Doch da viele Menschen ja nicht wissen, welcher Beruf sie interessiert, wissen sie auch nicht, wonach sie suchen sollen. Immerhin gibt es inzwischen schon rund 2500 Portäts auf whatchado. Deshalb haben die Gründer ein Matching entwickelt: Die Besucher füllen einen Fragebogen aus und erhalten in der Folge Porträts von Personen angezeigt, die ähnliche Interessen und Vorstellungen haben. So erhalten sie Einblick in Berufe und Unternehmen, an die sie vielleicht noch gar nie gedacht haben. Sie finden nicht nur Jobs, sondern auch Unternehmen, die zu ihnen passen.
Vorteile für das HR
Logisch, dass davon auch die Unternehmen profitieren: Einerseits können sich so allfällige Jobkandidaten ein genaues Bild von ihrer zukünftigen Arbeit machen, andererseits erhalten sie auch Bewerbungen von Kandidaten, die zuvor noch nie auf die Firma aufmerksam wurden. Die Unternehmen entdeckten whatchado als Employer-Branding-Instrument, konnten sie doch über die Plattform ihre Organisation und ihre Mitarbeiter (kostenpflichtig) vorstellen. Das gefiel auch der Deutschen Bahn, die bei whatchado anklopfte und ebenfalls ihre Laufbahnen vorstellen wollte. Das war der Anfang der Expansion von whatchado nach Deutschland; im Januar 2013 wurden die ersten Videos bei der Deutschen Bahn gedreht.
Jörg Buckmann, Leiter Personalmanagement der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), war ebenfalls begeistert von whatchado und fragte Ali Mahlodji, ob er denn nicht auch in die Schweiz expandieren wolle. Wollte er. Seit August ist die Plattform in der Schweiz online. Und soeben wurden 24 Mitarbeiter der VBZ porträtiert, deren Videos demnächst auf whatchado aufgeschaltet werden. Bereits online ist das Porträt von Tatjana Strobel. Die in Zürich wohnende Expertin für Körpersprache ist auch Kolumnistin auf hrtoday.ch und verantwortlich für die Serie «Körpersprache im Vorstellungsgespräch». «Ich finde die Plattform super, da sie jungen oder interessierten Menschen die Möglichkeit gibt, Berufe unter die Lupe zu nehmen sowie pro und contra zu beleuchten», sagt Tatjana Strobel.
Das ist eine Bedingung von whatchado: Nicht nur die positiven Seiten des Berufs werden beleuchtet, auch die Frage nach den Einschränkungen muss beantwortet werden. «Damit die Menschen wissen, was auf sie zukommt, und sie nicht später aus genau diesem Grund kündigen», erläutert Mahlodji. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird nicht porträtiert. «Wir mussten auch schon Firmen ablehnen, die nur ein Image-Video machen wollten», sagt der Wiener. Würde er das zulassen, wären die Glaubwürdigkeit und damit auch die User weg.
Mit der Expansion ins Ausland wuchs auch whatchado: Waren an der Gründung vier Leute beteiligt, so sind es heute 34. 110 bis 120 Porträts drehen sie pro Monat, und es sollen noch mehr werden. Pro Monat erreicht die Plattform mehr als eine halbe Million Menschen. Das Credo von Ali Mahlodji ist: «Für jedes bezahlte Video drehen wir ein unbezahltes.» Denn whatchado sei nur authentisch, wenn ganz viele verschiedene Porträts drauf sind.
Das Konzept von whatchado scheint zu überzeugen: Die Plattform wurde etliche Male ausgezeichnet und gewann diverse Awards in den Kategorien HR, Kommunikation und Nachhaltigkeit. Gründer Ali Mahlodji ist zum EU-Jugendbotschafter auf Lebenszeit ernannt worden. Was den ehemaligen Schulabbrecher ganz besonders freut.