Christoph Hilber: «Es gibt immer wieder Sesselkleber. Extra Regeln einzuführen ist aber unnötig.»
Alter = Erfahrung = Weisheit – als CEO oder Verwaltungsrat notwendige Tugenden. In IT-Start-ups sind wahrscheinlich jüngere Persönlichkeiten gefragt, in klassischen Industrien wohl eher ältere Kaliber. Bei beiden gilt als Voraussetzung, dass sie sich der Verantwortung ihrer Funktion bewusst sind und über die fachlichen und persönlichen Kompetenzen für die gewissenhafte Erfüllung der Aufgabe verfügen.
Zugegeben, es gibt immer wieder Fälle, wo Sesselkleber nicht merken, wenn ihr Verfalldatum gekommen ist. Eine regulatorische Bestimmung des Alters von Inkompetenz und Verantwortungsunfähigkeit ist indes unnötig, gibt es doch genügend Alternativen.
Die Aktionäre: Sind die Aktionäre mit der Leistung nicht mehr zufrieden, wählen sie die Führung ab. Das ist schon heute so. Immer mehr Aktionäre oder Aktionärsgruppen wehren sich an der GV. Wenn nicht, sind sie wohl selbst schuld.
Rolle des HR: Meine Erfahrungen zeigen, dass das HR nur in ganz wenigen Fällen etwas zur Selbstregulierung auf oberster Ebene zu sagen hat. Dies wäre zwar dringend nötig, solange HR als Kostenfaktor betrachtet wird, ändert dies kaum.
Mehr Schaden als Nutzen: Neue Köpfe, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben eingesetzt würden, nützen dem Unternehmen – wenn überhaupt – eher langfristig. Ein Schaden, der durch den Wegfall von Fachwissen, Netzwerk und Erfahrung entsteht, würde sich dagegen schnell bemerkbar machen.
Patrons haben mehr Rechte, aber auch mehr Angst: Eine Altersbegrenzung wäre vor allem in inhabergeführten Firmen, wo Aktionariat, Verwaltungsrat und Geschäftsleitung auf derselben Person – dem Patron – vereint sind, kaum anwendbar. Zudem machen sich die Patrons wahrscheinlich mehr Gedanken über die Weiterführung ihres Erbes als angestellte Manager. Ein Gesetz kann ihnen die Angst vor einem Wechsel nicht nehmen.
Selbstregulierung: Das Organisationsreglement jeder Firma beinhaltet, dass ihre Strategie regelmässig überdacht wird. Dazu gehört auch die personelle Besetzung von GL und VR. Nicht ganz einfach, wenn sich Menschen – oft Freunde – gegenseitig qualifizieren und hinterfragen müssen. Das erwarten VR und GL jedoch von ihren Abteilungs- und Teamleitern. Wer dies nicht tut, macht ganz einfach seinen Job nicht richtig.
Fazit: Wo ein Gesetz greifen würde, gibt es bereits genügend Regelwerke. Wo es nicht greifen würde, ändert es nichts an der Angst vor dem Verfalldatum.