorhaben voranzutreiben, die zu protektionistischer Abschottungen führen.
Als Beispiele für diese negativen Impulse nannte Wehrli die Steuer für Self-Scanning Kassen, die Diskussion hinsichtlich des Uber-Verbots oder die Netzsperre im Geldspielgesetz.
Diese Tendenz führte Wehrli auf die Verunsicherung zurück, die schon bei den ersten drei industriellen Revolutionen hervorgerufen wurden. Die Folgen damals waren trotz anfänglicher Skepsis positiv: Höhere Löhne, mehr Rechte und Freizeit.
Die vierte Revolution mit allen einhergehenden disruptiven Entwicklungen sei keinesfalls die Roboter-Apokalypse. Gewisse Branchen schrumpfen und Berufsbilder werden obsolet. Was aber in den Medien nicht aufgezeigt werde, sei, dass gleichzeitig wachsende Branchen existieren, die neue Berufe und Stellen schaffen. Berufe mit höherem Qualifikationsniveau, mit persönlicher Interaktion oder Sozialkompetenz werden weiter stark nachgefragt werden. Die Digitalisierung werde in etlichen Berufsgruppen zu einer Bereicherung der menschlichen Tätigkeiten.
Jetzt gehe es darum, die wirtschaftlichen und politischen Handlungsfelder zu bearbeiten, damit die Wirtschaft auch künftig im globalen Wettbewerb erfolgreich bestehen kann. Dann nämlich sei die Schweiz eine Digitalisierungsgewinnerin.
Personalentwicklung auch für ältere Mitarbeitende
Fabiola Gerpott, Juniorprofessorin für Arbeits- und Organisationspsychologie, behandelte in Ihrem Vortrag «Doppel-D-Effekt» das Zusammenspiel der Faktoren Digitalisierung und Demografie. Als Vertreterin der Generation Y unterstrich sie die Wichtigkeit, ältere Mitarbeiter in der Personalentwicklungsstrategie zu berücksichtigen.
In vielen Ländern würden heute ältere Menschen mit Berufseinsteigern zusammen lernen. Intergenerationales Lernen sei ein Prozess, der aktiv gemanagt werden sollte. Der Einstellungswandel im Unternehmen und eine angepasste Führungskultur seien weitere Erfolgsfaktoren für den Arbeitsmarkt der Zukunft.
Alle beteiligen Fachexperten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft haben am BEF 2017 aufgezeigt, dass viele Veränderungen im Gange sind und viele Herausforderungen anstehen. Das grosse Interesse am Thema und lebendigen Diskussionen während des ganztägigen Events zeigen, dass die Digitalisierung Wachstum und Lebensqualität bedeuten kann. Die Voraussetzungen sind da, die Chancen erkannt. Die Schweiz hat das Potential zur Digitalisierungsgewinnerin.