Das Schweizer Wirtschaftsfrauen-Netzwerk
Clivia Koch, Präsidentin der Wirtschaftsfrauen, vernetzt Kaderfrauen in der Schweiz miteinander. Im Gespräch mit HR Today erklärt sie, welche Vorteile ein Frauennetzwerk mit sich bringt.
Clivia Koch ist die Präsidentin der Wirtschaftsfrauen Schweiz. Die berufliche Entwicklung von Frauen ist ihr ein besonderes Anliegen. (Bild: zVg, 123RF/Montage: jobindex media ag)
Frau Koch, Sie sagen, dass es viele Vorteile hat, wenn Frauen beim Netzwerken unter sich bleiben. Welche?
Clivia Koch: Weibliche Nachwuchskräfte finden in Frauennetzwerken Vorbilder, was zum Vorteil aller ist, denn schliesslich wollen wir ja neue Führungskulturen und Führungsinnovationen. Diese entstehen aber nicht, wenn Frauen den Männern und veralteten Führungskulturen nacheifern, die in vielen männerdominierten Netzwerken vorherrschen.
Wo beginnt man mit Netzwerken?
Wir sind ständig am Netzwerken. Sowohl im Beruf wie auch im Privaten. Die Frage ist, welches Ziel man hat und was man erreichen will. Wenn man gemeinsame Interessen hat oder Wissen miteinander teilt, ist es einfacher, in Kontakt zu treten. Wer es schafft, Gemeinsamkeiten aufzubauen und auch etwas gibt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, ist auf einem guten Weg. Ich nutze meine Netzwerke hauptsächlich für den beruflichen Austausch, um Inputs für mein Unternehmen zu bekommen und um andere Ansichten kennen zu lernen, aber auch, um andere zu unterstützen und mein Wissen weiterzugeben. Mir ist es ein grosses Anliegen, Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen.
Wie unterscheiden sich Frauen und Männer beim Netzwerken?
Die Unterschiede werden immer kleiner. In der Regel haben Frauen durch die Mehrfachbelastung von Familie und Beruf aber weniger Zeit für das Netzwerken. Sie müssen gezielter vorgehen, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. Frauen haben zudem mehr Mühe, direkt nach einer Dienstleistung oder einer Empfehlung zu fragen und sie scheuen sich, auch selbst eine Empfehlung abzugeben. Männer sind da viel unverblümter. Sie sagen einfach, was sie wollen und ein Nein schreckt sie nicht davon ab, es weiter zu versuchen.
Wie könnte das HR in den Unternehmen die Frauen dabei unterstützen, ihre Netze weiter auszuwerfen?
Die Unternehmen könnten Frauen auch interne Netzwerke anbieten. Frauen vergessen oft, dass das interne Netzwerken genauso wichtig ist, wie ausserhalb des Unternehmens nach Kontakten zu fischen. So könnten sich Frauen gegenseitig Mut machen und sich unterstützen. Frauen fehlt es intern oft an weiblichen Vorbildern.
Was sind für Sie die Do's and Don'ts?
Verbindungen müssen gepflegt werden. Es bringt nichts, sich nur dann zu melden, wenn man etwas will. Wer von den anderen etwas erwartet, ohne eine Gegenleistung zu erbringen, wird scheitern.
Was war Ihre persönlich grösste Lernerfahrung im Netzwerken?
Dass es viel Zeit für den Aufbau eines gut funktionierenden Netzwerks braucht und man das nicht von heute auf morgen einfach so hat.
Serie Frauennetzwerke
An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen während der Sommermonate jede Woche ein Frauennetzwerk. In dieser Folge stellen wir das Frauennetzwerk Wirtschaftsfrauen Schweiz vor. 1999 gegründet, vernetzt der Verband heute rund 650 Kaderfrauen sowie Unternehmerinnen. Eine Einzelmitgliedschaft kostet CHF 290. Mitglieder können an den Veranstaltungen teilnehmen, profitieren von verschiedenen Vergünstigungen und können das Jobportal nutzen, auf welchem sowohl Wiedereinsteigerinnen wie auch Kaderfrauen Stellen finden.