Warum du immer 1. Priorität in deinem Leben spielen solltest und was es dazu braucht
Als Mutter ist unser grösster Wunsch, unsere Kinder glücklich und zufrieden zu sehen. Von Geburt an tun und geben wir alles für sie – was wunderschön ist. Doch leider gehen oftmals wir selbst dabei vergessen.
Sommerserie 2021 «Vereinbarkeit neu gedacht». (Bild: iStock/HR Today)
Aus eigener Erfahrung und der Arbeit mit mittlerweile hunderten von Müttern weiss ich: Spätestens mit dem Wiedereinstieg in den Job sind die eigenen Bedürfnisse eines der ersten Dinge, die wir aufgeben, um es allen recht zu machen. Das ist einfach, denn man muss niemanden um Erlaubnis bitten ausser sich selbst.
Doch die Folgen dieser Entscheidung werden erst viel später spürbar. Ich selbst habe es erst rund ein Jahr nach dem Wiedereinstieg (damals in die Unternehmensberatung mit 60%-Pensum) gemerkt. Ich war so stolz wie zufrieden meine Kunden waren und dass auch Zuhause alles glatt lief, dass ich nicht merkte, wie meine eigenen Batterien immer leerer wurden. Die Konsequenz: Du fühlst dich im Laufe der Zeit ausgebrannt, kraftlos, frustriert und leer und kannst für niemanden mehr da sein.
Dich selbst zur 1. Priorität zu machen hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit Selbstfürsorge. Wenn du deine Bedürfnisse kennst und sie achtest, wird es nicht nur dir besser gehen, sondern du wirst auch allen anderen um dich herum viel mehr geben können. Denn nur wenn es dir gut geht, kannst du für andere da sein. Nur dann kannst du die Mama sein, die du sein möchtest (ganz gleich wie das ausschaut) und deine beruflichen Ambitionen verfolgen (sofern das dein Wunsch ist).
Was kannst du als Mutter tun, um selbst wieder 1. Priorität in deinem Leben zu werden?
1. Anerkenne, wo du aktuell stehst:
- Wie steht es um deine Bedürfnisse? Kennst du sie?
- Nimmst du dir Zeit für sie?
- Wie geht es dir wirklich?
2. Wenn du deine eigenen Bedürfnisse nicht kennst, fang an sie wieder kennenzulernen und werde dir klar was du brauchst und was dir guttut.
3. Fang an dir Raum und Zeit für die eigenen Bedürfnisse zu nehmen. (Wenn das ein Punkt ist, der dir nicht immer gelingt, im nächsten Beitrag dieser Sommerserie gehe ich noch etwas tiefer darauf ein.)
4. Hol dir Hilfe, wenn du das Gefühl hast, dass du selbst nicht mehr weiterkommst und lass dir die eine oder andere Abkürzung zeigen. Uns fällt es leichter bei anderen zu erkennen, was ihnen helfen könnte oder was sie anders tun sollten. Unsere eigenen blinden Flecken erkennen wir meistens nicht selbst.
Was kann HR, bzw. können Führungsverantwortliche tun?
Die eigenen Bedürfnisse sind aus meiner Sicht eine sehr persönliche Angelegenheit, für die auch jeder selbst verantwortlich ist. Dennoch können hier HR, bzw. Führungsverantwortliche unterstützend wirken:
1. Das eigene Umfeld und wie andere im Umfeld ihre Bedürfnisse wahren oder auch Unterstützung in Anspruch nehmen prägt uns, wie sehr wir es selbst umsetzen (siehe hierzu auch den Beitrag: Rollenbilder). Also:
- «Wie gut leben unsere Führungskräfte selbst schon vor, 1. Priorität im eigenen Leben zu sein?»
- «Weiss ich was mir guttut und nehme ich mir Raum und Zeit dafür?» (Sprich: Sind unsere Führungskräfte beispielsweise in Achtsamkeit geschult?)
- «Nehme ich selbst Hilfe in Anspruch, wenn ich sie brauche?» Oder allgemein: «Leben wir eine Unternehmenskultur, die Hilfe und Unterstützung (allenfalls von Extern) befürwortet, wenn es letztlich der Problemlösung dient?»
2. Gibt es bereits Programme oder Kurse im Unternehmen, die Wiedereinsteigerinnen dabei begleiten ihr eigenes mentales wie körperliches Wohlbefinden zu stärken? Und wie einfach sind diese Programme zugänglich?
Erfahrungsgemäss besteht immer noch eine Hemmschwelle, wenn es darum geht, um Hilfe zu bitten, da die Angst besteht, dass dies als Schwäche ausgelegt werden könnte, oder dass ein Problem besteht, welches man nicht selbst in den Griff bekommt.
Unternehmen können entsprechende Programme für alle Mitarbeitenden zugänglich machen und den Müttern so die Wahl, wann sie es absolvieren wollen. Insbesondere, wenn Mütter solche Kurse oder Unterstützung beispielsweise noch in der Mutterschaftszeit nutzen (wenn sie sich oftmals sowieso nach Brainfood sehnen) oder direkt zum Wiedereinstieg, kann es eine präventive Wirkung haben. Ausserdem ist ein solches Vorgehen imagefördernd: Es sendet das Signal, dass die mentale und körperliche Gesundheit der Mitarbeitenden dem Unternehmen wichtig sind.
Anm. d. Red.: Der nächste Beitrag erschein am 21. Juli 2021.