Wie das Know-how der Ehemaligen gesichert werden kann
Nicht nur Hochschulen profitieren von Alumni-Organisationen. Der Trend, mit den Ehemaligen in Kontakt zu bleiben, breitet sich inzwischen auch bei Unternehmen aus.
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Alumni-Organisationen haben sich in der Hochschullandschaft seit einigen Jahren auch im deutschsprachigen Bereich stark etabliert und sind nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglichen den Kontakt unter den Absolventinnen und Absolventen und fungieren als Bindeglied zur Hochschule. Die früher lose an diese Bildungsinstitutionen gebundenen Ehemaligenvereine haben sich im Laufe der Jahre stark professionalisiert und werden heute oftmals als strategische Partner der Hochschulen wahrgenommen. Dabei geht es nicht mehr nur darum, dass sich die Ehemaligen treffen und in den guten alten Zeiten schwelgen, sondern dass sie über das Geschehen «ihrer» Hochschule informiert sind und auch als Fürsprecher für diese amtieren können.
Für die Institutionen selbst bietet der enge Kontakt zu den Ehemaligen die Chance, neue Erkenntnisse aus der Praxis in die Aus- und Weiterbildung einfliessen zu lassen. Diese und weitere Vorteile einer Alumni-Organisation müssen sich nicht nur auf Bildungsinstitutionen beschränken. Seit einigen Jahren organisieren auch Beratungsfirmen und grosse internationale Konzerne ihre ehemaligen Mitarbeitenden in clubähnlichen Organisationen und halten zu ihnen einen mehr oder weniger engen Kontakt.
Eine so genannte Unternehmens-Alumni-Organisation bewegt sich in den drei Disziplinen Alumni-, Brand- und Personal-Management. Während über das Alumni-Management die organisatorische Arbeit abgewickelt wird, bietet sie aus Sicht des Brand-Managements die grosse Chance, die Ehemaligen auch als glaubwürdige Markenbotschafter einzusetzen. Im Bereich des Personal-Managements wiederum erlaubt das Organisieren der ehemaligen Mitarbeitenden eine allfällige Rückgewinnung von Fach- und Führungskräften. Das kann gerade für jene Branchen attraktiv sein, die einen Fachkräftemangel zu beklagen haben.
Auch mit den Pensionierten in Verbindung bleiben
Ein weiterer grosser Vorteil von Unternehmens-Alumni-Organisationen ist, dass so auch Pensionierte weiterhin an den ehemaligen Arbeitgeber gebunden werden. Dies erlaubt bei Bedarf ein rasches Aufeinanderzugehen und je nachdem sogar eine punktuelle Einbindung ihres Wissensschatzes in die Unternehmung. Dem Know-how-Verlust, der mit der Pensionierung einherging, kann so entgegengewirkt werden. Als wichtiger Zusatzeffekt signalisiert eine Unternehmens-Alumni-Organisation aber auch den aktiven Mitarbeitenden, dass sie nach einem Weggang in gewissem Masse noch dazugehören, wenn sie das denn möchten.
Eine exemplarische Umfrage bei Ehemaligen eines KMU aus dem Sportbekleidungsbereich hat eindrücklich gezeigt, dass sich nach dem Weggang immer noch rund drei Viertel mit der Unternehmung verbunden fühlen. Über 85 Prozent der Ehemaligen würden die Unternehmung als attraktiven Arbeitgeber auch weiterempfehlen, für einen Grossteil wäre zudem der Wiedereinstieg eine Option. Beim untersuchten Unternehmen findet seit rund sieben Jahren jedes zweite Jahr eine Ehemaligenveranstaltung statt. Diese sind gut besucht und werden teilweise dafür genutzt, neue Produkte im Endstadium zu präsentieren und den Input von Ehemaligen abzuholen. Dabei gilt natürlich zu beachten, dass diese inzwischen bei Mitbewerbern beschäftigt sein können.
Das Herz der Alumni-Organisation: eine gute Mitgliederdatenbank
Bei einer Implementierung einer Alumni-Organisation ist zu beachten, dass keine Unternehmung diese nur aus Goodwill oder sentimentalen Nostalgiegründen befürwortet. Um die Zustimmung sämtlicher Managementstufen zu erhalten, müssen konkrete Ziele aufgezeigt und der Nutzen für beide Seiten – Ehemalige und Unternehmen – sichtbar gemacht werden. Die Unternehmens-Alumni-Organisation kann ein einfaches, aber wirkungsvolles Instrument sein, um folgende Ziele zu erreichen:
- Rückgewinnung ehemaliger Fachkräfte
- Kontaktnetz zu ehemaligen Lernenden (insbesondere dann von starkem Interesse, wenn es sich um spezielle Berufsbilder handelt wie eine Kauffrau bei der Post oder einen Gleisbauer)
- Bei Unternehmen aus dem Konsumgüter- und Handelsbereich weiterhin Abverkauf der Produkte
- Botschafterfunktion für die Produkte- und Arbeitgebermarke
- Die aktuellen Mitarbeitenden nehmen die Unternehmung als fortschrittlichen Arbeitgeber wahr und dadurch wird die Mitarbeitendenbindung gestärkt.
Eine Unternehmens-Alumni-Organisation kann relativ einfach umgesetzt werden. Wichtig ist, dass die Kontaktdaten mit dem Ausscheiden aus dem Betrieb nicht einfach verloren gehen, sondern dass diese mit dem Einverständnis des Ehemaligen aktiv weitergepflegt werden. Denn eine gute Mitgliederdatenbank ist das Herz einer jeden Unternehmens-Alumni-Organisation.
Absolute Grundvoraussetzung für eine Unternehmens-Alumni-Organisation ist eine intakte Unternehmenskultur. Nur wenn die Mitarbeitenden sich im Betrieb wohlfühlen, können sie später, als Ehemalige, überhaupt eine Bindung zum Betrieb behalten. Weiter müssen natürlich für die professionelle Bewirtschaftung und die Veranstaltungen personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen.
Eine Unternehmens-Alumni-Organisation bietet also ein gutes Instrument, um die ehemaligen Mitarbeitenden zu pflegen und zu bewirtschaften. Neben den aufgezeigten Zielen können aber noch weitere abgedeckt werden, gerade auch im Bereich des Wissensmanagements. Wäre es zum Beispiel nicht sinnvoll und mit einer Unternehmens-Alumni-Organisation relativ simpel, Ehemalige an Workshops einzuladen und so von ihrem Erfahrungswissen zu profitieren? Oder diese sogar in gewisse Prozesse der Produkteentwicklung zu integrieren?