Bei der Lohntransparenz in Inseraten kann man einiges falsch machen
Aber auch der Transparenzbefürworter sieht Fallen bei der Nennung von Zahlen in Inseraten. Würden Löhne zu tief angesetzt, auch Bandbreiten, würden sich echte Top-Shots gar nicht erst bewerben. Werden öffentlich zu hohe Löhne offeriert, meldeten sich oftmals unterqualifizierte Kandidaten, angezogen bloss vom vielen Geld.
Stolpersteine bei der Transparenz sind also zahlreiche ausgelegt. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist auch, dass das bestehende Personal ebenfalls solche Veröffentlichungen zur Kenntnis nimmt. Werden neuen Mitarbeitern andere, nämlich höhere Löhne in Aussicht gestellt, führt dies zwangsläufig zu Unmut, Nachverhandlungen während des Jahres und schlimmstenfalls zur Fluktuation.
Lohntransparenz ist kein Allheilmittel
Die Grundstimmung zur Lohntransparenz ist im schweizerischen Personalmarketing zur Zeit eher kritisch. (Siehe dazu auch «Lohnspanne im Inserat - eine Info, auf die das HR nicht scharf ist.»)
Die Uni Zürich, die den Schweizer Stellenmarkt regelmässig wissenschaftlich auswertet, hat festgestellt, dass Lohntransparenz nicht zu- sondern eher abnimmt. Das könne auch viel mit althergebrachten Mustern und einer lange zurückliegenden Sozialisierung in der Arbeitswelt zu tun haben, sagt einer der bekanntesten Personaler im Land, Matthias Mölleney. Von mehr Transparenz «gilt es Führungskräfte in der Wirtschaft zu überzeugen, die noch aus einer Zeit stammen, als es im Arbeitsvertrag ausdrücklich verboten wurde, mit anderen Personen über den Lohn zu reden.»
In gewisser Weise ist auch Daniel Hodel, CEO der BDH Solutions AG aus Opfikon-Glattbrugg, ein Befürworter von Transparenz in Lohnbelangen. Sein Unternehmen stellt Know-how und Softwarelösungen für die HR-Branche zur Verfügung. «Innerhalb der Firma, innerhalb des Personals muss die Lohnstruktur eines Unternehmens offen und nachvollziehbar sein. Sowas erreicht man mit Funktionsbewertungen. Das schafft auch Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern, zumal diese keine Rolle mehr spielen bei der Bemessung von Salären», so Hodel. «Von Stelleninseraten mit Lohnangaben halte ich hingegen nichts».
Hodel, der sich im Rahmen seines politischen Engagements als Grünliberaler Kantonsrat für Lohngleichheit einsetzt, warnt gar vor zuviel Öffentlichkeit bei den Löhnen. «Wenn Sie möchten, dass Ihre Konkurrenz ihre Lohnkosten aus der Zeitung lesen und analysieren kann, dann gehören solche Internas in die Öffentlichkeit. Wenn sie Ihre Konkurrenzfähigkeit und damit die Jobs nicht gefährden wollen, gehen solche Details nur sie als Unternehmer, ihr HR und ihr Personal etwas an!»
Lohntransparenz im Schweizer Personalmarketing: der grosse Report
Oben genannter Report ist dieser Tage von Jörg Buckmann auf «buckmannbloggt» erschienen. Der HR-Leiter der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) beschäftigt sich in der äusserst umfangreich ausgefallenen Arbeit mit der Lohntransparenz in Schweizer Stelleninseraten nach österreichischem Beispiel. Hier gehts zum Report: (sr)