Serie: Dark Triad

Der Machiavellist: Soziales Chamäleon

Eigennutzen über Prinzipientreue – Um ihre Ziele zu erreichen, sind Machiavellisten alle Mittel recht, auch gesellschaftlich nicht akzeptierte. Gleichzeitig sind sie gut in der Lage, das Vertrauen anderer Menschen zu gewinnen. Wie sich ihr Verhalten auf Unternehmen und Zusammenarbeit auswirkt.

Personen mit machiavellistischen Neigungen verfügen über eine Tendenz zu manipulativen, ausbeuterischen und eigennützigen Verhaltensweisen. Machiavellisten sind egoistisch, zynisch und stellen den Eigennutz über die Prinzipientreue. Durch ihre manipulative und kalkulierende Art kennen sie fast keine Grenzen, um ihre Ziele zu erreichen. In der Regel haben sie ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Macht und Einfluss, wobei ihnen alle Mittel – auch gesellschaftlich nicht akzeptierte – recht sind, um ihren Eigennutz zu maximieren. In diesem Zusammenhang denken sie sich geschickte Strategien und kluge Vorgehensweisen aus, um ihre Absichten durchzusetzen, wobei ihr Fehlverhalten nur selten nachgewiesen werden kann. Gleichzeitig sind sie sehr gut in der Lage, das Vertrauen von anderen Personen zu gewinnen und erfolgreich Netzwerke aufzubauen, die sie für ihre Zwecke nutzen.

Machiavellisten sind zwar grundsätzlich in der Lage, Empathie zu zeigen, jedoch tun sie dies vor allem dann, wenn es ihren eigenen Interessen dient. Ihr Verständnis für andere Menschen ist folglich oft unecht und das Eingehen von Beziehungen somit selten ohne Hintergedanken. Machiavellisten nutzen ihre Mitmenschen oft aus, können dies aber geschickt tarnen. Sie werden als soziale Chamäleons beschrieben, da sie ihr Verhalten je nach Situation flexibel anpassen können. Sie verfügen über eine geschickte Art der Selbstdarstellung und werden von ihrem Umfeld meistens positiv wahrgenommen. Da Machiavellisten die negativen Aspekte ihrer Persönlichkeit gekonnt verschleiern, ist es schwer, einen «echten» Machiavellisten zu erkennen. Im Arbeitskontext kann sich das Verhalten von Machiavellisten sowohl positiv als auch negativ auf Unternehmen auswirken.

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Strategisch und verhandlungsstark

Zum einen gibt es positive Aspekte, denn durch ihre «kühle» und strategische Denkweise können Machiavellisten wichtige unternehmerische Entscheidungen treffen, ohne sentimental abgelenkt oder beeinflusst zu sein. Dies ist beispielsweise bei Umstrukturierungen, Firmenübernahmen oder beim Krisenmanagement von Vorteil. Durch ihre kalkulierende Art können sie zudem schwierige Verhandlungen erfolgreich führen und zu Gunsten des Unternehmens ausrichten.

Egoistisch und manipulativ

Negative Auswirkungen bestehen vor allem im Bereich der Zusammenarbeit, denn auch Machiavellisten sind egoistisch und wollen ihren Willen um jeden Preis durchsetzen. Wie narzisstisch und mild psychopathisch veranlagte Personen tendieren auch Machiavellisten zu kontraproduktivem Arbeitsverhalten, was sich wiederum negativ auf das Arbeitsklima und die Kooperation innerhalb eines Teams auswirken kann. In ihrem Arbeitsumfeld manipulieren sie Personen ungeachtet ihrer Funktion oder Hierarchiestufe. Wird ihre manipulative und berechnende Art aufgedeckt, besteht Konfliktpotential und das Vertrauen wird nachhaltig geschwächt. Studien(1) haben überdies gezeigt, dass Machiavellisten weniger bereit sind, freiwilliges Engagement innerhalb der Organisation oder auch für einzelne andere Mitarbeitende zu leisten, da sie sich vor allem für ihre eigenen Interessen einsetzen wollen. Zusammenfassend haben die Verhaltensweisen von Machiavellisten nebst den negativen Konsequenzen durchaus positive Aspekte im Hinblick auf ihre strategischen Stärken, sofern diese in einem Unternehmen gefragt und erwünscht sind.

Serie: Dark Triad

Haben Sie sich schon über Mitarbeitende geärgert, die nichts zu sagen haben, aber immer im Mittelpunkt stehen wollen? Haben Sie sich schon über Führungskräfte gewundert, die ohne Rücksicht auf Andere ihre Ziele durchsetzen? Oder hatte Ihr Unternehmen schon unter Mitarbeitenden zu leiden, die wichtige Entscheidungen impulsiv getroffen haben? Dann dürfte Sie unsere Artikelserie «Dark Triad» interessieren, in der wir die dunkle Seite der Persönlichkeit beleuchten. Wir zeigen, wie Sie Merkmale der Dunklen Triade im Bewerbungsprozess erkennen und welche Massnahmen HR-Verantwortliche ergreifen können, wenn durch «dunkle Persönlichkeiten» negative Folgen für das Unternehmen drohen.

Nächste Woche

Der milde Psychopath: Skrupellos mit kühlem Kopf

Quellen

  • 1 Becker, J., & O’Hair, H. D. (2007). Machiavellians’ motives in organizational citizenship behavior. Journal of Applied Communication Research, 35, 246–267.
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Prof. Dr. Benedikt Hell ist Dozent an der Hochschule für Angewandte Psychologie (FHNW) und Studiengangsleiter CAS Angewandte Psychologie für die HR-Praxis, Personalauswahl und Personalentwicklung.

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M.Sc. Nadine Schneider ist wissenschaftliche Assistentin an der Hochschule für Angewandte Psychologie (FHNW). Arbeitsschwerpunkte: Eignungsdiagnostik, insbesondere Studieneignungsdiagnostik und Interessenforschung. www.fhnw.ch/personen/nadine-schneider

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