Ratgeber

Zwischen Euphorie und Skepsis: 
Kreativitätstechniken im Praxiseinsatz

Welche Kreativitätstechniken sind in Unternehmen bekannt und wo werden sie vorwiegend eingesetzt? Diese Fragen 
waren Gegenstand einer Online-Umfrage, die im Rahmen einer Diplomarbeit an der Hochschule Luzern – Wirtschaft durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigen den Anwendungsgrad und die Erwartungen der Unternehmen auf.

Mit Standardlösungen operiert heute keine Firma mehr erfolgreich auf dem Markt. Gefragt sind kreative Ideen und Innovationen, die sowohl die Mitarbeitenden anspornen als auch Produkte und Dienstleistungen erfolgreicher werden lassen. Damit dies gelingt, wird von allen involvierten Personen eine Menge Kreativität erwartet. Kreativität kann durch Kreativitätstechniken gefördert und verbessert werden. Eine Online-Umfrage (siehe Kasten) ging der Frage nach, welche Methoden der Kreativitätstechniken in Firmen bekannt sind und welche am häufigsten angewendet werden. Die Umfrage ergab, dass in den beiden Vergleichsgruppen das Brainstorming (V1: 98,28%/V2: 100%), das Mind Mapping (100%/88,89%),  Brainwriting oder 6-3-5- Technik (65,52%/55,56%), Morphologie (60,34%
/55,56%) sowie die «Sechs Hüte des Denkens – Six Thinking Hats» (65,52%/33,33%) zu den bekanntesten gehören. Diese waren zugleich auch die am meisten angewendeten Methoden.

Der blosse Einsatz dieser Techniken garantiert aber noch keinen Erfolg, denn nicht jede Methode ist gleichermassen geeignet, einen Kreativitätsprozess in Gang zu setzen. Auch muss klar sein, welcher Zweck mit einer Methode verfolgt und unter welchen Umständen sie praktiziert wird. Meistens werden die Kreativitätstechniken in Seminaren oder bei Meetings, Workshops, internen Weiterbildungen oder Coachings praktiziert. Es zeigte sich auch, dass diese Kreativitätstechniken bei beiden Vergleichsgruppen in sehr unterschiedlichen Unternehmensbereichen und -prozessen angewendet werden. Dabei finden sie hauptsächlich in operativen Geschäftsprozessen Anwendung und nicht in strategischen Geschäftsprozessen. Wie die Umfrage deutlich macht, werden Kreativitätstechniken vorwiegend in Projekten angewendet, um Ideen zu entwickeln oder weiter auszubauen. Zusätzlich werden sie auch für die Verbesserung von Produkten und Prozessen benutzt. Manche Methoden (beispielsweise Brainstorming oder Mind Mapping) kommen beinahe täglich zum Einsatz.

Unternehmen investieren in 
Kreativitätstechniken

In jedem Menschen steckt Kreativitätspotenzial; oft bleibt es jedoch im Verborgenen, weil es nie richtig aktiviert wurde. Dieses Defizit kann mit Kreativitätstechniken behoben werden, denn durch sie lernen die Mitarbeitenden Ansätze kennen, um kreative Gedanken zu entwickeln. Für Unternehmen bedeutet der Einsatz der Kreativitätsmethoden, dass sie ihre Mitarbeitenden dafür schulen und auch die nötigen organisatorischen Rahmenbedingungen schaffen müssen. Geübt wird, wie die Untersuchung zeigte, im Selbststudium, bei internen Schulungen oder auch mit externen Kreativitätsworkshops, durchgeführt von dafür ausgebildeten Fachpersonen.

Die Umfrageergebnisse zeigen auf, dass einige Unternehmen bereits in die gezielte Förderung der Kreativität ihrer Mitarbeitenden investieren. So wird das Know-how von Kreativitätstechniken in den beiden Vergleichsgruppen durch  spezifisches Training erlernt und weitergegeben (V1: 58,14% / V2:  28,57%). Die Mehrheit der Befragten wünscht jedoch, solche Techniken noch vermehrt in Geschäftsprozesse mit einzubeziehen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Methoden-vielfalt in der täglichen Arbeit steigt und die Arbeit dadurch aufgelockert wird. Zudem fördern Kreativitätstechniken das eigenständige Querdenken der Mitarbeitenden, erklärten die Befragten; die Mitarbeitenden würden dadurch offener und flexibler gegenüber neuen Arbeitsmethoden. Manche Umfrageteilnehmer gaben an, wöchentlich oder gar täglich Kreativitätstechniken anzuwenden und so breiter abgestützte Lösungen und bessere Resultate zu erreichen.

Aber auch die Skepsis gegenüber Kreativitätsmethoden wurde in der Online-Umfrage deutlich. Einige bemängelten, dass sich die Methoden nicht wie gewünscht in die Praxis implementieren liessen. Andere erwähnten den hohen Zeit- und Ressourcenaufwand und auch ausbleibenden Erfolg. Nachfragen haben ergeben, dass Rahmenbedingungen und auch Regeln nicht immer eingehalten wurden (was klar zu unbefriedigenden Resultaten führt) oder dass das Wissen über die Instrumente und Möglichkeiten der Methoden mangelhaft war. Ein weiteres, oft genanntes Hindernis ist, dass Mitarbeitende in ihren Denkmustern haften bleiben, zu wenig aufgeschlossen sind, Neues zu erlernen, und es daher schwierig wird, möglichst viele Ideen und Gedanken zu einer Thematik zu sammeln. Zuletzt besteht auch eine Schwierigkeit darin, die Vielfalt der Resultate, welche die Kreativitätsmethoden hervorbringen, vollständig zu bearbeiten und auch umzusetzen.

Fakten zur Umfrage

In der Online-Umfrage zum Thema Kreativitätstechniken wurden hauptsächlich Unternehmen aus der Schweiz, teils aber auch aus dem Fürstentum Liechtenstein und Österreich befragt. Sie sind in verschiedenen Branchen tätig und auch von unterschiedlicher Unternehmensgrösse. Die Ansprechpartner waren in erster Linie HR-, Kommunikations- sowie Marketingverantwortliche, weil häufig sie es sind, die ihre Mitarbeitenden auf Kreativitätstechniken aufmerksam machen.

uHauptteil der Umfrage war ein Fragebogen mit zwei Vergleichsgruppen. Von der Vergleichsgruppe V1 mit 237 Umfrageteilnehmern war bereits vor der Befragung bekannt, dass sie Erfahrung im Einsatz und im Umgang mit Kreativitätstechniken hatten. Von der Vergleichsgruppe V2 mit 100 Umfrageteilnehmern gab es hingegen keine Anhaltspunkte, ob sie Kenntnisse bezüglich Kreativitätstechniken aufwiesen.
Ziel der Umfrage war es, allgemein gültige Erkenntnisse zu erlangen. Aus diesem Grunde wurde nicht spezifisch nach Branche, Funktionsbereichen im Unternehmen oder Anzahl Mitarbeitender ausgewertet. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte anonym und erhebt nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein.

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Jeannine Herren ist Studentin der Wirtschaftskommunikation im 6. Semester an der Hochschule Luzern – Wirtschaft.

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