«Wissen will nicht gehortet, sondern geteilt werden»
Wie wird ein strategisches Wissensmanagement konkret umgesetzt? Zum Beispiel mittels Zielvereinbarungen, Alumni-Netzwerken und Innovation-Jams: Personalleiter Adriano Bruno gibt Einblick in die Wissensmanagement-Praxis der IBM Schweiz.
Adriano Bruno ist Personalleiter der IBM Schweiz.
Herr Bruno, welchen Stellenwert nimmt das Wissensmanagement im Schweizer Unternehmensalltag ein?
Adriano Bruno: Das Management von Wissensarbeit und Lernen rückt immer stärker in das Zentrum der Unternehmensstrategien. Schliesslich erzeugen in der Schweizer Wirtschaft wissensintensive Arbeiten einen Grossteil der Wertschöpfung. Zudem kann Wissensmanagement die Kontinuität von Geschäftsprozessen gewährleisten, selbst wenn Wissensträger ausfallen oder das Unternehmen verlassen.
Welche konkreten Herausforderungen sehen Sie in diesem Bereich?
Ein wichtiger Treiber ist der demografische Wandel, dessen Auswirkungen allmählich sichtbar werden und eine neue Welle von Wissenstransfer-Initiativen in Unternehmen und Organisationen auslösen. Mit den Web-2.0-Technologien kommt eine starke, neue Dynamik in das Management von Wissensarbeit, denn sie setzen an der Basis viel Kreativität und Eigeninitiative frei und erfordern ein Umdenken. Wissen will nicht gehortet, sondern geteilt werden.
Wie organisieren Sie demnach das Wissen Ihrer Mitarbeiter?
Ein strategisch betriebenes Wissensmanagement hilft, trotz demografischen Wandels und Globalisierung das überlebenswichtige, strategische Wissen im Unternehmen zu erhalten. Dies geschieht jedoch nicht automatisch. Um Wissensmanagement organisieren zu können, muss es in den Unternehmensprozessen verankert sein. Dazu gehört es auch, den Mitarbeitenden aufzuzeigen, dass schliesslich alle besser vorankommen und profitieren, wenn Wissen geteilt wird. Dies kann man zum Beispiel durch Aufnahme in die individuellen Zielvereinbarungen erreichen und entsprechend messen. Festgestellt haben wir auch, dass die Generation der Digital Natives ein ganz anderes Verständnis von Informationen- und Wissenteilen hat als ihre Vorgänger. Facebook & Co. lassen grüssen.
Welche Rolle spielt die Technik bei der Umsetzung?
Bei IBM nutzen wir die technologischen Möglichkeiten des Social Computingss sehr intensiv und verwenden dafür eine Reihe von Collaboration- und Social-Computing-Tools. Den über 400 000 Mitarbeitern weltweit stehen interne Blogging-Plattformen, File-Sharing-Systeme, Communities, Wikis und ein internes soziales Netzwerk zur Verfügung, in dem sich Teams und Experten aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen vernetzen und Wissen austauschen können. Zusätzlich führen wir regelmässig Innovation-Jams durch, zu denen wir auch Kunden und Experten einladen, um über ein Thema zu diskutieren. Als Beispiel dient hier die Zürcher Stadtdebatte vom September 2011, welche von IBM begleitet wurde. Eine weitere Plattform, die sich anbietet, ist unser Alumni-Netzwerk, wo sich ehemalige Mitarbeitende austauschen können und somit im Unternehmen eingebunden bleiben.
Adriano Bruno
ist seit Juli 2011 Personalleiter und Mitglied der Geschäftsleitung der IBM Schweiz sowie Stiftungsrat der IBM Pensionskasse. Bruno ist eidg. dipl. Wirtschaftsinformatiker und hat einen MBA der Open University, UK. Vor seinem Wechsel zur IBM war er 16 Jahre bei der Unilever Gruppe tätig. 2001 wechselte er von der IT ins HR, zuletzt war er HR Director der Unilever Supply Chain in Schaffhausen.