Das internationale Frauennetzwerk BPW
Isabell Rüdt-Robert, ihres Zeichens Geschäftsleiterin des internationalen Frauennetzwerks BPW, will Frauen den internationalen Austausch ermöglichen und die Gleichberechtigung vorantreiben. Im Gespräch erzählt sie, weshalb auch Frauennetze Schaltstellen zur Macht sind.
Isabell Rüdt-Robert, Geschäftsleiterin BPW Switzerland (Bilder: Sonja Haueis, 123RF/Montage: jobindex media ag)
Frau Rüdt-Robert, Sie vertreten die Meinung, dass Frauennetzwerke, keine isolierten Biotope darstellen. Können Sie dies erläutern?
Isabell Rüdt-Robert: Die Frage nach den isolierten Frauen-Netzwerken wird immer wieder gestellt. Ich finde, wo auch immer eine Frau hingeht, begegnet sie Frauen in Machtpositionen. Zwar sind diese nicht an jeder Veranstaltung anzutreffen, es kommt aber auch schon mal vor, dass eine Bundesrätin an einem BPW-Netzwerkanlass teilnimmt.
Was sind für Sie die wesentlichsten Vorteile von Frauen-Netzwerken?
Viele Frauen sind tagsüber nur von Männern umgeben und können im beruflichen Alltag viele Themen nicht ansprechen. In Frauennetzwerken ist es viel einfacher, über solche Dinge wie den weiblichen Umgang mit männlichen Machspielen zu sprechen. Netzwerkerinnen erleben im Austausch mit anderen Frauen oft Aha-Momente: «Das geht nicht nur mir so, andere Frauen sind ja auch mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert.» Die Offenheit, die Frauen unter sich pflegen, gibt ihnen jedenfalls einen grossen Rückhalt. Besonders jüngere Frauen profitieren von weiblichen Netzwerken. Sie treffen dort auf Vorbilder und erfahrene Mentorinnen, die das Dilemma «Familie oder Beruf» für sich bereits gelöst haben. Sie sehen, wie Frauen zu beruflichem Erfolg gekommen sind und können sich dann frei entscheiden, von welchen Erfahrungen sie profitieren wollen.
Welche Bedeutung haben Netzwerke für das berufliche Vorankommen?
Unabhängig vom Geschlecht erachte ich Netzwerke für das berufliche Vorankommen als sehr gewinnbringend. Es läuft einfach alles viel geschmeidiger. Man bekommt Angebote, bevor man danach suchen muss und es tun sich neue Möglichkeiten auf. So habe ich mich beispielsweise nur für meinen ersten Job auf normalem Weg beworben, alle anderen wurden mir über mein Netzwerk zugespielt. Entweder indem mir eine Stelle weitergeleitet oder ich jemandem empfohlen wurde.
Netzwerken Frauen anders als Männer?
Männer nutzen ihre Netzwerke viel selbstverständlicher. Frauen haben viel mehr Skrupel, ihre Verbindungen zu nutzen. Ihnen ist die Symphathie, die zwei Personen verbindet, oft wichtiger, als die Position, die jemand bekleidet. Sie tauschen sich auch viel persönlicher aus und sprechen nicht nur über den Job. Männer ticken da einfach anders. Frauen gehen mit ihrer Zeit auch sparsamer um. Sie müssen diese oft besser einteilen als Männer, denn mit Familie ist der Tag viel durchgetakteter. Da liegt ein Feierabendbier mit den Kollegen längst nicht immer drin. Gerade wegen ihrer Mehrfachbelastungen sollten Frauen lernen, Zeit fürs netzwerken einzufordern, anstatt sich einzureden: «Um diese Zeit kann ich doch nicht zum Büro hinaus».
Was sind für Sie die Do's und Don'ts des Netzwerkens?
Wer nur Visitenkarten verteilt und erwartet, dass er nach einem Anlass mit Aufträgen nach Hause geht, macht sich nicht sehr beliebt. Ein Netzwerk aufzubauen und zu erhalten, benötigt viel Zeit und man muss es auch pflegen. Der Einsatz lohnt sich aber auch, denn wer viel gibt, erhält auch viel zurück. So entstehen oft auch dauerhafte Freundschaften, weil man sich immer wieder sieht. Zur Kunst des Netzwerkens gehört aber auch, einfach mal zuzuhören und an seinem Gegenüber Interesse zu zeigen.
Serie Frauennetzwerke
An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen während der Sommerpause jede Wochen ein Frauennetzwerk. In dieser Folge stellen wir das internationale Frauennetzwerk Business & Professional Women (BPW) vor, das schweizweit und weltweit vertreten ist. In der Schweiz existieren vierzig regionale Clubs. Mitglieder sind Frauen in verantwortungsvollen Positionen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, aber ebenso Frauen, die am Anfang ihrer beruflichen Karriere stehen. Der Mitgliederbeitrag beträgt je nach Club zwischen CHF 300 und CHF 360.