Das Xing-Netzwerk Swonet
Frauen unterschiedlichster Branchen, Funktionen und Generationen zu vernetzen, ist das Ziel von Petra Rohner, die das Frauennetzwerk Swonet gegründet hat. Im Interview spricht sie darüber, was ein solches Netzwerk mit einer Dorfgemeinschaft gemein hat und wie erfolgreiches Netzwerken funktioniert.
Eine erfahrene Netzwerkerin: Petra Rohner, Gründerin des Frauennetzwerks Swonet. (Bilder: Frederike Asael, 123RF/Montage: jobindex media ag)
Frau Rohner, Sie vertreten die These, dass der Netzwerkgedanke seinen Ursprung in der Dorfgemeinschaft hat. Können Sie dies näher erläutern?
Petra Rohner: Der Netzwerkgedanke ist sehr alt: Ursprünglich lebten die Menschen in Dorfgemeinschaften. In jedem dieser Dörfer waren verschiedenste Handwerker vertreten: Wer etwas brauchte, ging zu einem lokalen Anbieter. Dies im Vertrauen, dass dieser ja bei einem selbst auch wieder Aufträge vergibt. Die Menschen waren schlicht aufeinander angewiesen. Die Rolle der Frauen in dieser Gemeinschaft bestand darin, den Haushalt zu versorgen. Um das Überleben ihrer Kinder abzusichern, waren die Frauen aber auch auf die Unterstützung anderer Frauen angewiesen. So kannte jede Frau mindestens zwei, drei weitere Frauen, denen sie ihre Kinder anvertrauen konnte. Netzwerken ist also auch für Frauen nichts Neues. Die Form des Netzwerkens hat sich aber verändert.
Brauchen Frauen auch heute noch ihr eigenes Netzwerk?
Frauen bewegen sich im Berufsalltag oft in männerdominierten Bereichen und verhalten sich gehemmter, sobald ein Mann dabei ist. Ganz speziell, wenn dieser ein dominantes Verhalten zeigt. Frauen weisen ihn dann eher weniger in die Schranken, sondern agieren resigniert im Sinn von «lass ihn doch einfach reden.» In einer Frauenrunde findet ein Erfahrungsaustausch demgegenüber viel offener statt. Unternehmerinnen reden beispielsweise ganz direkt über Fehler oder Führungsprobleme.
Geht Karriere auch ohne Netzwerk?
Eher nicht. Frauen werden ohne berufliches Netzwerk im Unternehmen einfach nicht wahrgenommen. Um Karriere zu machen, müssen sie auch die Nähe der Entscheidungsträger suchen. Wird beispielsweise eine Stelle frei, für die sich eine Frau interessiert, sollte sie ihr Interesse auch deutlich beim Recruiter anmelden. Dieses Ignorieren an Interessensbekundung erweist sich auch für die Unternehmen zunehmend als Hypothek: Werden Frauen ein- bis zweimal übersehen und fühlen sich nicht wertgeschätzt, kündigen sie.
Was sind die Do's and Dont's beim Aufbau eines Netzwerkes?
Ich erlebe immer wieder, dass Menschen nur an einen Swonet-Anlass kommen, weil sie glauben, mit einem Auftrag nach Hause zu gehen. Da fehlt manchmal einfach das Bewusstsein, dass man auch etwas geben muss, um etwas zurückzubekommen. Meist sind das ganz einfache Dinge, wie einen Tipp geben oder einen Kontakt vermitteln. Der Aufbau eines funktionierenden Netzwerks ist Arbeit.
Was machen Frauen beim Netzwerken anders als Männer und was können Frauen von Männern lernen?
Frauen fühlen sich immer gleich verantwortlich. Wenn sie einen Kontakt für eine offene Stelle vermitteln, meinen sie gleich, dass sie auch die Eignungsabklärungen vornehmen müssen. Bei Männern ist das anders. Sie öffnen dem potenziellen Bewerber bloss die Tür, der Rest des Bewerbungsprozesses interessiert sie nicht. Auch bei der Auswahl der Netzwerk-Events sind Frauen zu wenig wählerisch: Sie überlegen noch zu wenig, welcher Personenkreis teilnimmt und mit welchem Teilnehmer sie am Anlass in Kontakt treten könnten. Da müssen Frauen noch umdenken.
Serie Frauennetzwerke
An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen während der Sommerpause jede Woche ein Frauennetzwerk. Den Anfang macht Swonet (swiss women network).
2007 gegründet, vernetzt Swonet mehr als 6900 Frauen unterschiedlichster Branchen, Funktionen und Generationen. Aktivitäten wie Tagungen, Seminare oder Apéros werden über die Xing-Gruppe Swonet ausgeschrieben, die auch für Nicht-Xing-Mitglieder zugänglich ist. Die Mitgliedschaft ist kostenlos.