HR Today Nr. 5/2018: Mobilität

Am Kollaps?

Die zunehmenden Pendlerströme drohen vielerorts das Strassen- und Schienennetz zum Erliegen zu bringen. Mit weitreichenden Folgen für die Unternehmen. Mobilitätsmanagement heisst das Zauberwort, damit die Firmen trotz Verkehrsengpässen für die Mitarbeitenden erreichbar bleiben. Wir haben mit der Handelskammer beider Basel und drei Unternehmen darüber gesprochen, wie sich die Berufsmobilität besser lenken lässt.

«Staus gehören in Basel zum Alltag», sagt 
Sebastian Deininger, der bei der Handelskammer beider Basel für das Projekt «Wirtschaftsfreundliches Mobilitätsmanagement» zuständig ist. «Die Strassen sind regelmässig überlastet. Unfälle oder Verkehrsstörungen bringen die Region regelrecht zum Stillstand.» Im öffentlichen Verkehr sei die Situation zwar etwas entspannter, dennoch komme es in den Stosszeiten zu Engpässen. Zahlen und Fakten belegen dies: So pendelten 2016 rund 25 000 Personen von Basel an andere Schweizer Orte oder ins nahe Ausland. Umgekehrt reisten täglich 100 000 Arbeitnehmende nach Basel. 70 Prozent des Gesamtverkehrs in der Agglomeration erfolgt mit dem Auto. So gehört das Nationalstrassennetz in Basel gemäss Bundesamt für Strassen (ASTRA) zu den am stärksten belasteten Schweizer Strassenabschnitten. «Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur hat mit dem überdurchschnittlichen Verkehrswachstum nicht Schritt gehalten», so Deininger.

«Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe der Politik, der Gesellschaft und der Unternehmen, den Verkehrskollaps in Basel abzuwenden, um die Standortattraktivität zu erhalten.» Am wirkungsvollsten sei der Ausbau der Strassen- und Schienenkapazitäten, dennoch seien auch freiwillige Massnahmen von Vorteil.

Etwa, indem Firmen Mitarbeitende über Mobilitätsangebote informieren oder ihnen bei Verzicht auf einen Firmenparkplatz einen Umweltbonus in Form eines ÖV-Abos gewähren. Als weitere Kontra-Staumassnahmen nennt die Handelskammer beider Basel kostenpflichtige Firmenparkplätze, Carsharing-Firmenmitgliedschaften oder Veloabstellanlagen. Daneben seien jedoch auch Arbeitsformen und -zeiten zu überdenken, denn viele Mitarbeitende könnten beispielsweise im Home Office arbeiten. Flexible Arbeitszeiten mit einer persönlichen Jahresarbeitszeit würden zudem Engpässe zu Stosszeiten mildern.

Damit Firmen beim Mobilitätsmanagement vermehrt miteinander kooperieren, plant die Handelskammer beider Basel unterstützende Aktivitäten. So sollen sich Firmen dereinst Velos zwischen Arbeitsort und Bahnhof teilen, während von mehreren Firmen finanzierte Shuttle-Busse Arbeitnehmende morgens beim Bahnhof abholen und abends zurückbringen. Andere Arbeitnehmende wiederum könnten firmenübergreifende Fahrgemeinschaften bilden. «Freiwilligkeit ist beim Thema Mobilität zentral», meint Deininger. «Zwang wäre kontraproduktiv.» Allerdings sei auch die Erwartungshaltung wichtig. «Ein Mobilitätsmanagement kann die Verkehrsüberlastung reduzieren. Den notwendigen Ausbau der Infrastruktur im Autoverkehr und bei den öffentlichen Verkehrsmitteln ersetzt dies jedoch keinesfalls.»

Doch weshalb sollten sich 
Firmen freiwillig engagieren? «Ein funktionierendes Verkehrssystem ist ein Allgemeingut», sagt Deininger. «Will man verhindern, dass einzelne Unternehmen von den Aktivitäten anderer profitieren, müsste man marktwirtschaftliche Instrumente anwenden. Das käme einer Teilprivatisierung der Infrastruktur gleich.» Dies lehne die Handelskammer jedoch ab. Firmen profitieren gleich zweifach, wenn sie sich engagieren. Einerseits habe die Mobilität einen Einfluss auf Pünktlichkeit und Gesundheit der Mitarbeitenden, andererseits helfen solche Massnahmen, die Betriebskosten zu senken. Beispielsweise, wenn ein Teil der Parkplätze nicht mehr benötigt 
werde.

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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