Adventsserie 2019: Beitrag 1

Collaboration matters!

Digital Collaboration ist in den Unternehmen angekommen und wird als strategischer Schwerpunkt erkannt. In dieser Serie wird über die Erfahrung mit kollaborativen Projekten in unterschiedlichen Unternehmen berichtet. Dabei wird aufgezeigt, was die Erfolgsfaktoren, aber auch die Schwierigkeiten sind. Darauf basierend werden abschliessend 10 Trends für die kollaborative Zukunft von Unternehmen abgeleitet.

In vernetzten, global agierenden Unternehmen spielt das Thema der internen und externen Zusammenarbeit eine immer grössere Rolle. Kollaboration – vor einigen Jahren noch ein negativ behafteter Begriff – hat einen Siegeszug in den Unternehmen angetreten. Oft wird dabei aber zu wenig präzise definiert, was damit eigentlich gemeint ist. Kooperation, Koordination oder eben Kollaboration sind nicht gleichzusetzten.

Unter «Collaboration» (der Begriff ist unterdessen gebräuchlicher als «Kollaboration») versteht man das zeitgleiche, gemeinsame Erarbeiten einer Idee, einer Problemlösung oder einer Aufgabenstellung. Im zeitgleichen Miteinander entsteht zwischen allen Beteiligten eine neue Lösung, ein neues Produkt oder eine neue Einsicht. Diese Zusammenarbeit kann vor Ort (face-to-face) stattfinden oder vermittelt über Netzwerke, die eine digitale Zusammenarbeit unter Einbezug von Kameras, Screensharing, Audioübertragung etc. ermöglichen.

«Collaboration bezeichnet das zeitgleiche Bearbeiten einer Aufgabe oder das Erarbeiten neuer Ideen, Produkte und Lösungen. Dies kann face-to-face oder komplett virtuell stattfinden. Gute Kollaboration lässt im Miteinander Neues entstehen, was alleine nicht möglich wäre.»
Daniel Stoller-Schai, Collaboration Design, 2019.

Welche Themen müssen adressiert werden?

Die Etablierung von gelingenden kollaborativen Arbeitsbeziehungen erfordert strategische, methodische, kompetenzorientiere und technologische Themenbereiche. Dabei gilt es viele Fragen zu beantworten, die in den nächsten Folgen dieser Serie adressiert und beleuchtet werden. Fragestellungen:

  • Wie etabliert man eine kollaborative Kultur?
  • Wie wird die Einführung von neuen Arbeitsmethoden und kollaborativen Technologien eingeführt und begleitet?
  • Welche Bedeutung spielt das Thema «Vertrauen» beim Aufbau neuer vernetzter Arbeitsformen?
  • Wie sieht «Führung» in virtuell vernetzten Arbeitswelten aus?
  • Wie geht man mit der technologischen Toolvielfalt um?
  • Welche Rolle spielen Artificial Intelligence und Blockchain in Bezug auf Zusammenarbeit und Vernetzung?
  • Wie kann sowohl offen und vernetzt zusammengearbeitet werden und trotzdem die Sicherheit der persönlichen und der Unternehmensdaten sichergestellt werden?
  • Welche Bedeutung spielt die Zusammenarbeit mit Kunden?
  • Was kann getan werden, wenn insbesondere die virtuelle Zusammenarbeit nicht funktioniert?

Collaboration ist ein Kulturthema

Um den wichtigsten Schlüsselfaktor vorweg zu nehmen: Gelingende digitale Zusammenarbeit (Digital Collaboration) ist mehr ein kulturelles und weniger ein technologisches Thema. Technologien stehen zur Verfügung und werden laufend verbessert. Bandbreiten für vernetztes kollaboratives Arbeiten sind vorhanden und werden mit dem Ausbau von 5G-Netzen noch massiv verbessert.

Funktionen und Features gibt es in unüberschaubarer Menge. Die Kunst liegt vielmehr darin, diese Technologien sinnvoll einzusetzen und die kollaborative Kompetenz von Mitarbeitenden, verteilten Teams und Abteilungen bis hin zu ganzen Unternehmen zu erhöhen.

Dabei sind eine kontinuierliche Begleitung, klare Kommunikation und das Vorbildverhalten des Managements weitere wichtige Faktoren, damit ein Unternehmen eine kollaborative Arbeitskultur aufbauen kann.

Collaboration wird zu einem Wettbewerbsfaktor

Es gilt, mit verschiedensten Anspruchsgruppen innerhalb und ausserhalb des Unternehmens in einem engen Dialog zu stehen und so die Bedürfnisse und Ideen für neue Produkte und Dienstleistungen zu erhalten. Der Unterschied zwischen dem Ersteller eines Produktes oder einer Dienstleistung und dem Nachfrager derselben, wird dabei tendenziell aufgelöst, da neue Produkte und Dienstleistungen gemeinsam entwickelt werden. «Co-Creation» ist dabei das Ergebnis gelingender Kollaboration.

Collaboration ist ein digitales-analoges Methodenset

Digital Collaboration ermöglicht neue Formen der Zusammenarbeit vor Ort (face-to-face). Viele Aufgaben können heute gemeinsam online gelöst werden. Dadurch wird es möglich, die direkte Zusammenarbeit anders zu gestalten und den Austausch, die Interaktion und das kreative Miteinander in den Mittelpunkt zu stellen. Es lohnt sich die spannenden neuen Ansätze selber auszuprobieren und anzuwenden.

Methoden wie «Liberating Structures», «Working out Loud», «Design Thinking», «Lego Serious Play», «BarCamps», «World Cafés» und das ganze Set an agilen Arbeitsmethoden (Scrum, Kanban etc.) haben das Ziel, kollaboratives Potenzial freizusetzen und das – möglichst heterogene – Aufeinandertreffen verschiedener Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen, Ideen und Erfahrungen so optimal wie möglich zu gestalten.

Collaboration matters!

Collaboration spielt also eine zentrale Rolle in erfolgreichen, vernetzten Unternehmen und muss auf der digitalen wie auch auf der analogen Ebene kompetent gespielt werden. Dabei haben die «Heads of Collaboration» in den Unternehmen einige Arbeitspakete zu bewältigen:

  • Aufbau einer Collaboration-Strategie – von der Kultur bis zur Technologie
  • Aufbau einer Kommunikationskampagne – klare Botschaften und Aufbau von Dialog- und Feedbackangeboten
  • Aufbau von Kompetenzen – Befähigung aller Mitarbeitenden bezüglich neuer Lern- und Arbeitsformen
  • Aufbau der technologischen Basis – Bereitstellung einer modernen Infrastruktur, die gleichermassen sicher wie auch benutzerfreundlich ist und zu kollaborativem Handeln einlädt

Im nächsten Beitrag: «Wie Zusammenarbeit misslingt – oder erfolgreich ist.», eine kurze Anleitung, um Kollaboration zu verhindern oder zu ermöglichen.

Weiterführende Literatur:

  • Botsman, Rachel: Who Can You Trust? How Technology Brought Us Together - and Why It Could Drive Us Apart. PublicAffairs 2017.
  • Burow, Olaf-Axel: Team-Flow. Gemeinsam wachsen im Kreativen Feld. Beltz GmbH, Julius 2015.
  • Enders, Nicole: Collaboration mit Office 365. Modern Workplace. Konzepte, Werkzeuge und Lösungen., Rheinwerk 2019.
  • Hart, Jane: Social Learning Handbook. Centre for Learning & Performance Technologies 2014.
  • Laloux, Frederic: Reinventing Organizations. Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit. Vahlen F. Management 2015.
  • Leimeister, Jan Marco: Collaboration Engineering. IT-gestützte Zusammenarbeitsprozesse systematisch entwickeln und durchführen. Springer Berlin Heidelberg 2014.
  • Lipmanowicz, Henri | McCandless, Keith: The Surprising Power of Liberating Structures: Simple Rules to Unleash A Culture of Innovation. Liberating Structures Press 2014.
  • Stepper, John: Working Out Loud: For a better career and life. Ikigai Press 2015.
  • Summerer, Alois | Maisberger, Paul: Teamwork agil gestalten Das Mitmachbuch. Hanser Fachbuch 2018.

 

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Daniel Stoller-Schai ist durch seine mehrjährigen Praxis davon überzeugt, dass Kollaboration der Schlüssel zum Erfolg in Netzwerkorganisationen ist. Die Strategien, Methoden und Kompetenzen dazu, entwickelt er als Change Companion der Firma Collaboration Design zusammen mit seinen Kunden. Als Manager für digitale Lern- und Arbeitstechnologien hat er bei Phonak, UBS, CREALOGIX sowie in weiteren Firmen und Startups Kundenprojekte umgesetzt und Erfahrungen mit dem globalen Einsatz internetgestützter Lern- und Arbeitsprojekten gesammelt. Diese Erfahrungen gibt er auch als Programmleiter am Institut für Kommunikation & Führung, Luzern und als Head Advisory Board der LEARNING INNOVATION Conference weiter.

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