Porträt

Wenn die Bäume in den Himmel wachsen

Für Barbara Aeschlimann, HR-Leiterin Schweiz beim global tätigen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunter­nehmen EY, ist klar: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Mit der nötigen Portion Enthusiasmus und dem Wissen, auf dem richtigen Weg zu sein, hat sie eine ­Karriere gemacht, die sie so eigentlich gar nie geplant hat.

Schon der Wirt des Hirschen im aargauischen Erlinsbach erkannte, wo Barbara Aeschlimanns Kernkompetenzen liegen – sie sucht die Herausforderung, geht in ihrer Arbeit auf, hat die Menschen gerne und weiss klar zu kommunizieren. Die promovierte Philologin jobbte während ihres Studiums nicht nur als Italienischlehrerin in der Migros-Klubschule, sondern servierte auch jahrelang wochenends im bekannten Landgasthof: «Ich bin ein sehr geselliger Mensch und das Servieren war für mein Naturell genau das Richtige.»

Wohl noch unbewusst übte sie sich schon damals, zu Beginn der Neunzigerjahre, in den Disziplinen Recruiting, Talent- und Retention-Management. Denn wie in der Gastronomie ist auch im Personalwesen der Faktor Mensch entscheidend für die Wertschöpfung. Als Barbara Aeschlimann die Servierschürze gegen Ende des Studiums an den berühmten Nagel hängte, zeigte sich die Wertschätzung des Hirschenwirtes in Form eines Goldvrenelis. Darüber freut sich Barbara Aeschlimann auch nach fast zwanzig Jahren noch sehr und lacht herzhaft, wenn sie die Anekdote erzählt.

Zur Person

Barbara Aeschlimann (48) ist als jüngstes von drei ­Geschwistern in Aarau (AG) aufgewachsen und hat dort bis zur Matura die Schulen besucht. Die promovierte Sprachwissenschaftlerin hat an der Universität Zürich Italienisch, Russisch und Deutsch studiert. Seit 2005 ist sie Director Human Resources Schweiz bei EY, wo sie ein Team von 26 Mitarbeitern führt und die HR-Verantwortung für 2300 Angestellte trägt. Ihre Kar­rierestationen führten sie von der Bank Leu über die UBS und das Sozialdepartement der Stadt Zürich zu EY. Barbara Aeschlimann ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Zürich in einem Haus mit Garten.

Gelebte Vielfalt in zeitgemässem Umfeld

Wertschätzung hat für die passionierte Gärtnerin mit eigenem Gemüsegarten in Alt-Oerlikon noch heute eine zentrale Bedeutung. Und die beginnt bereits beim Recruiting, ihrem Kerngeschäft: «Bei EY suchen wir Menschen mit den unterschiedlichsten Stärken, Fähigkeiten und Denkweisen.» Für die HR-Chefin ist es deshalb wichtig, dass Mitarbeitende ein Arbeitsumfeld vorfinden, wo sie sich anerkannt und geschätzt fühlen und ihr Potenzial entfalten können.

In Zürich schafft die Beratungsfirma dazu schon einmal imposante räumliche Voraussetzungen. Seit rund vier Jahren arbeiten rund 1000 Menschen aus 56 Nationen im avantgardistischen Glasgebäude zwischen Prime Tower, Hardbrücke und den Bahngleisen in Zürichs urbanem Westen. Da darf Diversity-Management nicht nur eine leere Worthülse sein: «Vielfalt bezieht sich bei EY nicht nur auf die Gleichstellung von Mann und Frau, sondern auch auf die kulturelle und sexuelle Orientierung, auf Weltanschauungen, Lebensentwürfe sowie die ethnische und soziale Herkunft unserer Mitarbeitenden», betont Barbara Aeschlimann.

«Building a better working world» lautet der neue Slogan ihres Arbeitgebers, der, wie Barbara Aeschlimann freimütig einräumt, trotz einer grosszügigen Portion Pathos wie auf sie zugeschnitten scheint. Lebt sie während ihrer täglichen Arbeit doch genau nach dieser Maxime, gibt Unterstützung und holt Feedback ein, wenn ein Team mit dem Recruiting Mühe bekundet oder wenn Leader ihren Teams die neueste Strategie näherbringen sollen.

Besonders befriedigend und gewinnbringend, aber auch besonders strapaziös, waren für Barbara Aeschlimann und ihr Team vor allem die letzten Monate. Seit vergangenem Oktober ist das Human Resources Management von EY nach dem Drei-Säulen-Modell von HR-Vordenker Dave Ulrich strukturiert: Ihr Team berät und unterstützt nun einerseits als «Business Partner» die Führungskräfte, entwickelt und steuert als so ­genanntes «Center of Expertise» Personalprozesse und -instrumente wie das Recruiting, während der «HR-Services-Bereich» zur effizienten Abwicklung von administrativen ­Belangen andererseits in den letzten Monaten teilweise nach Polen ausgelagert wurde. «Veränderungsprozesse sind immer sehr herausfordernd, denn auch als Führungsperson bleibt man nicht davon verschont, sich mit seinen Gefühlen, Ein­drücken und Präferenzen auseinanderzusetzen», resümiert Barbara Aeschlimann.

Mit Kopf, Herz und Hand

Wollen Bewerber bei ihr punkten, sollten Kopf, Herz und Hand im Einklang sein. Drei Eigenschaften erachtet sie als grundlegend: «Hohe Motivation gehört für mich zum Rüstzeug, um bei EY glücklich zu werden. Auch Flexibilität ist gefragt, denn unser Business verändert sich schnell. Und man darf keine Angst haben, etwas in Angriff zu nehmen. Mit Reden alleine ist es nicht getan.»

Und was braucht Barbara Aeschlimann, um glücklich zu sein? «Ohne einen abwechslungsreichen Job mit einem gewissen Handlungsspielraum und der Möglichkeit, konzeptionell zu arbeiten, würde mir sicher etwas fehlen.» Und man mag es der dynamischen HR-Managerin gar nicht recht glauben, auch sie braucht Zeit für sich, um ihre Seele baumeln zu lassen und die Batterien wieder aufzuladen: «Gerne mache ich auch einfach einmal nichts, liege gemütlich im Wohnzimmer auf dem Sofa, lagere die Beine hoch und geniesse das gesellige Zusammensein mit meinem Mann, Freunden und der Familie.»

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