Die 100 Top-Teilzeit-Arbeitgeber 2016
Beim Blick auf das Ranking der 100 Top-Teilzeit-Arbeitgeber 2016 von Teilzeitkarriere.ch, dem grössten Internetportal für Teilzeitstellen in der Schweiz, fällt eines auf: Die Karten sind neu gemischt. Neben einer starken Gesundheitsbranche drängen vor allem Unternehmen mit veränderten Arbeitszeitmodellen Richtung Spitze der Top-Teilzeit-Arbeitgeber 2016. Förderung von Gender-Diversity und Stellen im 80- bis 100-Prozent-Pensum auszuschreiben liegt dabei voll im Trend. Andy Keel, Gründer von Teilzeitkarriere.ch und «Teilzeitmann», über die Resultate des Rankings.
Die Top 10 Teilzeit-Arbeitgeber 2016. (Tabelle: Teilzeitkarriere.ch)
Das Ranking in Kürze
Lidl Schweiz, letztjährig das erste Mal überhaupt platziert, stösst mit 1838 ausgeschriebenen Teilzeitstellen an die Spitze vor. Diese wurden über das Jahr 2016 auf Teilzeitkarriere.ch rund 154´400mal aufgerufen. Mit einigem Abstand folgen drei Unternehmen aus der Branche Gesundheit. (Universitäts Spital Zürich, Privatklinikgruppe Hirslanden, Insel Gruppe AG) Manor (1207), der Letztjahressieger, kann sich nicht mehr an der Spitze behaupten und rutscht auf Rang 5 ab. Hier wurden rund 330 Teilzeitstellen weniger ausgeschrieben als im Vorjahr. Auch Aldi Suisse (1102) kann die sehr gute Positionierung vom Vorjahr nicht halten und belegt neu Rang 6. Die Stadt Zürich (1094) verbessert sich um 14 Plätze auf Rang 7, gefolgt von Kanton Bern (1084), der 6 Plätze verliert. Die Credit Suisse (1037) verteidigt ihre starke Positionierung und reiht sich auf Platz 9 ein. Die SBB (681) belegt Platz 10.
Was ist das Ziel Rankings «Top100 Teilzeitarbeitgeber»?
Mit dem Ranking wollen wir aufzeigen, welche Unternehmen sich für Teilzeit und flexible Arbeitszeitmodelle engagieren. Die Öffentlichkeit interessiert, wer die grossen Teilzeitarbeitgeber sind. Denn Teilzeitangebote bedeuten insbesondere Frauenförderung und mehr Teilzeitmänner – aber auch ein Bekenntnis zum Wert von Familie und Care-Arbeit.
Wie kommt das Ranking zustande?
Teilzeitkarriere sucht – wie Google – täglich über 30‘000 Firmenhomepages ab und kann so täglich bis zu 15‘000 aktuelle und qualifizierte Teilzeitjobs publizieren. Aus diesem riesigen Datensatz produzieren wir einmal jährlich das Ranking. Dieses Jahr erscheint das Ranking zum dritten mal. Das Kriterium für unser Ranking ist die Anzahl publizierter Teilzeitjobs zwischen Januar und Dezember 2016.
Was sind die wesentlichsten Gründe, dass die Zahl der ausgeschriebenen Stellen steigt?
Teilzeit gewinnt an Popularität. Immer mehr Unternehmen wählen den Weg, Stellen in 80 bis 100 Prozent auszuschreiben. Damit steigt die Reichweite um ein Drittel – denn in der Schweiz arbeiten über 1,6 Millionen Menschen Teilzeit. Zudem spitzt sich in einigen Branchen der Fachkräftemangel zu, insb. im Gesundheitswesen. Auch die interne Wirkung ist nicht zu unterschätzen. Linienmanager müssen neu argumentieren, warum eine Stelle unbedingt 100 Prozent sein muss. Vorher konnten sie einfach sagen: Teilzeit geht nicht. Die Post hat hier 2016 einen riesen Schritt gemacht – der Leiter Personal Yves-André Jeandupeux – hat erlassen, dass alle Stellen – egal auf welchem Hierarchielevel – in 80 Prozent besetzt werden können.
In Firmen mit alternativen Arbeitsmodellen soll das Teilzeitangebot besonders stark steigen. Wodurch zeichnen sich solche Firmen aus?
Neben Teilzeit bieten solche Firmen auch Coworking Spaces und Homeoffice an. Diese Unternehmen fangen an, die physische Präsenz am Arbeitsplatz durch virtuelle Arbeit und Netzwerkgedanken abzulösen.
Ist der Anstieg von Teilzeitstellen bloss ein Trend, der sich wieder abschwächt oder werden immer mehr Firmen Teilzeitstellen anbieten?
Der Trend wird noch lange nicht gebrochen … Im Ranking beispielweise fehlt die Industrie gänzlich. Schlicht aus dem Grund, dass dort keine Teilzeitjobs angeboten werden. Auch die Pharmabranche oder das Engineering sind solche Stiefkinder. Des weiteren sind Unternehmen wie die Post, AXA und Kanton Bern einfach first mover – viele Unternehmen werden mit Flex-Work-Angeboten folgen.
Was hat sich in Sachen Teilzeit in den vergangenen Jahren – seit Sie die Plattform «Teilzeitstellen» gestartet haben – besonders verändert?
Zum Start Ende 2008 war Teilzeit ein absolutes Stiefkind. Damals gab es kaum 1000 Stellen in Teilzeit. Heute sind es täglich 15‘000 – das ist ein riesiger Sprung. Des Weiteren haben wir heute rund 100‘000 Teilzeitmänner mehr als zu Beginn unserer Kampagne www.teilzeitmann.ch.
Image Über Andy Keel und Teilzeitkarriere.ch
Die Plattform Teilzeitkarriere.ch wurde auf persönlicher und ideologischer Initiative 2008 durch Andy Keel gegründet, 2012 folgte der «Teilzeitmann». «Antrieb zur Gründung und Umsetzung vom Portal waren eigene Erfahrungen im Spannungsfeld Teilzeit und Karriere. Mich beschäftigte seit Jahren die Frage, wie Teilzeit salonfähig gemacht werden kann und wie auch eine Teilzeit Karriere möglich ist. Dies insbesondere, weil ich selber in der Direktion bei zwei Grossbanken als junger Mann Teilzeit gearbeitet habe und ständig auf Widerstände gestossen bin.»