Quereinsteiger

Vom Linienmanager zum HR-Chef

Mit über 30 Jahren Erfahrung in der Versicherungswirtschaft kennt Beat Hunziker (53) zwar das Geschäft und die Kultur der Versicherer von Grund auf. Quereinsteiger ist er aber dennoch – in seiner ­Funktion als HR-Chef, die er seit anfangs 2014 mit viel Leidenschaft ausübt.

Ich hatte immer intensiven Kontakt mit dem HR-Bereich und war dort als interessierter und anspruchsvoller Kunde bekannt. Während meiner beruflichen Laufbahn im operativen Bereich wurde ich wiederholt mit Aufgaben im Change Management und in der Ausbildung betraut. Zuletzt war ich stellvertretender Leiter des Konzernbereichs Leistungen und koordinierte dessen operatives Geschäft sowie die Ausbildung. 

Zunächst eher kritisch gestimmt

Nachdem mich unser CEO Daniel H. Schmutz vor rund eineinhalb Jahren auf einen möglichen Wechsel angesprochen hatte, war ich im ersten Moment eher kritisch gestimmt. Doch ich erkannte bald die Chance, mich weiterzuentwickeln und sah die Möglichkeit, meine langjährige Linienerfahrung im HR einzubringen – für mich eine spannende Konstella­tion.

Die Kombination von HR-Fachkenntnis und meiner Linienerfahrung bietet dem Unternehmen einen echten Mehrwert. Eine intensive Vorbereitung auf diese neue Herausforderung war mir nicht vergönnt, da mein Wechsel relativ kurzfristig erfolgte.

Ein grosser Vorteil ist, dass ich das Versicherungsgeschäft sehr gut kenne und damit auch die HR-Aktivitäten gut abstimmen kann. Entscheidend sind die guten Kontakte und vor allem auch die Akzeptanz innerhalb der Linienorganisation. Um die notwendige Dossierkenntnis in den Kernthemen zu erlangen, waren zu Beginn viele Gespräche notwendig. Die gegenseitige Wertschätzung aus langjähriger Zusammen­arbeit hat diesen Prozess unterstützt.

Die bekannten ersten 100 Tage habe ich intensiv genutzt, um die HR-Organisation kennen und verstehen zu lernen. Mit vielen klärenden Fragen konnte ich mir ein Gesamtbild machen. Dabei habe ich festgestellt, welche Ziele und Veränderungen die HR-Organisation beschäftigen und wo die Hürden und Stolpersteine liegen. Erst danach habe ich meine Erkenntnisse mit meinem Führungsteam ausgetauscht und in Abstimmung mit diesem erste Aktivitäten eingeleitet. Dieser Einstieg hat mir sehr geholfen, meine weiteren Tätigkeiten zu gestalten.

Anderer Blickwinkel und Standpunkte

Als Leiter Human Resources beim Kranken­versicherer Helsana bin ich verantwortlich für die Bereiche Ausbildung, Compensation und ­Benefits, HR-Beratung und Marketing, Care Management, Management Development, Organisationsentwicklung, Personalversicherung und auch für die Bereiche Payroll, Zeitmanagement und HR Services.

Meine neue Funktion ist in ers­ter Linie eine Management-Aufgabe und erfordert keine vertieften Fachkenntnisse. Diese werden durch gut ausgebildete und erfahrene HR-Spezialisten in meinem Team bestens abgedeckt.

Die grösste Veränderung ergab sich auf Grund des Wechsels von einer operativen Einheit mit direktem Kundenkontakt in eine Support-Einheit. Es besteht ein ganz anderer Blickwinkel auf die vielfältigen Themen und auch die Standpunkte sind unterschiedlich. Jetzt liegt die Herausforderung darin, frühere Forderungen in die Tat umzusetzen.

Der Kern meines Beitrags liegt in der Transformation der teilweise komplexen HR-Themen in das Unternehmen. Hier ist es wichtig zu erkennen, dass es unterschiedliche Sichtweisen auf Aktivitäten gibt und wir unsere HR-Innensicht verlassen müssen. Wir müssen uns in die Sichtweise unserer internen Kunden versetzen und damit unsere Ideen liniengerecht vorbereiten und umsetzen.

Anspruchsvoller Quereinstieg

Sehr erfreulich waren die vielen positiven Reaktionen im Unternehmen auf meine Ernennung und die gute Aufnahme innerhalb des HR-Teams. Es ist schön zu sehen, mit welcher Freude und welchem Engagement mein Team wertvolle Grundlagenarbeit innerhalb des Unternehmens leistet.

Natürlich habe ich feststellen müssen, dass in dieser zentralen Funk­tion, viele Akteure überzeugt werden müssen, um Veränderungen ein­zuleiten. Das würde ich zwar nicht «Leiden» ­nennen, doch es ist sicher anspruchsvoller und komplexer, Veränderungen in einer Querschnittsfunktion wie dem HR zu initialisieren als innerhalb eines Konzernbereichs.

Grosses Potenzial für Harmonie

Ich denke, dass ein Wechsel aus der Linienorganisation ins HR eine tolle Sache ist. So können die gegenseitigen Anforderungen und Erfahrungen harmonisiert werden. Ich habe diesen Wechsel keinen Augenblick bereut und finde meine neue Tätigkeit ausgesprochen spannend und befriedigend. Genauso gut kann ich mir vorstellen, dass ein Wechsel vom HR in die Linienorganisation wertvoll sein kann.

Zur Person

Seit Januar 2014 leitet Beat Hunziker das HR-Team von Helsana. Vor seinem Quer­einstieg ins HR war der 53-Jährige in der Linie für den Krankenversicherer tätig, wo er während 14 ­Jahren im ­Bereich Leistungen das ­Service Center führte. Der diplomierte ­Betriebsökonom mit Basler Wurzeln ist Vater von drei ­Kindern und wohnt mit seiner Lebenspartnerin in Zug.

 

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