Buchtipp

«Der Mitarbeiter muss zur Unternehmenskultur passen»

Die Unternehmenskultur einer Organisation bildet die Grundlage der Zusammenarbeit und ist erfolgsrelevant. Umso wichtiger ist es, sie zu hegen und pflegen. Wie das geht, beschreibt Professorin Daniela Eberhardt in ihrem neuen Buch «Unternehmenskultur aktiv gestalten».

Frau Eberhardt, wie wichtig ist die Organisationskultur eines Unternehmens?

Daniela Eberhardt: Die Organisationskultur ist die Grundlage der Zusammenarbeit. Sie prägt das Erscheinungsbild der Firma und ermöglicht – oder verhindert – Dinge, somit ist sie erfolgsrelevant. Prozesse und Regeln kann man kopieren, aber die Art, wie wir miteinander umgehen, nicht. Deshalb hat die Organisationskultur eine grosse Bedeutung.

Inwiefern ist die Unternehmenskultur erfolgsrelevant?

Die Arbeit der Mitarbeitenden generiert den Erfolg des Unternehmens. Das im Unternehmen herrschende Wertesystem trägt dazu bei, wie ein Mitarbeiter seine Arbeit erledigt. Die Kultur ist ausschlaggebend für das Zusammenwirken der Mitarbeiter untereinander, die Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen. Motivierte Menschen, die sich wohl fühlen, stärken auch den Brand des Arbeitgebers.

Zur Person

Daniela Eberhardt ist Professorin und Leiterin des IAP Institut für Angewandte Psychologie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Eberhardt, Daniela (Hrsg.): Unternehmenskultur aktiv gestalten. Praxisfälle aus Wirtschaft, öffentlichem Dienst, Kultur & Sport. Springer-Verlag 2013.

Wie erkennt man eine gute Organisationskultur?

Jede Organisation ist unterschiedlich. Je nach Branche, Kontext und Produkt passt die eine oder eben die andere Kultur besser zum Unternehmen. Auch die Mitarbeitenden kommen aus einer bestimmten Kultur und haben einen bestimmten Hintergrund, auch sie «passen» besser oder weniger gut in eine bestimmte Organisation. Damit meine ich vor allem: in manchen fühlen wir uns wohl, in anderen kann es sogar sein, dass wir todunglücklich sind. Ob eine Kultur gut oder schlecht ist, ist also weniger relevant. Wichtiger ist, ob die Kultur zum Organisationstyp und -umfeld und zu uns als Mitarbeiter passt. Wohlfühlen tun wir uns gemäss Studien generell in Kulturen, die angstfrei sind, dort, wo wir uns einbringen und Verantwortung übernehmen können. Es ist eine der wichtigsten Führungsaufgaben, ein Umfeld zu schaffen, das zum Unternehmen passt und in dem sich die Mitarbeitenden entfalten und einbringen können.

Wie gross ist der Einfluss der Führungskräfte auf die Unternehmenskultur?

Ihre Rolle ist sicher nicht unbedeutend. Kultur wird über viele Ebenen transportiert: Hört man einander zu, herrscht eine Du- oder Sie-Kultur, wie gehen die Mitarbeitenden miteinander um? Dies können Führungskräfte nur bedingt managen, aber sie können durch ihre Vorbildwirkung, ihre Präsenz, ihren Umgang mit Leistung, mit Kunden und Mitarbeitern vielfältig Einfluss nehmen und sie können auch kulturbildende Massnahmen durchführen.

Immer wieder fällt das Schlagwort «gelebte Kultur». Wie erkennt man eine solche?

Vorschriften und Leitbilder sind das eine, die Frage ist: Was wird daraus gemacht? Wie gehen die Mitarbeitenden miteinander um, wie handeln sie, wie verhalten sie sich, wie kleiden sie sich, welche Rituale gibt es, welche Legenden werden erzählt? Wenn diese Faktoren überall ähnlich sind, wenn sie sowohl in der Filiale A als auch in der Filiale B des gleichen Unternehmens beobachtbar sind, kann man davon ausgehen, dass die Unternehmenskultur gelebt wird.

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