16.05.2017

Studie: «So kündigt die Schweiz»

Eine bei 597 arbeitnehmenden und arbeitgebenden Personen durchgeführte Umfrage zum Thema «So kündigt die Schweiz» im ersten Quartal 2017 hat überraschende Resultate zu Tage gebracht. Knapp 50 Prozent aller Kündigungsgespräche verlaufen zufriedenstellend. Die Vorgehensweise wirft jedoch in vielen Fällen Fragen auf.

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Meggen (Neumann Zanetti & Partner). In der Schweiz können Arbeitsverhältnisse jederzeit und ohne Begründung aufgelöst werden. Zur rechtskonformen Beendigung des Arbeitsverhältnisses reicht es, Fristen und Ausnahmen einzuhalten. Über die Fragen, wie in der Schweiz gekündigt wird und welche Folgen daraus entstehen, werde kaum gesprochen, schreibt die Marktforschungs- und Coaching-Unternehmung Neumann Zanetti in einer Pressemitteilung. Mit der  Studie «So kündigt die Schweiz» sei sie diesen Fragen nachgegangen.

Erkenntnisse aus der Studie

1. Zahllose schlechte, unstrukturierte Vorgehensweisen

Zwar sind knapp 50 Prozent aller an Kündigungsgesprächen beteiligten Personen mit dessen Verlauf im Grossen und Ganzen zufrieden. Doch stehen dieser generellen Einschätzung zahllose schlechte, unstrukturierte Vorgehensweisen gegenüber.

2. Zu späte Kündigungsgespräche

Kündigungsgespräche werden oft zu spät und nur rudimentär vorbereitet. So verzichten 13 Prozent aller Vorgesetzten gänzlich auf eine Vorbereitung. In 40 Prozent der Firmen steht den Führungskräften vor Kündigungsgesprächen kein strukturierter Support zur Verfügung. Demgegenüber steht das Empfinden der Führungskräfte, die Kündigungen aussprechen. Von jenen, die auf strukturierten Support zurückgreifen konnten, hätten sich 17 Prozent noch spezifischere Unterstützung gewünscht.

3. Keine oder falsche Grundangaben

Gründe für Kündigungen bleiben unklar oder werden sogar verschleiert. Arbeitgeber bestätigen beispielsweise, dass der häufigste Kündigungsgrund eine nicht genügende Leistung von Arbeitnehmern ist.

Diese jedoch geben an, dass ihnen im Kündigungsgespräch am häufigsten Restrukturierung als Grund genannt wird. 18 Prozent der Arbeitgeber, die an der Studie teilnahmen, bestätigten, dass sie die wahren Gründe der Kündigung nicht erwähnten. Sogar 54 Prozent der Arbeitnehmer empfanden im Kündigungsgespräch, dass Ihnen Gründe nicht genannt wurden.

4. Wertschätzender Austausch wäre wichtig

Die Wertschätzung der gekündigten Teammitglieder geht in jedem zweiten Kündigungsgespräch unter, auch weil für viele Führungskräfte die Kontrolle jeglicher Gefühle und Unwägbarkeiten als wichtigstes Ziel gilt. Sie lassen das Verstehen von Zusammenhängen vermissen, denn ein wertschätzender Austausch im Kündigungsgespräch wäre ein wichtiger Baustein fürs Akzeptieren und fürs gemeinsame Umsetzen der noch verbleibenden Schritte.

Genau diese Schritte, die zu gehen sind, bleiben bis zu 39 Prozent der Arbeitgeber im Kündigungsgespräch unklar, was mehrere negative Entwicklungen verstärkt.

5. Nur knapp die Hälfte der Arbeitgeber führen Austrittsgespräche

Austrittsgespräche werden zu selten als Chance genutzt. Mit nur 47 Prozent der Arbeitnehmer, die kündigten, wurde ein solches Austrittsgespräch geführt. Das ist bedenklich wenig, wird doch in mehr als jedem zweiten Fall so auf eine gemeinsame Reflexion verzichtet. Wenn der Arbeitgeber kündigt, findet ein Austrittsgespräch - gemäss den Arbeitnehmern - sogar nur in 28 Prozent aller Fälle statt.

6. Nach Kündigung viele sofortige Freistellungen

45 Prozent der Arbeitnehmer, die von ihrem Arbeitgeber die Kündigung erhielten, wurden umgehend freigestellt. Diese Zahl ist enorm hoch und lässt mehrere gewichtige Gründe vermuten. Häufig wollen Arbeitgeber sich auf keinen Fall mehr allzu sehr mit der gekündigten Person auseinandersetzen. Für diese Bequemlichkeit verzichtet man sogar auf die weitere Mitarbeit, zu Lasten von Wissensmanagement und Kundenbeziehungen. Ein anderer Wert lässt aufhorchen: Gemäss den Arbeitgebern wartet ein Arbeitnehmer nur in 2 Prozent aller Fälle länger als drei Monate auf sein Zeugnis – demgegenüber steht jeder siebte Arbeitnehmer, dem genau das gemäss den Antworten in der Studie jedoch passiert.