Das sagen die Praktiker
HR Today hat Personalverantwortliche hinsichtlich 2014 nach Ihren aktuellen Herausforderungen und generellen Brancheneinschätzungen befragt. Dabei kristallisieren sich mit Digitalisierung, Demografie und Employer Branding drei Haupttrends heraus.
Von links nach rechts, oben: Karin Zaugg (Publisuisse), Jean-Pierre Vogt (CSS Versicherung), Volker Stephan (ABB Schweiz AG). Von links nach rechts, unten: Serge Gafner (Denner AG), Christa Baumann (Stadtspital Triemli), Christoph Müller (AXA Winterthur).
Karin Zaugg, Leiterin Human Resources, Publisuisse
Welche HR-Themen beschäftigen Sie aktuell bei Publisuisse?
Wir gehen von verschiedenen Seiten das Thema Employer Branding an. Um eigenverantwortliche und motivierte Mitarbeitende zu fördern, haben wir betreffend Mitarbeitergespräche einen neuen Prozess gestartet: Die «Sevencards» von «hr7» werden uns in den Gesprächen unterstützen. Mit den Karten fördern wir wertschätzende, individuelle und entwicklungsfördernde Gespräche zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden. Das soll beide Seiten für neue Ideen und unternehmerisches Handeln beflügeln.
Wo sehen Sie in Zukunft generell die grössten Herausforderungen fürs HR?
Wie können wir einen guten Mix erreichen mit motivierten langjährigen Mitarbeitenden und solchen, die Berufs- oder Brancheneinsteiger sind und nur kurze Zeit im Unternehmen bleiben? Wie können wir junge Menschen länger ans Unternehmen binden? Wie können wir als kleines Unternehmen Entwicklung fördern, ohne Karriereschritte anbieten zu können? Diese Fragen sind entscheidend für eine positive Unternehmensentwicklung.
Jean-Pierre Vogt, Leiter Human Resources und Mitglied der Konzernleitung, CSS Versicherung
Welche HR-Themen beschäftigen Sie aktuell bei der CSS?
Die CSS möchte die Kundenzufriedenheit weiter erhöhen. Diese soll nicht nur als Sache der Mitarbeitenden mit direktem Kundenkontakt angesehen werden. Unsere Aufgabe wird sein, eine Unternehmenskultur, die sich stark an einer serviceorientierten Denk- und Handlungsweise ausrichtet, zu verankern. Zudem will ich aufzeigen, was wir alles verlieren, wenn die Einheitskassen-Initiative, über die wir voraussichtlich im Herbst 2014 abstimmen werden, angenommen wird. Der grösste Verlust wäre die Wahlfreiheit.
Wo sehen Sie in Zukunft generell die grössten Herausforderungen fürs HR?
Den Mitarbeitenden zu ermöglichen, Karriere und Privatleben ins Gleichgewicht zu bringen. Das heisst insbesondere, dass wir eine weitere Flexibilisierung der Arbeit fördern. Dazu gehört der Wunsch nach Teilzeit, der zunehmend auch von Männern vorgebracht wird. Wir möchten Gleichheit nicht nur auf dem Papier, sondern ganz konkret im Arbeitsalltag. Eine grosse Herausforderung wird auch sein, das abteilungs übergreifende Denken zu fördern.
Volker Stephan, Head of Human Resources Switzerland and Central Europe, ABB Schweiz AG
Welche HR-Themen beschäftigen Sie aktuell bei der ABB?
Bei ABB Schweiz steht der Go-live eines grossen HR-Projekts namens «HR4YOU» an. Schwerpunkt ist ein intelligentes HR-Portal: Informationen werden zielgruppengerecht zur Verfügung gestellt und automatisierte HR-Prozesse können voll integriert aus dem Portal heraus intuitiv aufgerufen und abgewickelt werden. Somit wird uns das Projekt auch im Sinne des Change Managements beschäftigen. Zudem beschäftigt uns weiterhin die Stärkung des Employer Brands zur Sicherstellung des Bedarfes an Talenten.
Wo sehen Sie in Zukunft generell die grössten Herausforderungen fürs HR?
- Der Arbeitsmarkt wird globaler und damit auch komplexer. Die globale Migration von hoch qualifizierten Arbeitskräften wird weiter steigen.
- Im Gegensatz zum Talent Management verfügen die meisten Unternehmen noch nicht über ein entsprechendes Performance Management.
- Eine weitere Professionalisierung des HR ist in diversen Disziplinen unabdingbar, beispielsweise in der Anwenderfreundlichkeit (Userization) und HR-Kommunikation.»
Serge Gafner, Leiter Human Resources, Denner AG
Welche HR-Themen beschäftigen Sie aktuell bei Denner?
An oberster Stelle steht bei Denner das Change Management. Wir sind weiterhin daran, das ehemals familiengeführte Unternehmen hin zu einer managementgeführten Unternehmung im Sinne einer Migros-Tochtergesellschaft zu lenken. Dies bedingt die Anpassung unserer Firmenkultur auf allen Führungsstufen bis hin zu den Mitarbeitenden. Folglich werden wir innerhalb der Personalentwicklung Schulungen und Trainings konzipieren, welche diese Transformation vorantreiben und verankern.
Wo sehen Sie in Zukunft generell die grössten Herausforderungen fürs HR?
Die grösste Herausforderung wird nach wie vor darin bestehen, die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort einzusetzen. Andererseits sind wir daran, die Arbeitgebermarke Denner weiter zu stärken. Dies beginnt im Innern. Eine Herausforderung wird sein, unser Entlöhnungs- und Vergütungssystem zu vereinfachen und möglichst transparent darzustellen, um Denner als erfolgreiche und attraktive Arbeitgeberin glaubwürdig am Markt zu positionieren.
Christa Baumann, Leiterin Bereich Human Resources, Stadtspital Triemli (ZH)
Welche HR-Themen beschäftigen Sie aktuell im Stadtspital Triemli?
Eines der grossen Themen ist der Fachkräfte-Mangel; davon werden über kurz oder lang viele Unternehmen und Branchen betroffen sein, nicht nur das Gesundheitswesen. Unser Ziel ist es, durch Steigerung der Arbeitgeber-Attraktivität möglichst lange nicht vom Fehlen von Fachkräften betroffen zu sein. Hierbei geht es um die Erhaltung der Treue der bestehenden Mitarbeitenden und natürlich auch um die Gewinnung von neuen Angestellten. Dabei spielen auch attraktive Arbeitszeitmodelle eine wichtige Rolle.
Wo sehen Sie in Zukunft generell die grössten Herausforderungen fürs HR?
Ein Spital ist darauf angewiesen, dass seine Fachkräfte bereits nach der Schule den Weg in einen Gesundheitsberuf einschlagen. Es ist also sehr wichtig, dass sich die Unternehmen des Gesundheitswesens gemeinsam überlegen, wie den jungen Leuten unsere Branche «schmackhaft» gemacht werden kann. Persönlich wünsche ich mir effizientere, durchgängig IT-unterstützte HR-Prozesse, sodass mehr Zeit für das Kerngeschäft bleibt.
Christoph Müller, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Human-Resources bei AXA Winterthur
Welche HR-Themen beschäftigen Sie aktuell bei der Axa Winterthur?
Im Rahmen der gegenwärtigen Digitalisierung laufen bei der AXA unzählige Projekte, wobei zwar meist der Kunde im Fokus steht. Ein grosses Digitalisierungsprojekt im HR dreht sich jedoch um unsere Mitarbeitenden. So ist es unser Ziel, das Human Capital künftig dank neuer Soft waretools noch digitaler managen zu können. Ausserdem möchten wir das Bild der Arbeitgebermarke AXA schärfen und zeigen, welche Erfahrungen wir mit flexiblen Arbeitsmodellen machen und wie wir diese heute umsetzen.
Wo sehen Sie in Zukunft generell die grössten Herausforderungen fürs HR?
Wir stehen im HR mitten in einem Paradigmenwechsel. Hatte die Personalverwaltung früher eine eher operationelle und vor allem administrative Rolle, wird die HR-Funktion nun zunehmend zur strategischen Aufgabe. Wir besitzen zwar grösstenteils schon die notwendigen Tools dafür. Den herausfordernden Weg in die strategische Betreuung, bei der HR als Partner aller Management-Stufen integriert ist, müssen wir nun aber selber gehen.