Dank einem Sabbatical einmal rund um die Welt und wieder zur Arbeit
Flexible Arbeitszeiten, Regenerationsangebote während der Arbeit, unbezahlte Ferien oder Sabbaticals – Firmen bieten ihren Mitarbeitenden unterschiedliche Möglichkeiten an, damit sie sich erholen und ihre Batterien auftanken können. HR Today hat bei vier Unternehmen nachgefragt, was sie im Repertoire haben.
Liliane Steiner, Head of HR bei Crypto AG, einem Schweizer Technologieunternehmen mit rund 300 Mitarbeitenden.
Crypto AG: Segelschiff auf dem Zugersee und Ferienwohnung im Tessin
«Wir haben ein flexibles Arbeitszeitmodell und Mitarbeitende können unbezahlten Urlaub bis zu einem halben Jahr nehmen. Solche Ferien werden im jährlichen Zielvereinbarungsgespräch angesprochen und wir schauen individuell, was machbar ist und wie die Arbeit im Team aufgeteilt werden kann. Kann das Team nicht alle Aufgaben übernehmen, greifen wir ab und zu auf Pensionierte zurück, die interessiert und thematisch noch nicht weit weg sind. Solche Arrangements nützen beiden Seiten. Wir sind auch offen für vorübergehende Pensenreduktionen. So haben wir einige Leute in Führungsfunktionen, die 80 Prozent arbeiten – unter anderem sind auch junge Familienväter dabei. Unsere Mitarbeitenden und Vorgesetzten sind begeisterte Technik-Freaks, die gerne auch zu ‹Unzeiten› arbeiten, aber im Prinzip sind Vorgesetzte bei uns wirklich Vorbilder, die ihre Arbeit effizient in den normalen Arbeitsstunden erledigen.
Da wir über ein grosses Firmengelände verfügen, haben unsere Mitarbeitenden viele Möglichkeiten, abzuschalten und sich zu erholen: wir haben ein Personalrestaurant, zwei Tennisplätze mit Clubhaus und Infrastruktur zum Duschen, auch für Jogger. Ebenso eine Bocciabahn und einen Fussballplatz. Dazu gibt es ab und zu Veranstaltungen wie organisierte Rad- oder Wandertouren, Minigolf- oder Tennisturniere. Ausserdem können Mitarbeitende unser Segelschiff auf dem Zugersee benutzen wie auch die Ferienwohnung im Tessin zu sehr günstigen Konditionen mieten. In den Tennisclub dürfen auch Familienangehörige kommen und die Plätze samt Clubhaus dürfen an Wochenenden genutzt sowie privat für Feste gemietet werden.»
Swiss Re: Sportliche Firma mit elf Sportclubs und Fitnessräumen
«Jahresarbeitszeitmodell, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit des Home Office sowie bis zu jährlich 30 Ferientage geben unseren Mitarbeitenden den nötigen Freiraum. Zudem sind Sabbaticals in den Arbeitszeit-Regeln verankert. Eine Auszeit kann zwischen zwei Wochen und zwei Jahren dauern und unabhängig von der Funktionsstufe von allen beantragt werden. In der Schweiz machen gegen 50 Mitarbeitende pro Jahr Gebrauch davon, durchschnittlich nehmen sie zwischen einen und sechs Monate frei. Während der ersten Tage des unbezahlten Urlaubs bleibt die Unfallversicherung bestehen, die Krankenversicherungszulagen bleiben drei Monate bestehen.
Wir sind eine sehr sportliche Firma, wir haben elf Sportclubs: unter anderem einen Ruderklub mit über 300 Mitgliedern, einen Fussballklub mit 220, einen Tennisklub mit 750 (wovon über 200 aktiv) und einen Golfklub mit 230 Mitgliedern. Es werden regelmässig Sportanlässe und Turniere veranstaltet und an jedem Standort stehen Fitnessräume mit breitem Kursangebot bereit, das wöchentlich von über 400 Mitarbeitenden genutzt wird. In Adliswil haben wir eine grosszügige Sportanlage mit Swimmingpool, dort sind auch Familienangehörige willkommen und man sieht regelmässig Kinder im Planschbecken spielen.
Aber schreiben Sie bloss nicht, die Leute bei Swiss Re machen nur Sport, wir arbeiten auch und zeigen dasselbe Engagement auch bei der Arbeit!»
Lantal Textiles AG: Freizeitanlage mit Swimmingpool
«Jeder Mitarbeitende, egal welcher Funktionsstufe oder welchen Dienstalters, hat die Möglichkeit, unbezahlten Urlaub zu beantragen. Mit der vorgesetzten Person werden Modalitäten wie Zeitraum, Dauer und Stellvertretung besprochen. Wenn immer möglich versuchen wir, auf die Wünsche der Mitarbeitenden einzugehen. Die Zeiträume sind offen, durchschnittlich werden jedoch ein bis drei Monate bezogen und die Zeit vorwiegend für Reisen genutzt.
Normalerweise werden Pensionskassenbeiträge bei unbezahlten Ferien nicht ausgerichtet. Zurzeit leisten wir jedoch Kurzarbeit und fördern unbezahlte Ferien während dieser Phase aktiv und zahlen auch die Pensionskassenbeiträge weiter.
Ich erlebe unsere Firma als offen und innovativ, wenn es um die Reduktion von Arbeitspensen und flexible Arbeitsmodelle geht. Ich selbst habe bei Lantal das notwendige Umfeld und die Unterstützung, um meine Funktion im Teilzeitpensum von 50 Prozent wahrzunehmen.
Zur Regeneration können unsere Mitarbeitenden unsere Freizeitanlage mit Holzhaus, Swimmingpool und grosser Wiese benutzen. Sie darf privat von unseren Mitarbeitenden für Anlässe kostenfrei gemietet werden. Mit unserem Firmennachbarn in Langenthal haben wir zudem eine Vereinbarung, dass unsere Leute zu internen Preisen in seinem Personalrestaurant essen können, wenn sie nicht über Mittag mit den von uns bereitgestellten Velos ins Städtchen radeln wollen. Auch haben wir organisiert, dass ein Bäcker täglich in die Firma kommt, bei dem sich unsere Leute mit Znüni und Zvieri eindecken können.»
PricewaterhouseCoopers: Bezahlte Ferien von sechs Wochen
«Wir haben eine Jahresarbeitszeit von 2050 Stunden, flexible Arbeitszeiten und gewähren Überstundenkompensation je nach Funktionsstufe. Zudem geben wir einen fünftägigen Vaterschaftsurlaub. Sabbaticals sind bei uns bezahlte Ferien von sechs Wochen, in denen alle Versicherungen weiterlaufen. Ab Stufe Manager und frühestens nach fünf Jahren nach der Beförderung kann man das Sabbatical ein Jahr im Voraus beantragen. Maximal können zwei Sabbaticals im Abstand von zehn Jahren bezogen werden.
Mindestens drei der sechs Wochen sollen einer funktions- oder persönlichkeitsbezogenen Weiterbildung gewidmet sein, der Mitarbeiter kann diesen Ausbildungsteil in Absprache mit seinem Coach selber bestimmen. Die anderen drei Wochen sollen bewusst in einem ganz neuen Umfeld verbracht werden. Vom Rosenzüchter über den Surflehrer bis hin zum Tierdompteur im Zirkus haben unsere Mitarbeiter schon alles gemacht. Seit 2005 waren über 60 unserer Mitarbeitenden in einem Sabbatical. Die ständige Erreichbarkeit ist sicherlich ein Thema bei uns. Hier muss man auch versuchen, den Kunden ‹zu managen›, ihm aufzeigen, dass wir für ihn Zusatzwerte schaffen, auch wenn oder gerade weil wir nicht ständig erreichbar sind, sondern weil wir in der Regenerationszeit neue Energie tanken, um danach wieder voll und ganz für ihn da zu sein.»