Wie die BASF die Gesundheit managt
Gutes und nachhaltiges BGM ist immer ganzheitlich – das Konzept muss aber zum Unternehmen passen. Im Rahmen der Initiative «Responsible Care» der chemischen Industrie bietet BASF ihren Mitarbeitenden bereits seit fast 150 Jahren Gesundheitsservices an. Der BASF-Gesundheitsförderer Stefan Webendörfer gibt einen exklusiven Einblick in die Praxis.
Im Jahr 1866 läuft BASF-Mitarbeiter Anton B. täglich zwölf Kilometer zum Arbeitsplatz und verrichtet als Kesselschmied zwölf Stunden harte körperliche Arbeit. 2014 fährt sein Ururenkel Bernd C. 30 Kilometer mit der S-Bahn zur BASF und arbeitet als Anlagenfahrer in der Messwarte eines Produktionsbetriebs. Diese fiktive Gegenüberstellung zeigt deutlich: Das Umfeld für Gesundheitsprävention hat sich fast vollständig geändert. Allerdings sind die Herausforderungen nicht weniger gross: So leiden heutzutage beispielsweise viel mehr Menschen an sogenannten Lifestyle-Erkrankungen.
Die Abteilung Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz unterstützt die BASF-Mitarbeitenden seit fast 150 Jahren darin, gesund zu bleiben. Die arbeitsmedizinische Vorsorge und die notfallmedizinische Betreuung der Mitarbeitenden gehörten schon zu den Aufgaben des ersten Werksarztes. Heute setzt Stefan Lang, Chief Medical Officer der BASF, den Schwerpunkt auf Präventionsmassnahmen: «Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements vermitteln wir unseren Mitarbeitenden Gesundheitswissen. Zudem bieten wir ein vielfältiges Gesundheitsförderungsprogramm, das zu mehr Sport und Bewegung motiviert und sie bei der Stress- und Alltagsbewältigung unterstützt.»
Die Stellhebel des BGM
Die Steuerung und Koordination des Betrieblichen Gesundheitsmanagements der BASF erfolgt durch den Arbeitskreis «Gesundheit» unter dem Vorsitz der Arbeitsdirektorin, wobei die Geschäftsführung der Abteilung Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz obliegt. Diese verantwortet die arbeits- und notfallmedizinische Betreuung der BASF-Mitarbeiter am Standort Ludwigshafen sowie die weltweite medizinische Koordination und Revision in den BASF-Gruppengesellschaften. Arbeitsmedizinische Vorsorge und Gesundheitsförderung aller Mitarbeitenden sind die wesentlichen Stellhebel des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Für die oberen Führungskräfte und Führungskandidaten hat BASF die Seminare «Sich selbst gesund führen» und «Mitarbeiter gesund führen» entwickelt, um die Resilienz der Mitarbeitenden zu stärken und das Gesundheitsbewusstsein für sich und andere im Unternehmensmanagement dauerhaft zu verankern. 2013/14 führte BASF das Konzept von Sicherheits- und Gesundheitsbeauftragten ein und hat seitdem über 2000 Mitarbeitende als innerbetriebliche Multiplikatoren zu wichtigen Gesundheitsthemen geschult.
Kontinuierliche Evaluation
Nachhaltiges BGM muss jedoch ganzheitlich sein. Dazu nutzt die BASF die Schnittstellen zum Personalbereich, zur Arbeitssicherheit, zu den Arbeitnehmervertretungen, zur Berufsgenossenschaft und zu den Krankenkassen. Die BGM-Angebote und -Massnahmen werden kontinuierlich evaluiert und anhand des Bedarfs weiterentwickelt. Dabei ist die Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht oberstes Gebot. 2013 hat BASF das globale Gesundheitsförderungsprogramm implementiert. Ein regelmässiger Gesundheitscheck hilft den Mitarbeitern, Risikofaktoren für chronische Erkrankungen zu entdecken und gezielt anzugehen. Jährliche globale Gesundheitsaktionen zu wechselnden Präventionsthemen wie Rückengesundheit oder Ernährung ergänzen das Programm. Dieses gehört zu den fünf Kernelementen des Health Performance Index, mit dem die BASF seit 2010 jährlich die Leistungsfähigkeit im Bereich Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz misst und die Ergebnisse im Unternehmensbericht veröffentlicht.
Der Gesundheitscheck ist auf die Früherkennung der wesentlichen Lifestyle-Erkrankungen ausgelegt und umfasst die Themenbereiche Herz-Kreislauf, Stress- und Alltagsbewältigung, Rückengesundheit und Raucherentwöhnung. In der werksärztlichen Untersuchung erfolgt eine ausführliche Analyse des Gesundheitszustands. Gezielte Empfehlungen helfen dabei, erkannte Schwachstellen rechtzeitig anzugehen. Die Mitarbeiter der BASF in Ludwigshafen können das Angebot des Gesundheitschecks alle drei Jahre nutzen. Im Einführungszeitraum 2011 – 2013 nahmen mehr als 15 000 Mitarbeitende mit einem Altersdurchschnitt von 44 Jahren diese Dienstleistung in Anspruch. Die durch Selbsteinschätzung (Work-Ability-Index-Fragebogen) ermittelte Beschäftigungsfähigkeit war überwiegend sehr gut oder gut. Nur gerade vier Prozent der Teilnehmenden gaben einen sehr schlechten Arbeitsfähigkeits-Index an. Hier wurden individuelle medizinische Beratungen und weiterführende Massnahmen angeboten.
Schwerpunkt Prävention
Die globale BASF-Gesundheitsaktion 2014, «Healthy Back at Work», sollte dabei helfen, Rückenbeschwerden aktiv vorzubeugen oder eine Chronifizierung von Rückenschmerzen zu vermeiden. In Ludwigshafen wurden den Mitarbeitern fünf Elemente angeboten: 1) Wissensvermittlung, 2) Fragebogen zur Selbsteinschätzung, 3) Fitnessband-Initiative für mehr Bewegung am Arbeitsplatz, 4) Funktionsdiagnostik der Rückenmuskulatur sowie 5) spezifische Bewegungs- und Entspannungsangebote.
Iss dich gesund!
2015 stehen mit der Aktion «Mission Nutrition – Iss dich gesund» Genuss und gesunde Ernährung im Mittelpunkt. Auf einem globalen Intranet-Portal werden Ernährungswissen und verschiedene Tools wie ein Online-Tagebuch zur Verfügung gestellt. Ein medizinischer Fragebogen ermöglicht den Mitarbeitern eine schnelle Selbsteinschätzung ihres aktuellen Ernährungs- und Bewegungsverhaltens. Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, wird die BASF-Gastronomie in Ludwigshafen für 35 000 Mitarbeiter eine neue Menülinie etablieren und das BASF-Programm «Sport und Gesundheit» ermöglicht den Mitarbeitenden, ihr Bewegungsverhalten zu verbessern oder sich vermehrt sportlich zu betätigen.
Live an der Personal Swiss
Dr. med. Stefan Webendörfer referiert als Keynote-Speaker zum Thema «BGM – wer soll Gesundheit im Betrieb managen?». Mittwoch, 15. April 2015, 15.15–16.00 Uhr, Praxisforum 8.