Von 250 auf 1000
Die Weisse Arena Gruppe in Laax braucht im Winter viel mehr Personal als im Sommer. Dank der Personenfreizügigkeit mit den EU-Ländern ist die Rekrutierung zwar zum Teil einfacher, dennoch mangelt es an kompetentem und gut ausgebildetem Personal. Die Weisse Arena Gruppe wird aber als Arbeitgeber geschätzt: 70 Prozent des Personals kommen in der darauffolgenden Saison wieder – und bringen häufig neue Mitarbeiter mit.
Saisonpersonal braucht mehr Betreuung als permanent Angestellte. Das macht die Arbeit spannend, finden Christina Darms und Flurin Tuor von der Weissen Arena Gruppe in Laax. (Bild: Jakob Menolfi)
250 Personen arbeiten im Sommer bei der Weissen Arena Gruppe. Im Winter sind es vier Mal so viel. Die Rekrutierung des Saisonpersonals stellt die HR-Verantwortlichen der Weisse Arena Gruppe (WAG) in Laax vor Herausforderungen. «Es ist schwieriger geworden, gutes Personal zu finden», sagt Christina Darms, Personalverantwortliche der WAG, im Signinahotel in Laax.
Mit der Anwerbung für den kommenden Winter beginnt die Weisse Arena Gruppe bereits zu Saisonschluss. Dann werden mit den Mitarbeitern Feedbackgespräche geführt, ihre Leistung beurteilt und eruiert, ob beide Seiten an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert sind. Im Sommer kontaktiert das HR dann die potenziellen Mitarbeiter. Parallel dazu schreibt die Weisse Arena Gruppe die freien Stellen auf der Jobbörse ihrer Homepage aus, auf fachspezifischen Plattformen und in der lokalen Presse. «Rund 70 Prozent der Saisonangestellten kommen im nächsten Jahr wieder», sagt Flurin Tuor, ebenfalls Personalverantwortlicher der Weissen Arena Gruppe.
Die Weisse Arena Gruppe werde als Arbeitgeber geschätzt. «Wir legen Wert darauf, dass die Dinge rund laufen, das spürt das Personal», begründet Christina Darms die Rückkehr der Saisonniers. Man nehme die Mitarbeitenden und ihre Probleme ernst. Zudem erhalten sie Unterstützung, etwa bei der Suche nach einer Unterkunft oder der Eröffnung eines Bankkontos. Auch Vergünstigungen winken den Angestellten: Sie erhalten beispielsweise ein kostenloses Saisonabo und Essensvergünstigungen.
Das spricht sich herum: Oft bewerben sich Freunde und Verwandte der Angestellten im nächsten Jahr ebenfalls um eine Stelle, und die Weisse Arena Gruppe erhält viele Blindbewerbungen. «Es ist auch hier in der Region bekannt, dass wir immer Mitarbeitende suchen», sagt Flurin Tuor.
Zur Person
Christina Darms (42) ist seit 2002 Personalverantwortliche der Weissen Arena Gruppe. Sie ist für die Bereiche Gastronomie und Mountain Vision zuständig und wohnt in Ilanz.
Flurin Tuor (42) ist ebenfalls Personalverantwortlicher der Weissen Arena Gruppe und für die Bereiche Bergbahnen, Mountain Adventures und Leisure verantwortlich. Er stiess vor zehn Jahren zur Weissen Arena Gruppe und wohnt in Laax.
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Das Personal kommt aus 28 Nationen
Untergebracht werden die Saisonarbeiterinnen und -arbeiter im Personalhaus vor Ort und in Personalhäusern, die die WAG von Dezember bis April von Baufirmen mieten. «Bis jetzt fand jeder ein Bett», ergänzt Christina Darms und lacht.
Das Personal der Weissen Arena Gruppe kommt aus 28 Nationen. Von den tausend Mitarbeitern sind 60 Prozent Schweizer. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen sind gross: «Bei den Bergbahnen kommt eine grosse Mehrheit aus der Region, nur fünf bis zehn Prozent sind Ausländer. Diese wohnen aber meist schon in der Schweiz», erläutert Tuor, in dessen Zuständigkeit die Mitarbeiter der Weissen Arena Bergbahnen fallen. Auch bei den Ski- und Snowboardlehrern stammen achtzig Prozent aus der Schweiz, der Rest kommt vor allem aus Deutschland.
Ganz anders sieht es in der Gastronomie aus: «27 Prozent sind Schweizer, 27 Prozent Deutsche, gefolgt von Portugiesen, Slowaken und Ungarn», sagt Christina Darms, zuständig für diesen Bereich. Für sie war das Personenfreizügigkeits-Abkommen sehr wichtig: «Damit durften wir Mitarbeiter aus den Ostländern rekrutieren.» Ganz zu Beginn des Abkommens suchte die Weisse Arena Gruppe vor Ort in Bratislava (Slowakei) nach Personal. Seither ist das nicht mehr nötig. «In den Ostländern ist bekannt, dass in der Schweiz Personal gebraucht wird, deshalb suchen die Osteuropäer aktiv nach Stellen in der Schweiz.» Die meisten von ihnen kämen drei bis vier Jahre lang und brächten auch immer wieder neue Leute mit.
Zwar konnten im Skigebiet immer alle freien Stellen besetzt werden, dennoch stossen die Personalverantwortlichen auch auf Probleme. «In der Gastronomie ist es schwierig, Fachkräfte mit einer Service-Ausbildung zu finden», sagt Christina Darms. Wegen der langen Arbeitszeiten sei der Beruf nicht sehr attraktiv, ausserdem wolle das Personal ab einem gewissen Alter eine Jahresstelle. «Wir können aber oft nur Winterstellen anbieten.» Unter diesen Bedingungen sei es nicht einfach, gute Leute im Unternehmen zu halten. Immerhin betreibt die Weisse Arena Gruppe zwei Betriebe, die nur im Sommer geöffnet sind. Dort kann ein Teil des Personals den Sommer über beschäftigt werden.
Was aber passiert mit den Saisonarbeitern, für die es in Laax im Sommer keine Arbeit gibt? Viele würden zurück in ihre Heimat kehren. Oder sie suchen sich woanders Arbeit – das Tessin oder Mallorca seien beliebt. «Es gibt Leute, die sind jeden Sommer im gleichen Betrieb angestellt», sagt Darms. Die Bergbahn-Mitarbeiter würden im Sommer auf dem Bau, als Bauern auf der Alp oder auch als Maler arbeiten, ergänzt Tuor. Jüngere würden oft reisen gehen. Und bei den Skilehrern gebe es die ganze Palette, vom Schreiner über den Studenten bis zum Zahnarzt.
Nicht nur die fehlende Ausbildung ist ein Problem: «Im Ausland existiert ein anderes Ausbildungsmodell. Es ist für uns schwierig abzuschätzen, auf welchem Niveau die Abgänger sind», erläutert Christina Darms die Problematik.
Ein zusätzliches Problem sei die Lohnfrage: Im Bereich Marketing beispielsweise würden sich Leute aus Zürich bewerben, die bei Banken gearbeitet hätten. Mit diesen Löhnen könne die Tourismusindustrie jedoch nicht mithalten.
Hilfe für den Kundenkontakt
Vom Personal, das mit den Gästen zu tun hat, wird erwartet, dass es über das Unternehmen informiert ist. Dazu erhalten die Mitarbeitenden diverses Info-Material. Zudem verteilen die HR-Verantwortlichen den Mitarbeitern ein kleines Kärtchen im Pocket-Format, von der Grösse einer Visitenkarte, auf dem die Service-Standards festgehalten sind (Aufmerksamkeit, Erscheinungsbild, Freundlichkeit, etc). Ebenfalls abgegeben wird ein Spickzettelheft, auch das im Visitenkarten-Format. Dort finden die Mitarbeitenden Antworten auf die wichtigsten Fragen, etwa zur Grösse des Skigebiets, zu Öffnungszeiten oder Notfallnummern.
Zu wenig Schweizer Personal
Von einigen Berufsgruppen gebe es zu wenig Personal, nennt Flurin Tuor eine weitere Schwierigkeit der Rekrutierung. Auch wenn die Weisse Arena Gruppe grössten Wert auf Freundlichkeit und Herzlichkeit lege, seien auch entsprechende Fachkenntnisse nötig. Bei den Bergbahnen etwa finde er kaum handwerkliche Fachkräfte.
Gerade in der Gastronomie höre sie immer wieder, dass es zu wenig Schweizer Personal habe, erzählt Christina Darms. Es gebe jedoch einfach nicht so viele Interessierte, und wenn, dann seien es junge Menschen, die aber schnell eine Jahresstelle suchen – und finden.
Fehlende Sprachkenntnisse sind durchaus ein Problem. «Wer mit Gästen Kontakt hat, muss sich auf deutsch verständigen können», betont Flurin Tuor. Das werde auch von den Gästen erwartet. Allerdings seien die Sprachkenntnisse der Hilfskräfte in den letzten zehn Jahren gestiegen – zum einen, weil sie einfach verlangt werden, zum anderen wegen der neuen EU-Länder im Osten. «Diesen Mitarbeitern liegt die deutsche Sprache einfach näher und es fällt ihnen leichter, sie zu lernen», sagt Christina Darms.
Das Unternehmen stellt auch Asylsuchende und vorläufig aufgenommene Asylbewerber an. «Sie sind oft sehr dankbar und es ist ihnen wichtig, schnell deutsch zu lernen», erzählt Darms.
Saisonpersonal ist arbeitsintensiv
Wenn die Saison beginnt, sind meist alle Stellen besetzt. Im Bereich Gastronomie hat die WAG einen neuen Weg eingeschlagen: «Im Herbst konnten wir uns erstmals an einer Hotelfachschule präsentieren», erzählt Christina Darms. Einerseits konnte sich die Gruppe dort vorstellen, andererseits konnte das Unternehmen selbst sehen, was das potenzielle Personal sich wünscht.
Die Arbeit mit dem Saisonpersonal empfinden Christina Darms und Flurin Tuor als bereichernd. «Wir haben mehr mit ihnen zu tun als mit dem permanent angestellten Personal; sie brauchen mehr Betreuung, das macht die Arbeit spannend.» Kaum habe man ihren Eintritt vorbereitet, würden sie auch schon wieder gehen, das sei arbeitsintensiv, vor allem, da sie ja auch Zeugnisse brauchten. Das Saisonpersonal sei nicht nur oft dankbar, man spüre auch ihre Begeisterung für den Winter, sagt Tuor.
Für die Einarbeitung haben die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht viel Zeit. «Kaum kommen sie hier an, geht es auch schon los», sagt Tuor. Denn an Weihnachten und Neujahr sei der Gästeandrang am grössten. Nicht zuletzt deshalb ist die Weisse Arena Gruppe froh um wiederkehrendes Personal. Doch auch Neue sind willkommen – sie sorgen für neue Inputs.
Die Personalverantwortlichen legen Wert darauf, dass sich neue wie alte Mitarbeiter wohl fühlen und die Werte der Weissen Arena Gruppe verstehen und leben. So findet immer Anfang Saison ein Welcome Day statt mit dem Ziel, dass sich das Personal gegenseitig kennenlernt, die Gemeinsamkeit spürt und die Werte vermittelt bekommt.