Aufgefallen

Die «andere» Unternehmenskultur

Welches Umdenken erfordert Kulturwandel in Unternehmen und wie passen wirtschaftlicher Erfolg und zufriedene Mitarbeiter zusammen? Das SWR hat sich auf Spurensuche gemacht und Unternehmen besucht, die einen Kulturwandel hinter sich haben. Entstanden ist die Dokumentation «Faktor Menschlichkeit», die am 31. Oktober in der ARD ausgestrahlt wurde.

Sie haben einen «messbaren Kulturwandel» hinter sich oder Herausforderungen mit «beachtenswerten Ansätzen» gemeistert. Das ist die Gemeinsamkeit der Unternehmen, die Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther und Organisationsberater Sebastian Purps-Pardigol auf der Plattform «kulturwandel.org» porträtieren. Im Sommer 2015 entsandte das SWR ein Team von Journalisten in einige der Unternehmen, die eine solche «andere» Unternehmenskultur pflegen. Daraus entstand die Dokumentation «Faktor Menschlichkeit», die im Rahmen der ARD-Themenwoche «Zukunft der Arbeit» am 31. Oktober in der ARD ausgestrahlt wurde.

Die Dokumentation geht auf Spurensuche: Wie sieht diese so andere Unternehmenskultur aus? Welches Umdenken erfordert das? Wie werden Krisen und Herausforderungen bewältigt? Worin besteht das Glücklichsein der Mitarbeiter, das direkte Auswirkungen auf den Erfolg hat? Wie passen wirtschaftlicher Erfolg und zufriedene Mitarbeiter zusammen?

3 Fragen an Sebastian Purps-Pardigol

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Was macht die Unternehmen «anders», die Sie auf Ihrer Plattform porträtieren und die das SWR für seine Doku besucht hat?

Diesen Unternehmen ist es gelungen, eine Menschen-zugewandte Führungskultur zu erschaffen. Dadurch wurden nicht nur Krankenstände reduziert und Mitarbeitende messbar glücklicher. Die Mitarbeitenden haben auch ihre Potenziale besser entfaltet und den Unternehmen zu überdurchschnittlich guten wirtschaftlichen Kennzahlen verholfen.

In der ARD-Doku geht es hauptsächlich um die Unternehmen Phoenix Contact und Upstalsboom. Gibt es auch Schweizer Unternehmen, die eine aussergewöhnliche Unternehmenskultur pflegen bzw. einen Kulturwandel durchgemacht haben?

Ja, die Weleda AG aus Arlesheim. Dort konnte ich mehrere interessante Aspekte entdecken. Zum einen wurde ein sogenannten Generationen-Netzwerk etabliert: Ehemalige Mitarbeitende, die sich dem Unternehmen noch verbunden fühlen und ausreichend Zeit haben, unterstützen Mitarbeitende. Beispielsweise hat sich daraus eine «Wahloma» ergeben. Während die Mutter des Kindes noch in der Ausbildung bei der Weleda war, waren Berufsschule und Kindergarten zeitlich nicht vereinbar. Eine ehemalige ältere Mitarbeitende übernahm an diesen Tagen das Kind. Was mir auch gut gefiel, war die «Juniorfirma»: Der CEO und die Personalabteilung hat allen Auszubildenden so viel Vertrauen geschenkt, dass diese eine eigene Firma in der Firma eröffnen durften und auch ein ganz eigenes Produkt vertrieben. Damit verbesserten die jungen Menschen nicht nur ganz nebenbei die Geschäftsbeziehung zu einem sehr wichtigen Handelspartner, sondern wuchsen alle persönlich sehr über sich hinaus, wie sie mir berichteten.

Was brauchen Unternehmen, um den Kulturwandel zu meistern?

Zeit! Drei bis fünf Jahre dauert es, abhängig von Unternehmensgrösse und dem «Zustand», in dem sich das Unternehmen aktuell befindet. Zudem braucht es einige wichtige Protagonisten in Schlüsselpositionen, die das Thema wirklich wollen. Idealerweise ist das die oberste Führungsmannschaft. Wenn der CEO nicht dahintersteht, wird es schwierig. Und dann braucht es immer wieder Inspiration. Deshalb bin ich so dankbar für die ARD Dokumentation. Deshalb habe ich mein Buch «Führen mit Hirn» geschrieben. Desbhalb gibt es kulturwandel.org. Um zu zeigen, wie es sein könnte und wie es gelingen könnte. (af)

 

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