HR Today Nr. 2/2022: Thema – Voluntary Work

Wer einmal Freiwilligenarbeit leistet, bleibt dabei

Ehrenamtliche Arbeit hat in Unternehmen einen grossen Stellenwert. So auch bei der UBS. Um den Volunteering-Gedanken nach aussen zu tragen, gründete die Universalbank 2020 die Vermittlungsplattform UBS Helpetica, die schweizweit ­gemeinnützige Projekte mit freiwillige Helferinnen und Helfer zusammenbringt.

«Je mehr sich engagieren, desto besser», sagt Curdin Duschletta, Leiter UBS Community Impact Schweiz & Stiftungen, der mit seinem Team das interne Freiwilligenprogramm der Bank verantwortet. «Als Corporate Volunteering bei uns vor über 15 Jahren eingeführt wurde, waren wir Vorreiter.» Mittlerweile ist die Freiwilligenarbeit bei der Bank breit etabliert. «2019 engagierten sich über 5000 Mitarbeitende und leisteten 50 000 Freiwilligenstunden.» Für ihren Einsatz erhalten UBS-Mitarbeitende pro Jahr zwei bezahlte Arbeitstage. Das Volunteering-Angebot kommt bankintern gut an: «Lernende nutzen es ebenso wie Kadermit­arbeitende», sagt Duschletta. Zwar seien die ­Teilnehmerzahlen in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt etwas gesunken, dennoch wollen sich UBS-Mitarbeitende weiterhin engagieren. Um das Programm nicht zu pausieren, habe es die Bank angepasst: «Nebst physischen Aktivitäten gab es mehr virtuelle Engagements.»

Engagement und umgesetzte Projekte

2019 entstand die Idee, Volunteering-Angebote nicht nur intern, sondern auch Privatpersonen und Firmen in der ganzen Schweiz anzubieten. «Das, um die Freiwilligenarbeit auch national zu fördern und unsere Ressourcen mit anderen zu teilen», sagt Sonja Kingsley-Curry, Leiterin ­Strategic Initiatives & Brand Management.   ­Beispielsweise das Netzwerk im Freiwilligenbereich, die regionalen und schweizweiten Kundenbeziehungen sowie die Kommunikationskanälen der Bank. «Deshalb lancierten wir am 15. Oktober 2020 die Volunteering-Plattform UBS Helpetica», ergänzt Kingsley-Curry, die das neue Freiwilligennetzwerk verantwortet, über dessen Plattform Helferinnen und Helfer mit passenden Projekten in den Bereichen Soziales, Bildung, Unternehmertum und Umwelt zusammenfinden. Die auf UBS Helpetica gelisteten Projekte können nicht nur von NGOs, sondern auch von Privatpersonen eingereicht werden. Um aufgeschaltet zu werden, müssen Projekte einen nachhaltigen Nutzen stiften, dem Gemeinwohl in der Schweiz zugutekommen und von einer gemeinnützigen Organisation fachkundig betreut werden. Gesucht sind Tätigkeiten, die von Laien in der Schweiz ausgeführt werden können. Mit dem Projekt dürfen ausserdem keine kommerziellen Interessen verknüpft sein und es darf auch nicht der Beschaffung finanzieller Mittel dienen.

Das Freiwilligennetzwerk ist gut gestartet: «Bis heute wurden über 270 Projekte von NGOs und Privatpersonen eingereicht», sagt Sonja Kingsley-Curry. «Davon wurden 170 Projekte publiziert und umgesetzt.» Besonders beliebt seien Umwelteinsätze: «Wer einen Waldstreifen von eingeschleppten Pflanzen befreit hat, sieht am Ende des Tages, was er erreicht hat.» Auch Sozial- und Bildungseinsätze seien stark gefragt. «Sie geben den Teilnehmenden emotional durch das positive Feedback viel zurück.» Insbesondere, wenn sie wiederkehrend am selben Ort tätig seien.

Vom Eigen- und Fremdnutzen

«Gutes tun, tut einem selbst gut», sagt Curdin Duschletta: «Setze ich mich für andere ein, hilft das auch mir.» Beispielsweise, weil Teilnehmende Selbstwirksamkeit erfahren oder sich neue Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen. Daneben stärke Volunteering auch die Arbeitgeberattraktivität. «Viele Arbeitnehmende möchten wissen, ob sich ein Unternehmen gesellschaftlich engagiert und sich verantwortungsvoll verhält.» Zudem: Wer damit angefangen habe, gebe die Freiwilligentätigkeit nicht so schnell wieder auf. Noch ist das Freiwilligennetzwerk UBS Helpetica der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt. Das soll sich langfristig aber ändern. «Deshalb machen wir über unsere Kommunikationskanäle und mit Content-Marketing-Aktivitäten darauf aufmerksam», sagt Kingsley-Curry.

Lehrstellen-Coaching (Fokus: Bildung)

Beim Aargauer Lehrstellen-Coaching fördern ­Mentorinnen und Mentoren junge geflüchtete Menschen («Mentees») beim Einstieg in die Berufsbildung und die Arbeitswelt. Dazu vermitteln sie lokales Wissen, helfen bei Bewerbungsschreiben, fördern Deutschkenntnisse und stehen den Mentees nach Antritt eines Praktikums oder einer Lehrstelle zur Seite. Die Treffen finden zwei- bis viermal pro Monat statt. Sind die individuellen Coaching-Ziele spätestens nach sechs Monaten erreicht, wird evaluiert, ob das Coaching weitergeführt oder beendet wird.

Natureinsatz im Neeracherried (Fokus: Umwelt)

Im Neeracherried finden unzählige Tiere und Pflanzen von landesweiter Bedeutung einen Lebensraum. Die Bestände werden aber von eingeschleppten Pflanzen bedrängt. Ohne Schutzmassnahmen verdrängen diese Neophyten konkurrenzschwache Arten und bringen sie völlig zum Verschwinden. Volunteers erfahren beim Einsatz im Naturreservat von Leitenden mehr über Flora und Fauna und lernen die fremdartigen Pflanzen kennen, die sie entfernen, um die Biodiversität zu erhalten. Der Einsatz dauert jeweils einen Tag und wird mehrmals im Jahr durchgeführt.

obvita – Spazieren mit Betagten und Blinden (Fokus: Sozial)

In St. Gallen begleiten Volunteers die Bewohnerinnen und Bewohner vom «Bruggwald51 – Wohnen und Pflege im Alter» beim Spaziergang in der näheren Umgebung und knüpfen so neue soziale Kontakte. Dadurch lernen Freiwillige, besser mit betagten Menschen umzugehen, erweitern ihre Sozialkompetenz und erfahren, was ältere Menschen bewegt. Spaziert wird zweimal wöchentlich zwischen zwei bis zweieinhalb ­Stunden von 14 bis 17 Uhr.

Freiwilligen-Monitor Schweiz 2022

Ämter und Gremien sind in der Politik ebenso schwer zu besetzen wie in Hilfswerken und Kirchen, in sozialen Bewegungen, bei vielen Freizeitaktivitäten, im Pflegebereich oder bei der Nachbarschaftshilfe: Freiwilligenarbeit ist für die Gesellschaft von unbezahlbarem Wert und kann auch für Freiwillige ein grosser Gewinn sein. Sie bringt Menschen zusammen, erweitert deren Horizont, stärkt ihr Selbstwertgefühl und eröffnet ihnen Partizipationschancen jenseits der Erwerbsarbeit und Familie. Der Freiwilligen-Monitor Schweiz, der von der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft SGG herausgegeben wird, zeigt deren Wert in Zahlen und Fakten auf.

 

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Christine Bachmann 1

Christine Bachmann ist Chefredaktorin von Miss Moneypenny. cb@missmoneypenny.ch

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