Wie HR das Reputationsmanagement entscheidend beeinflusst
Reputationsmanagement muss heute vorwärtsgerichtet in Unternehmen integriert werden. Warum sich HR proaktiv dafür engagieren sollte, wo Gefahren lauern und wie ein Sparringspartner mit Fokus Reputation dabei helfen kann.
Auf Seiten wie Kununu oder Glassdoor können aktuelle und vergangene Mitarbeitende anonym ihre Arbeitgeber bewerten. (Bild: iStock)
In der heutigen Ära digitaler Vernetzung und omnipräsenter Information ist die Bedeutung eines aktiven Reputationsmanagements für Unternehmen von entscheidender Notwendigkeit. Die öffentliche Wahrnehmung und das Image einer Marke können durch die geringste Krise oder unvorteilhafte Online-Präsenz schnell beschädigt werden. Deshalb ist es unerlässlich, dass Unternehmen ein gut durchdachtes und integratives Reputationsmanagement etablieren, um ihren guten Ruf zu schützen und nachhaltig zu steuern.
Online-Reputation als zentrales Element
Im digitalen Zeitalter wird die Reputation eines Unternehmens massgeblich durch Online- Plattformen, soziale Medien, Bewertungsportale und Suchmaschinenergebnisse geprägt. Eine negative Schlagzeile, ein viraler Tweet oder unvorteilhafte Mitarbeiterbewertungen wie zum Beispiel auf Kununu können einen erheblichen Schaden anrichten. Unternehmen müssen daher proaktiv agieren, um ihre Online-Reputation zu überwachen. Das bedeutet nicht nur, auf Beschwerden zu reagieren, sondern auch aktiv positive Inhalte zu fördern und aufzubauen.
Integriertes Reputationsmanagement als Erfolgsfaktor
Reputationsmanagement sollte nicht als isolierte Tätigkeit betrachtet werden, sondern als integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Es muss sich durch sämtliche Bereiche des Unternehmens erstrecken. Die folgenden Punkte verdeutlichen die Notwendigkeit einer Integration von Reputationsmanagement in verschiedenen Unternehmensbereichen:
- Unternehmenskultur und -werte: Die Unternehmenskultur sollte Authentizität und Transparenz fördern, um das Vertrauen der Kunden und der Öffentlichkeit zu gewinnen. Ein kohärentes Image und die Einhaltung klar definierter Werte sind entscheidend.
- Glaubwürdigkeit und Vertrauen: Die Reputation eines Unternehmens ist entscheidend, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Konsumenten tendieren dazu, mit Unternehmen Geschäfte zu tätigen, denen sie vertrauen können. Eine positive Reputation unterstützt die Glaubwürdigkeit und schafft ein Vertrauensverhältnis zwischen Unternehmen und Kunden.
- Attraktivität für Talente: Unternehmen mit einer positiven Reputation ziehen nicht nur Kunden an, sondern auch talentierte Fachkräfte. Bewerber schauen oft über die angebotenen Gehälter hinaus und prüfen die Unternehmenskultur sowie den Ruf des Unternehmens, bevor sie sich für eine Stelle bewerben. Eine positive Reputation kann dazu beitragen, hochqualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen.
- Mitarbeiterengagement: Zufriedene und engagierte Mitarbeiter tragen zur Schaffung einer positiven Reputation bei. Mitarbeiter sollten die Unternehmenswerte verkörpern und zu Botschaftern nach Aussen werden.
- Schutz vor Krisen: Ein effektives Reputationsmanagement ermöglicht es Unternehmen, besser auf potenzielle Krisen vorbereitet zu sein.
- Krisenkommunikation: Vorbereitung auf potenzielle Krisen und die Fähigkeit, schnell und angemessen darauf zu reagieren, ist entscheidend, um Schäden zu minimieren.
- Verbesserung der Markenstärke: Eine kontinuierliche Pflege und Verbesserung der Reputation kann die Markenstärke langfristig steigern. Mitarbeiterbindung, Loyalität und positiver Einfluss auf die Markenwahrnehmung sind mögliche Resultate eines starken Reputationsmanagements und angemessen darauf zu reagieren, ist entscheidend, um Schäden zu minimieren.
Was kann das HR für ein besseres Reputationsmanagement tun?
1. Employer Branding-Strategie (weiter) entwickeln
Ein klares, ansprechendes Employer Branding hilft zum einen die besten Talente anzuziehen. Dabei sind das Onboarding, die Einarbeitung sowie die Zusammenarbeit ist in den ersten Wochen match-entscheidend. Sind diese nicht gegeben, springen Talente ab und sehen sich lieber nach Alternativen um. Investieren Sie nicht in ein gutes Employer Branding, kann es zu hohen Fluktuationsraten führen und somit dem Unternehmen erheblichen Schaden zufügen. Zum anderen zielt das Employer Branding darauf ab, die Leistung der Mitarbeitenden zu erhalten und damit verbundene Motivation zu fördern sowie die Verweildauer im Unternehmen zu erhöhen.
2. Monitoring: Reputation überwachen
Eine weitere wichtige Tätigkeit ist das Monitoring. Technologische Lösungen wie Monitoring-Tools, Social Listening und Analyse-Plattformen sind essenziell, um die Reputation eines Unternehmens zu überwachen und angemessen darauf zu reagieren. Diese Tools bieten Einblicke in die öffentliche Wahrnehmung und ermöglichen eine gezielte Strategie. Die ständige Überwachung von Medien und sozialem Umfeld ermöglicht es dem Unternehmenslenkungsteam, potenziell reputationsschädigende Entwicklung rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmassnahmen einzuleiten. Wer heute Plattformen, wie zum Beispiel Kununu, Bewertungsportale und Rezensionen auf Google nicht aktiv bewirtschaftet verpasst eine grosse Chance, und überlässt seine Reputation schlicht dem Zufall.
3. Reputationsschäden eindämmen
Gemäss meinem LinkedIn-Survey vom Jahre 2021 stellen zum Beispiel Mitarbeitende den grössten Reputationsschaden innerhalb eines Unternehmens dar. Aus diesem Grund ist es von hoher Wichtigkeit, dass die Human Resources gezielt Screenings – wie zum Beispiel die sozialen Medien mit LinkedIn – von zukünftigen Talenten oder bestehenden Mitarbeitenden in einem Unternehmen als Grundprozess fest verankert. Im Bewerbungsprozess würden diese zum Tragen kommen und so könnten potenzielle Reputationsrisiken minimiert werden. Falls diese Prozesse noch nicht vorhanden sind, oder bestehende nicht greifen, empfehle ich diese anzupassen oder neu aufzubauen und zu implementieren. Reklamationen/Feedback von Mitarbeitenden, Kunden sowie allen anderen Stakeholdergruppen im Mitarbeiter-CRM erfassen und dementsprechend Abmachungen und Ziele vereinbaren sowie gegebenfalls integrierte Social Media Richtlinien als Vertragsbestandteil unterschreiben lassen. Gerade im Gesundheitswesen oder in der Pflegebranche sind sie heute unerlässlich geworden.
4. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Botschafter machen
Die glaubwürdigste und beste Werbung für ein Unternehmen sind zufriedene Mitarbeitende. Aus den eigenen Angestellten Botschafter zu machen ist das authentischste Kommunikationsmittel und somit das oberste Ziel der Arbeitgeberkommunikation.
- Die Marke eines Unternehmens ist viel mehr als nur ein Logo oder ein Slogan. Sie steht für die Werte und das Versprechen, das das Unternehmen seinen Kunden gibt. Indem Sie Ihren Mitarbeitern vermitteln, was die Marke ausmacht und welche Rolle sie bei der Umsetzung dieser Werte spielen, schaffen Sie eine starke emotionale Verbindung zwischen ihnen und der Marke. Dies ist die Grundlage dafür, dass sie gerne für das Unternehmen arbeiten und stolz auf die Marke sind.
- Eine positive Arbeitsumgebung ist die Basis für motivierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Schaffen Sie also Bedingungen, unter denen sich Ihre Mitarbeitende wohlfühlen und in denen sie ihre Arbeit gerne tun. Dazu gehören unter anderem ein ansprechendes Arbeitsumfeld, attraktive Vergütungs- und Karriereaussichten sowie gute Voraussetzungen für Work-Life-Balance.
- Ein starkes Team ist die Grundlage für ein erfolgreiches Unternehmen. Fördern Sie daher den Zusammenhalt innerhalb Ihres Teams und stärken Sie den Teamgeist. Dazu können Sie zum Beispiel gemeinsame Aktivitäten organisieren oder Teambuilding-Massnahmen durchführen. Auch regelmässige Feedback-Gespräche mit den Mitarbeitende können helfen, Potenziale zu erkennen und Schwächen abzubauen.
- Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen in die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeitenden investieren. Anspruchsvolle Aufgabenstellungen, interessante Projekte sowie Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten motivieren die Mitarbeitende und bringen sie weiter – sowohl persönlich als auch fachlich. Damit erweitern sie nicht nur ihr Wissens- und Könnensspektrum, sondern entwickeln auch eine stärkere Bindung zum Unternehmen.
- Ernennen Sie Botschafter, die über ihre Arbeit, über das Unternehmen und deren Projekte zum Beispiel auf LinkedIn erzählen. Nichts ist authentischer als zufriedene Mitarbeitende, die glücklich, motiviert und strahlend für ein Unternehmen einstehen und mit Storytelling Vertrauen und Nähe schaffen und so neue Talente anziehen.
5. Einen Sparringspartner mit Fokus Reputation engagieren
Ein Sparringspartner von Aussen hilft die wachsende Komplexität und Interdependenz in modernen Systemen zu bewältigen. Diese Person hat die Zeit sowie Fähigkeiten, siloübergreifend Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen. Ein Reputationscoach führt Gespräche mit den verschiedenen Divisionen wie den Human Resources. In diesen, prüft er zum Beispiel linguistische Fehltritte (das Wording/die Sprache oder kulturelle Gepflogenheiten) in Kampagnen, die als provokativ empfunden werden könnten. Weil der Reputationscoach das Vertrauen der Stakeholder geniesst und als Bindeglied zur GL fungiert, befähigt er oder sie die Geschäftsleitung Fehler, Gefahren und mögliche sowie unscheinbare Details nicht vorzuenthalten. Diese Person holt alle Informationen ein und bildet die Resultate ab. Dazu misst und analysiert der Reputationscoach Key Performance Indikatoren in einem Reputationsmanagement-Dashboard. Daraus kristallisiert sich, wo das jeweilige Unternehmen noch stärker wachsen könnte, sich Chancen auftun, unnötige Schattengewächse beseitigt werden könnten oder die Bremse angezogen werden müsste.