Virtuelle Realität: Szenarien der Umsetzung
Ob in der Rekrutierung, im Onboarding oder in der Personalentwicklung: Die Einsatzszenarien von Virtual Reality für das HR sind vielfältig. Teil 3 unserer Serie «Virtual Reality» beleuchtet sie und zeigt anhand von Beispielen auf, wie Unternehmen die Technologie nutzen können.
Virtual Reality für das HR? Unsere serie gibt Überblick und beleuchtet Einsatzszenarien. (Bild: 123RF)
Virtual Reality (VR) Anwendungen finden heute von allem in zwei HR-Feldern Anwendung. Zum einen im Umfeld der Rekrutierungs- und Onboardingprozesse, zum anderen im Umfeld der Personalentwicklung.
VR in Rekrutierung und Onboarding
Videos mit dem Ziel der Rekrutierung können auf YouTube und Facebook veröffentlicht und so einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Beide Plattformen haben ihre Player bereits für 360-Grad-Videos optimiert.
Im Bereich der Rekrutierung verwenden bereits einige grosse Unternehmen VR: Bayer bietet eine 360-Grad «Career Experience» an, der deutsche Energieanbieter EnBW nutzt Virtuelle Realität für das Azubimarketing, und auch die Deutsche Bahn setzt 360°-Videos zur Nachwuchsgewinnung ein. Wie die Umsetzung bei der Deutschen Bahn aussieht, sehen Sie im folgenden Video. Wenn Sie es in der YouTube App auf einem mobilen Gerät öffnen, können Sie sich durch Drehen des Geräts frei im Video umschauen. Mit Virtual-Reality- oder Cardboard-Brille wird das Erlebnis noch intensiver.
In der Nutzung von VR für die Rekrutierung geht es um die realistische Darstellung der zukünftigen Arbeitsumgebungen. Kandidaten sollen ihren potentiellen Arbeitsplatz schon virtuell kennenlernen und aus der Ich-Perspektive betrachten können.
Nach dem Rekrutierungsprozess ist der Onboarding-Prozess eine entscheidende Phase, in der – insbesondere bei Leih- und Zeitarbeitskräften – viel Ressourcen investiert werden, um neue Mitarbeitende einzuarbeiten. Sie lernen ihren Arbeitsplatz kennen und erhalten Hinweise auf Arbeitsabläufe und mögliche Gefahrenstellen. Hier eignet sich der Einsatz von VR als Vorbereitung auf den Präsenz-Onboardingprozess.
Sowohl bei der Rekrutierung als auch beim Onboarding wird mit VR ein positives Erlebnis mit der Arbeitgebermarke geschaffen. VR kann also Employer Branding unterstützen – der Immersion sei Dank.
VR in der Personalentwicklung
In der Personalentwicklung kann VR Arbeitssicherheits- und Verkaufsprozesse, Support- und Service-Abläufe unterstützen. Auch in den klassischen Bildungsprozessen der Schulen gibt es bereits erste Anwendungen: So beispielweise im Bereich Chemie oder Biologie: Hier können Lernende analog zum im Film «Die Reise ins Ich» in einem U-Boot den menschlichen Körper erkunden und so hautnah den Angriff von Viren auf eine Zelle erleben.
Bei den Corporate Learning Ansätzen werden ganze Welten simuliert, in die Lernende in unterschiedlichen Rollen eintauchen können. Im Bereich der Arbeitssicherheit können innerhalb von 360-Grad-Videos Gefahrenstellen und Arbeitsschritte in der virtuellen Ich-Perspektive durch grafische Highlights hervorgehoben werden. Diese sorgen für einen Wiedererkennungseffekt in der Realität. Vor der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels schulte etwa die SBB mit Hilfe von VR 4500 Personen darauf, wie sie sich im Ernstfall im Tunnel verhalten sollen.
Im Bereich der Sales-Ausbildungen hat die Zürich Versicherung ein Rollenspiel als 360-Grad-Video entwickelt. Damit können Berater in die Rolle der Kunden schlüpfen und so die Beratung am eigenen Leib erleben.
Die Umsetzung von VR
Neben den technischen Rahmenbedingungen wie der Darstellungsqualität müssen Sie beim Einsatz von VR auch den räumlichen Platz mitberücksichtigen. Wollen Sie zum Beispiel Bewegungsmöglichkeiten nutzen, sollten Sie genügend Raum zur Verfügung haben. Genügend heisst hier mindestens zweieinhalb mal zweieinhalb Meter – besser noch fünf mal fünf.
Bei den didaktischen und methodischen Konzepten geht es vor allem um den zielgerichteten Einsatz der neuen Möglichkeiten. Dort spielen Interaktionsgrad und Feedbackprozesse eine entscheidende Rolle. Sollten Trainer oder Experten in den Lernprozess eingebunden werden, müssen sie für die Begleitung in VR-Welten geschult werden. 360-Grad-Videos sollten eine höhere Auflösung als Full-HD haben: Mit 4K oder 8K erzielen Sie sehr gute Ergebnisse. Je kleiner die Auflösung, desto grösser die Gefahr von Motion Sickness.
VR: Blick auf dem Markt
Die einfachste und günstigste Form von VR-Brillen sind die sogenannten Cardboards (Karton-Brillen), die individuell bedruckt und gebrandet werden können. Damit werden meist 360-Grad-Videos oder -Fotos abgespielt. Durch die Möglichkeit der Individualisierung der Cardboards werden diese oft im Rekrutierungsbereich oder für interne Marketingzwecke eingesetzt. Bei diesem Format sollten sie besonderen Wert auf die Linsen legen und dort nicht sparen. Lassen Sie sich ein Probemodell zusenden und probieren sie es aus. Ein individualisiertes Cardboard kostet zwischen 8 und 15 Franken, je nach Bestellmenge.
VR-Brillen wie HTC Vive und Oculus Rift sind im Moment Marktführer. Die Anschaffungskosten liegen bei rund 800 bis 1200 Franken. Zusätzlich kommen Kosten für einen Leistungsfähigen PC hinzu – eine gute Grafikkarte ist hier besonders gefragt. Wollen Sie die Bewegungsmöglichkeiten nutzen, brauchen sie einen Raum mit Platz.
Die Hololens von Microsoft wird im Bereich Mixed-Reality und Augmented Reality eingesetzt. Sie ist seit November in Deutschland erhältlich und kostet für Unternehmenskunden rund 5500, für Entwickler rund 3300 Euro. Was hier interessant ist, ist die Einbettung der Entwicklungswerkzeuge in die Microsoft-Welt. Es können schnell erste kleine Anwendungen generiert werden.